French Open: Erstrundenaus in Paris – Aufholjagd von Thiem bleibt unbelohnt
Nach einem verpatzten Saisonstart hatte Dominic Thiem rechtzeitig zu den French Open in Paris wiederaufsteigende Tendenz gezeigt. Aber ausgerechnet an jener Stätte, an der er einst solch große Erfolge gefeiert hatte, 2016 und 2017 im Halbfinale bzw. 2018 und 2019 im Finale gestanden war, ist es dem 29-Jährigen auch heuer nicht gelungen, sein Leistungspotential abzurufen. Der US-Open-Gewinner von 2020 ist in Roland Garros zum dritten Mal in Serie nach 2021 und 2022 bereits in der ersten Runde ausgeschieden. Der Niederösterreicher (ATP 91) lieferte Pedro Cachin (ATP 64) einen 3:49-stündigen, langen Kampf und zunächst eine famose Aufholjagd, die letztlich aber vergeblich sein sollte: Er verlor gegen den Argentinier unterm Strich mit 3:6, 2:6, 7:6 (1), 6:4, 2:6. Für Thiem ist es insgesamt die fünfte Grand-Slam-Auftaktniederlage in Folge.
Dadurch ist Sebastian Ofner der letzte heimische Vertreter im Herren-Einzelbewerb. Der steirische Qualifikant (ATP 118) kämpft in Frankreichs Hauptstadt nun mittwochs gegen den auf 24 gesetzten US-Amerikaner Sebastian Korda (ATP 30) um den erhofften Einzug in die dritte Runde. Am Dienstag bestreitet zuerst noch die Vorarlbergerin Julia Grabher ihr Auftaktspiel bei den Damen. Die frischgebackene WTA-Finalistin von Rabat (WTA 61) trifft auf die niederländische Qualifikantin Arantxa Rus (WTA 114), eine Linkshänderin. In der Herren-Doppelkonkurrenz sind am Dienstagabend dazu vier Österreicher im Einsatz: Die zwei Monte-Carlo-Finalisten Sam Weissborn und Romain Arneodo (Monaco) treffen in einem rot-weiß-roten Duell auf Philipp Oswald und Robin Haase (Niederlande). Alexander Erler und Lucas Miedler sind ebenfalls dran: Das ÖTV-Davis-Cup-Duo fordert die auf fünf gereihten Lloyd Glasspool (Großbritannien) und Harri Heliövaara (Finnland).
84 Eigenfehler in 5 Sätzen unterm Strich zu viel
Thiem hatte das bisher einzige Duell mit Cachin im März 2022 beim ATP-125-Challenger in Marbella (Spanien) damals mit 3:6, 4:6 verloren, bei seinem ersten Auftritt nach seiner langwierigen Handgelenksverletzung. Das Revanchematch startete unter ganz anderen Vorzeichen, mit einem sich im Vorfeld allmählich wieder einer besseren Form nähernden Thiem – und begann für den Lichtenwörther trotzdem keineswegs besser. Zwar holte er einen schnellen 0:3-Rückstand gleich wieder auf, doch 17 unerzwungene Fehler stellten im ersten Satz letztlich eine zu große Hypothek dar. Verkrampfung und Fehlerhaftigkeit begleiteten ihn auch durch den zweiten Durchgang, und so ging dieser nach zwei klaren Breaks zum 0:1 und 2:5 sogar noch deutlicher verloren. Cachin beschränkte sich auf ein solides, risikoarmes Grundlinienspiel – für die Fehler sorgte Österreichs Nummer eins an diesem zunächst völlig verkorksten Tag.
Dann begann die Aufholjagd, die nach einer 4:1-Führung und einem Satzball bei 5:4 aber nochmal unterbrochen wurde: Nach dem Aufschlagverlust Thiems zum 5:6, nach hartem Kampf, hätte Cachin bereits im dritten Abschnitt, bei eigenem Service, alles klarmachen können. Thiem kämpfte zurück und erzwang noch ein Tiebreak, das er souverän für sich entschied. Das Momentum nahm er zunächst auch in den vierten Satz mit – wenngleich es dort nach 5:1-Führung und vier ausgelassenen Satzbällen (einer bei 5:2 und eigenem Aufschlag, drei bei 5:3) noch einmal etwas knapper wurde. Der nun vorhandene Mut zum Risiko zahlte sich dennoch zunehmend aus. Im zweiten Versuch servierte der ehemalige Weltranglistendritte zu null aus, doch diesmal gelang es ihm nicht, das Momentum auch in den nächsten Satz zu übertragen. Nach zwei Spielbällen musste er das Break zum 0:2 hinnehmen, die Unsicherheiten und vielen Eigenfehler der ersten beiden Sätze schlichen sich wieder ins Spiel ein.
Das Doppelbreak zu null zum 1:5 besiegelte Thiems Aus schon nahezu – das nochmalige Aufbäumen gegen Ende währte nicht lange, nach einem Rebreak zu null zum 2:5 stellten sich die nächsten Fehler ein. Mit seinem 18. unerzwungenen Fehler im fünften Abschnitt (doppelt so viele wie Cachin) bzw. dem insgesamt 84. in dieser Partie (bei 59 von Cachin) musste er sich vom Sandplatzklassiker in Paris bereits frühzeitig verabschieden. „Es ist schwierig, weil ich habe die ersten zwei Sätze richtig gehemmt und verkrampft gespielt. Da hat sehr wenig zusammengepasst“, so die erste, selbstkritische Reaktion von Thiem in seiner Pressekonferenz, gemäß „APA – Austria Presse Agentur“. „Dann habe ich mich richtig gut zurückgefightet in die Partie, und irgendwie bin ich es von mir gewohnt, dass ich dann solche Partien auch gewinne. Diese Überzeugung fehlt einfach zurzeit, das war das Problem. Deshalb habe ich’s nicht geschafft, den letzten Schritt zu gehen und mich für die gute Aufholjagd zu belohnen.“ Er möchte nun in der zweiten French-Open-Woche eventuell noch einen Sandplatz-Challenger einstreuen, danach geht’s auf Rasen weiter.
Hier alle Ergebnisse und Auslosungen der French Open in Paris.