Niederlage gegen Kroatien: Kein Aufstieg für ÖTV-Damen
Das ausgegebene Ziel Klassenerhalt hatte das Alpstar Billie Jean King Cup Team Austria bereits am Donnerstag mit dem hochdramatischen 2:1 über Schweden abhaken können, dem dritten Sieg in der vierten Begegnung in der Europa/Afrika-Gruppe 1. Die Kür ist den ÖTV-Damen in der Kreisstadt Serik in der türkischen Provinz Antalya am Karfreitag aber nicht geglückt: Die Mannschaft von Kapitänin Marion Maruska musste sich beim direkten Duell um den zweiten Gruppenplatz in Pool B dem klar favorisierten Kroatien geschlagen geben, bereits nach den zwei Einzeln war hierbei alles entschieden. Mit einem Sieg hätte Österreichs Nationalauswahl gegen den Zweiten aus Pool A ein Play-off um den Aufstieg in das Weltgruppen-Play-off im November bestritten. Dennoch beendete man die Gruppe auf dem ausgezeichneten dritten Rang – frei von jeglichen Abstiegssorgen. Am Samstag sind die ÖTV-Ladies trotzdem ein letztes Mal im Einsatz: In einem Platzierungsspiel trifft man ab 9:00 Uhr MESZ auf den Dritten der Gruppe A, den Gastgeber Türkei.
Schon vor diesem letzten Gruppenspiel war klar, dass es sich für das Alpstar Billie Jean King Cup Team Austria diesmal um eine wahre Mammutaufgabe handelt, befinden sich im Kader von Kroatien doch mit Petra Martic (WTA 60), Ana Konjuh (WTA 64) und Donna Vekic (WTA 108) gleich drei Spielerinnen, die bereits unter den Top 20 der Welt standen. Die heimischen Damen nahmen die Herausforderung jedoch an und hielten gut dagegen, ganz besonders Sinja Kraus beim Eröffnungseinzel. Die Wienerin (WTA 402) hatte gegen Vekic nach ihrem in dieser Woche nahezu traditionellen Fehlstart und raschem 0:2- und 30:40-Rückstand nach mehreren gewonnenen knappen Games bei 4:3 und 0:40 gar drei Chancen, um den Verlauf des ersten Satzes womöglich in ihre Richtung zu drehen. Doch dies gelang nicht – und so musste die 19-Jährige den Eröffnungsdurchgang nach einem Aufschlagverlust zum 5:6 letztlich abgeben. Im zweiten Satz führte Kraus kurzzeitig gar 2:0 und 3:2, danach war ihr aber kein Spielgewinn mehr vergönnt, die vergebene Chance zum Rebreak zum 4:4 war schließlich der Knackpunkt zum 5:7, 3:6.
Julia Graber hatte anschließend mit Martic, die im Jänner 2020 noch die Nummer 14 der Welt war, eine ähnlich schwere Aufgabe. Im ersten Satz war für die Vorarlbergerin (WTA 198) zunächst nicht allzu viel zu holen: Sie konnte sich keine Breakmöglichkeit erspielen und den Serviceverlusten zum 0:2 und 2:6 daher nichts entgegensetzen. Anders das Bild im zweiten Durchgang, als Grabher in drei Returngames zu jeweils einem Breakball kam, Martic nur in einem, ehe die routinierte, 31 Jahre alte Kroatin im letzten Spiel dann doch zum einzigen und entscheidenden Break zuschlug. Damit steht Österreichs Nummer eins in der bisherigen Länderkampf-Woche aber immer noch bei einer positiven 3:2-Bilanz im Einzel, so wie auch Kraus und das Team insgesamt. Beim abschließenden Doppel gelang dem Polizistinnen-Paar Barbara Haas und Melanie Klaffner mit einem Siegpunkt zum 1:2 noch Ergebniskosmetik. Zwar verloren die beiden Oberösterreicherinnen den ersten Satz gegen Petra Marcinko und Tara Wurth mit 5:7, doch ihre Gegnerinnen gaben danach auf.
Die Stimmen aus dem Alpstar Billie Jean King Cup Team Austria
Marion Maruska (ÖTV-Kapitänin Alpstar Billie Jean King Cup Team Austria): „Das waren zwei sehr enge Matches, in beiden wäre ein bisschen mehr drinnen gewesen, vor allem bei Sinja. Das hätte ich mir gerne angeschaut, wenn das in einen dritten Satz gegangen wäre – denn Vekic hat jetzt nicht ganz so fit ausgeschaut. Martic hat gegen Julia stark begonnen, das sind halt zwei gute Spielerinnen, da brauchen wir gar nicht drüber reden. Aber unsere Mädels haben eigentlich beide super mitgespielt, haben auch gesehen, dass sie selbst gegen solche Top-Spielerinnen ihre Chancen haben. Auch wenn sie es verloren haben, waren es zwei gute Leistungen. Im morgigen Platzierungsspiel geht es eigentlich um nichts mehr, aber wir werden trotzdem nochmal alles geben.“
Jürgen Melzer (ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän): „Man muss sagen, dass wir uns einen Satzgewinn schon fast verdient hätten. Sinja hatte ja 4:3 und 0:40 im ersten Satz und war voll dabei. Wenn wir den gewinnen, schaue ich mir das gerne an. Und Julia hatte bei 4:4 im zweiten Satz Breakball, wo sie beim Return auf Winner geht und ihn drei Zentimeter hinter die Linie spielt. Also da war schon was drinnen. Nichtsdestotrotz sind die Kroatinnen, wie man auch von ihrem Ranking her sieht, natürlich gute Spielerinnen – aber da brauchen wir uns heute nicht genieren, es war absolut in Ordnung. Im Endeffekt haben wir unser Ziel, dass wir die Spielklasse halten wollten, erreicht. Jetzt müssen wir schauen, dass wir morgen noch einen schönen Ausklang finden.“
Sinja Kraus: „Es war echt sehr knapp. Ich habe alles gegeben und bin natürlich auch ein bisschen enttäuscht, vor allem weil ich Chancen hatte. Aber ich bin trotzdem zufrieden mit meiner Leistung, ich konnte mein Spiel wirklich gut durchbringen und dominieren. Hin und wieder waren zu viele Fehler dabei, aber Vekic ist natürlich auch eine sehr gute, erfahrene Spielerin und lässt auch niemals locker. Wir können dennoch wirklich alle sehr stolz auf uns sein, wir haben die gesamte Woche eine tolle Leistung erbracht und ich bin sehr dankbar, Teil dieses Teams sein zu dürfen.“
Julia Grabher: „Ich habe leider nicht gut angefangen, ein bisschen verhalten, und meine Gegnerin hat hingegen sehr aggressiv begonnen und im Prinzip sehr intelligent gespielt, sie hat die Bälle früh genommen und mir die Zeit weggenommen. Im zweiten Satz habe ich mich dann auch besser gefühlt, mich besser auf das Spiel eingestellt und habe auch meine Chancen gehabt. Es ist sehr schade, dass ich diese nicht verwerten konnte, denn gegen solche Spielerinnen bekommt man halt nicht gar so viele Möglichkeiten, und wenn man welche hat, muss man die eben nützen.“
Barbara Haas: „Es ist nie so einfach, auf den Platz zu gehen, wenn’s schon entschieden ist – aber wir haben versucht, einfach zu spielen und unser Bestes zu geben. Wir haben den ersten Satz leider knapp verloren. Beim letzten Punkt ist Wurth umgeknickt. Sie hat bereits zuvor ein Tape oben gehabt und hat dann aufgegeben. Es war dadurch leider nur noch ein Satz, den wir spielen konnten.“
Melanie Klaffner: „Babsi und ich sind im Doppel gut gestartet, wir haben ein paar Games aber ein bisschen unglücklich verloren und dann auch den ersten Satz. Und dann haben die anderen aufgegeben. Es war in beiden Einzeln heute wieder knapp – vielleicht sogar noch knapper als das Ergebnis. Sinja und Julia hatten beide ihre Chancen. Da sieht man wieder, dass unsere Mädels voll dabei sind.“
Spielplan der Europa/Afrika-Gruppe 1 (11. bis 16. April), Pool B
Montag: Kroatien – Schweden 3:0, Österreich – Bulgarien 2:1, Slowenien – Georgien 2:1.
Dienstag: Schweden – Georgien 3:0, Slowenien - Österreich 2:1, Kroatien – Bulgarien 3:0.
Mittwoch: Bulgarien – Schweden 3:0, Slowenien – Kroatien 2:1, Österreich – Georgien 3:0.
Donnerstag: Österreich – Schweden 2:1, Kroatien – Georgien 3:0, Slowenien – Bulgarien 2:1.
Freitag: Schweden – Slowenien 2:1, Bulgarien – Georgien 2:1, Kroatien – Österreich 2:1.
Tabelle (Endstand):
- Slowenien (4 Siege, 1 Niederlage)
- Kroatien (4 Siege, 1 Niederlage)
- Österreich (3 Siege, 2 Niederlagen)
- Bulgarien (2 Siege, 3 Niederlagen)
- Schweden (2 Siege, 3 Niederlagen)
- Georgien (0 Siege, 5 Niederlagen)
Bei gleicher Sieganzahl von zwei Teams entscheidet das direkte Duell über die Reihung.
Modus: Die beiden Gruppensieger (Pool A und Pool B) sowie der Sieger des Duells der beiden Gruppenzweiten (am Samstag) qualifizieren sich fürs Weltgruppen-Play-off zum Billie Jean King Cup im November. Die beiden Gruppendritten bestreiten am Samstag ein Platzierungsspiel gegeneinander. Die letzten zwei Teams aus beiden Gruppen spielen hingegen gegeneinander in Kreuzspielen ebenfalls am Samstag gegen den Abstieg in die Europa/Afrika-Gruppe 2.