ITF Pörtschach: Kraus feiert auch zweiten W25-Triumph in Kärnten
Die heuer erstmals ausgetragene Carinthian Ladies Lake’s Trophy, mit vier Turnieren an den wundervollen Kärntner Seen, ist am Sonntag zu Mittag mit einem schönen Highlight aus rot-weiß-roter Sicht zu Ende gegangen. Mit Sinja Kraus hat sich hierbei nämlich eine junge Österreicherin bei der vierten und letzten Veranstaltung dieser Damenturnierserie in Pörtschach letztlich die Krone aufgesetzt. Die fünftgereihte Wienerin setzte sich beim finalen Showdown des ITF-W25-Sandplatzevents in der Werzer Arena gegen die einstige WTA-Top-100-Spielerin Ivana Jorovic aus Serbien nach 92 Minuten Spielzeit mit 6:1, 1:6, 6:2 durch. Da applaudierte ihr auch ÖTV-Vizepräsidentin Elke Romauch auf der Tribüne. Für die erst 20-jährige Kraus ist es der zweite volle Erfolg in dieser Turnierkategorie und zugleich ihr zweiter in dieser Saison und auch in der Heimat. Denn vor vier Wochen hatte sich die große ÖTV-Nachwuchshoffnung in Warmbad Villach (ebenso Kärnten) im dritten Finalversuch den Premierentitel auf dieser Ebene geschnappt. Kraus wird durch diesen Triumph ihr aktuelles Career High in der Weltrangliste von Platz 286 weiter verbessern. Der Schützling von Babak Momeni wird am 27. Juni voraussichtlich erstmalig unter den besten 250 der Welt aufscheinen.
Heimerfolg macht Kraus „richtig glücklich“
Kraus hatte im Zuge der Turnierwoche in Pörtschach nach dem ersten Durchgang in der ersten Runde keinen weiteren Satz mehr verloren. Im Endspiel war sie dann wieder mehr gefordert. Kein Wunder: Mit Jorovic stand ihr die Erstrundenbezwingerin von Österreichs Nummer drei Barbara Haas und eine Ex-Jugend-Weltranglistenerste gegenüber, die sich vor knapp drei Jahren bereits auf Rang 86 im WTA-Ranking befunden hatte. Jedoch war es Kraus, die ihrer starken Kontrahentin anfangs klar das Spielgeschehen aufzwang, mit druckvollem, kompromisslosem Grundlinientennis, das ihr auch unzählige direkte Punkte einbrachte. „Ich habe richtig gut begonnen, aggressiv gespielt. Ich hatte einen genauen Matchplan, ich wusste, wie ich sie zum Wackeln bringe, und sie hat dann auch am Ende des ersten Satzes einige Fehler gemacht“, sagte Kraus gegenüber dem ÖTV. Im zweiten Satz drehte Jorovic den Spieß um, agierte viel aktiver, Kraus’ Fehlerquote stieg. „Sie hat dann angezogen, mehr Tempo gemacht und versucht, das Spiel an sich zu reißen. Mir ist das Spiel ein bisserl davongelaufen. Sie hat dann auch Winner geschlagen, die sie davor nicht gemacht hat, war in einem Flow.“ Im entscheidenden dritten Durchgang blieb’s bis zur Mitte völlig offen. Kraus wehrte im ersten Game einen Breakball ab, hatte eineinhalb Sätze keinerlei Zugriff auf Jorovics Aufschlaggames, ehe sie eine kurze Schwächephase ihrer Gegnerin zum Break zum 4:2 nutzte. Darauf war die Wienerin nicht mehr zu halten.
Ihr Sieg mache sie „sehr happy“, wie Kraus versicherte: „Ich bin richtig glücklich und war auch mit meiner Leistung sehr zufrieden.“ Die lange Zeit ohne Breakmöglichkeit habe sie nicht beunruhigt: „Ich wusste, dass ich wieder meine Chancen bekomme. Wenn sie nicht unfassbar aufschlägt und sie vielleicht einmal wackelt, dass ich dann wieder da bin und sein werde. Und so war es dann auch, und danach habe ich’s super fertiggespielt.“ Dass ihr auch der zweite ITF-W25-Triumph in der Heimat gelang, das sei kein Zufall: „Ich fühle mich einfach megawohl, daheim zu spielen. Die ganzen fünf Wochen (inklusive Warmbad Villach, das noch nicht zu der Carinthian Ladies Lake’s Trophy zählte; Anmerkung) waren wundervoll. Ich habe mich so wohl bei den Turnieren gefühlt, und das spiegelt sich auch in meinem Spiel wider.“ Und dies wiederum im Ranking. Wo Kraus in nächster Zeit wenig zu verteidigen hat, so gute Karten besitzt, sich einen Platz in der US-Open-Qualifikation zu erspielen: „Das wäre jedenfalls mein nächstes großes Ziel. Daran habe ich die Woche nun auch schon gedacht.“ Die Marschroute und den Plan bis dorthin kennt sie allerdings noch nicht: „Absolut noch keine Ahnung“, lachte sie. „Ich werde nächste Woche erst mal ein bisschen runterkommen, paar Tage freimachen, dem Körper Zeit zur Erholung geben. Dann werde ich wieder eine Woche trainieren – und dann sehen wir, wie es weitergeht.“
Zufriedene Veranstalter: „Fünf absolut unbeschreibliche Wochen“
Seitens des Veranstalters zog man indes eine überaus positive Bilanz zu der Carinthian Ladies Lake’s Trophy. „Es waren fünf absolut unbeschreibliche Wochen hier in Kärnten“ (inklusive Warmbad Villach zuvor), freute sich der Turnierleiter Gernot Dreier, ehe er das Wort an Lebensgefährtin und Turnierleiterin Julia Adlbrecht übergab: „Wir sind wirklich sehr zufrieden mit dem Verlauf, alles hat gut gepasst. Wir hatten super Mitarbeiter, die Spielerinnen waren auch alle sehr zufrieden – in den letzten zwei Wochen in Pörtschach sowieso, aber auch davor in Annenheim. Und wir sind sehr stolz auf Sinja, dass sie beim ersten Turnier in Warmbad Villach und auch hier beim letzten gewonnen hat. Wir hoffen, dass sie das auch an die jungen österreichischen Spielerinnen weitergibt, dass sie diese Chance vor Ort nützen, um in den internationalen Tenniszirkus reinzuschnuppern“, hofft das Veranstalterpaar Dreier/Adlbrecht auf künftig noch mehr heimische Vertreterinnen.
Der Triumph von Kraus sei jedenfalls ein perfekter Abschluss gewesen: „Wir haben’s uns sehr gewünscht, dass sie es schafft.“ Dazu brauchte es diesmal gar keinen zusätzlichen Ansporn wie in Warmbad Villach, wo man Kraus für den Turniersieg vorab die Bezahlung ihrer Unterkunft in Aussicht gestellt hatte: „Das hat sie diesmal nicht benötigt“, lächelte Adlbrecht. „Sie ist in die Tennisfamilie hier hineingewachsen und miteingebaut worden, sodass sie sich hier wirklich wohlgefühlt hat. Und das macht viel aus für eine Spielerin, wenn man so angenommen wird. Wir waren mit ihr auch Bootfahren am Wörthersee und essen. Sie hat einfach gemerkt: Sie ist hier wirklich sehr willkommen.“ Insgesamt freute man sich am Finaltag über rund 150 Zuschauer: „Wir hoffen aber im nächsten Jahr auf noch mehr Interesse und werden dafür sicher entsprechend die Werbetrommel rühren.“ Trotz der auch enormen Anstrengungen habe die Premiere der Carinthian Ladies Lake’s Trophy Lust auf 2023 gemacht: „Es macht eben auch Spaß, wenn man merkt, dass alle Bemühungen bei den Spielerinnen gut angekommen sind.“