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Liepert im Viertelfinale, Kraus und Neumayer triumphieren bei win2day ÖTV-Staatsmeisterschaften

Die Favoriten setzen sich bei den nationalen Titelkämpfen in Oberpullendorf durch. Die Vorarlbergerin Mia Liepert sorgte für eine Überraschung.
Verfasst von: Manuel Wachta, Thomas Flax, 09.07.2023
Hat das Ländle im Einzel und Doppel bis ins Viertelfinale vertreten: Mia Liepert vom TC Bludenz

Die hochklassigen und hochkarätig besetzten win2day ÖTV-Staatsmeisterschaften sind am Sonntag beim TC Sport-Hotel Kurz in Oberpullendorf mit glatten Favoritensiegen zu Ende gegangen. Während bei den Herren Lukas Neumayer (STV/4) mit einem 6:1, 6:1 im Salzburger Endspiel gegen Jakob Aichhorn (STV) seinen Premierentitel aus dem Vorjahr erfolgreich verteidigte, feierte bei den Damen Sinja Kraus (OÖTV/2) durch ein 6:4, 6:2 im Finale gegen Anna-Lena Ebster (TTV/4) ebenfalls ihren zweiten Staatsmeistertitel, nach ihrem ersten Coup im Mittelburgenland im Jahr 2021. Siegerin und Sieger der vom 1. bis 9. Juli 2023 veranstalteten nationalen Titelkämpfe erhielten jeweils ein Rekordpreisgeld von 8000,- Euro, Finalistin und Finalist wurden mit je 4000,- Euro prämiert.

Im Damen-Doppelbewerb triumphierten im finalen Aufeinandertreffen der Topgesetzten jeweils erstmals Veronika Bokor (NÖTV) und Liel Marlies Rothensteiner (NÖTV), die gegen die an zwei gereihten Ebster und Chiara Semmelmeyer (NÖTV) mit 6:1, 6:2 die Oberhand behielten. „Ich habe meine Staatsmeisterschaften mit dem Doppel jetzt noch gerettet“, lächelte Bokor, die im Einzel ihr Auftaktspiel verloren hatte, „wir haben das Finale heute richtig stark gespielt – vor allem am Netz vorne waren wir gut aktiv.“ Für Rothensteiner war der Titelgewinn „was ganz Besonderes. Vor allem nach so einem Match wie gestern, wo wir nicht gerade gut gespielt haben. Es fühlt sich gut an.“ Der Herren-Doppelbewerb war schon samstags beendet worden und durch ein 4:2, 2:4 und 10:8 im Match Tiebreak gegen Aichhorn und Benedikt Emesz (STV) erstmals an Christoph Lang (WTV) und bereits ein wiederholtes Mal an Patrick Ofner (KTV) gegangen. Beim Mixed-Doppelbewerb haben sich heuer ebenso am Vortag zum ersten Mal Felix Steindl (NÖTV) und Lola Tavcar (NÖTV) durchsetzen können, und zwar durch ein 1:4, 4:2 und 10:5 im Match Tiebreak gegen das Vater-Tochter-Gespann Mario Haider-Maurer (BTV) und Lea Haider-Maurer (BTV).

Junge Bludenzerin im Viertelfinale

Mit einer Wildcard ausgestattet, siegte die Vorarlbergerin Mia Liepert vom TC Bludenz in der Auftaktrunde gegen Viktoria Kurz mit 6:3, 6:4 und überraschte anschließend in drei Durchgängen gegen die an dritter Position gesetzten Veronika Boikor aus Niederösterreich. Die 18-jährige Liepert gewann mit 4:6, 6:3, 6:3 und stand im darauffolgenden Viertelfinale ihrer Freundin und Doppelpartnerin Nina Pihal gegenüber. Nur knapp verpasste Liepert dabei den Einzug ins Semifinale und die damit verbundene Bronzemedaille. Sie unterlag schlussendich mit 6:3, 3:6 und 4:6.

Kraus’ erfüllte Mission, Neumayer auf Musters Spuren

Auf dem Centercourt wurde am Finaltag mit dem Damenfinale der Geherinnen gestartet. Kraus hatte als hohe Favoritin mit Ebster vor allem im ersten Satz mehr zu kämpfen als erwartet, ließ aber nach frühem 3:0 mit Doppelbreak in beiden Durchgängen nie wirklich Zweifel über den Ausgang der Partie aufkommen. Einzig im Eröffnungssatz wurde es bei 4:3 und 5:4 vorübergehend recht knapp. „Ich glaube, ich habe heute nicht wirklich mein bestes Tennis gespielt, hatte einige Schwierigkeiten, den Ball früh zu nehmen, das Spiel zu diktieren“, bekannte Kraus selbstkritisch. „Ich habe einfach zu viele Fehler gemacht, wodurch ich mir das Leben selbst schwergemacht habe. Und sie hat’s echt gut gemacht und versucht, mich mit Slices und Spins aus dem Rhythmus zu bringen. Ich bin trotzdem froh, dass ich gewonnen habe.“ Die erfüllte Mission „Zweiter Staatsmeistertitel“ machte die 21-jährige Wienerin „sehr glücklich“. Ihre zwei Jahre jüngere Finalgegnerin war sich bewusst: „Es ist natürlich schwierig, gegen Sinja zu gewinnen, aber man muss trotzdem reingehen, es versuchen und dran glauben. Jetzt bin ich schon ein bisschen enttäuscht, weil ich weiß, es wäre mehr gegangen. Aber eigentlich war’s ein gutes Spiel“, so Ebster.

Bei den Herren hatte ÖTV-Hallenmeister Aichhorn überraschend nacheinander die Davis-Cup-Asse Dennis Novak und Filip Misolic eliminiert, zudem am Samstagabend noch zwei Doppelspiele auf kurze Sätze absolviert. Den Anstrengungen dieses Monsterprogramms zollte der 24-Jährige gegen einen außerdem starken, konzentrierten Neumayer letztlich Tribut, konnte jeweils nur sein erstes Aufschlagspiel in beiden Sätzen halten und war in Summe chancenlos. „Es waren die letzten Tage intensive Matches – und ich bin das gar nicht mehr gewohnt, weil ich zuletzt null im Turniergeschehen drin war. Und ‚Luki’ hat es heute sehr clever gespielt, mich viel laufen und arbeiten lassen, und ich habe dann stets zu früh zu hohes Risiko gehen müssen und habe mich dafür zu schlecht bewegt. Aber es wäre auch so absolut schwer geworden, er hat es unfassbar gespielt“, erklärte Aichhorn das eindeutige Ergebnis. Auch Neumayer, der bei Startrainer Günter Bresnik und Gerald Kamitz trainiert, registrierte, dass Aichhorns Fitness „großen Effekt gehabt hat. Er ist in den langen Rallys eingegangen.“ Seinen Matchplan habe er jedoch auch gut umgesetzt. Was es dem 20-Jährigen denn bedeutet, nun in einem Atemzug mit Allzeitgröße Thomas Muster genannt zu werden, der 1984/1985 als Letzter seinen Herren-Staatsmeistertitel im Jahr darauf verteidigen konnte? „Das ist schon cool! Das bedeutet mir sehr viel.“

Rollstuhltennis: Pesendorfer „megahappy“, Riegler überrascht Langmann

Von Freitag bis Sonntag wurden zudem ein drittes Mal parallel zu den Gehern wieder die win2day ÖTV-Rollstuhltennis-Staatsmeisterschaften ausgetragen. Bei den Damen sollte sich Christina Pesendorfer (STV) im entscheidenden Gruppenmatch am Sonntag mit 6:2, 6:2 gegen Vanessa Jenewein (TTV) behaupten. „Ich bin megahappy mit meiner Leistung übers gesamte Turnier“, freute sich Pesendorfer nach ihrem zweiten Staatsmeistertitel. „Das Finale letzte Woche in Birrhard (Schweiz; Anmerkung) war viel wert. Ich bin derzeit ein bisschen in einem Flow drinnen und freue mich mega über den Titel.“ Bei den Herren endete im Endspiel der Topgesetzten vom frühen Sonntagnachmittag der zweitgereihte Josef Riegler (NÖTV) überraschend eine sechs Jahre lang anhaltende Regentschaft von Österreichs größtem Rollstuhltennis-Aushängeschild Nico Langmann (NÖTV), dank eines 6:2, 7:5. Dabei hatte Riegler noch am Vormittag – im Gegensatz zu Langmann, der zwei 6:0,-6:0-Siege eingefahren hatte – in seinem Halbfinale über drei Sätze gehen müssen.

„Konditionell bin ich gut beisammen, das habe ich immer schon gewusst. Aber trotzdem hatte ich vor dem Match ein bisschen Angst, dass ich vielleicht eingehe. Darum habe ich gleich im ersten Satz versucht, ein bisschen hopp oder dropp zu spielen, und es ist alles aufgegangen“, strahlte Riegler über seinen vierten Triumph nach 2014, 2015 und 2016. Nun wieder ganz oben zu stehen, „das ist ein brutales Gefühl. Ich bin überglücklich. Nico ist immer ums Alzerl besser gewesen, heute hatte er vielleicht nicht seinen besten Tag.“ Das Herrenfinale war zum zweiten Mal in Folge live auf ORF SPORT+ übertragen worden. Das gewohnte Siegerbild eines jubelnden Langmann gab es diesmal aber nicht zu sehen: „Es ist auch irgendwo klar, dass es kein Selbstläufer ist. Tennis ist nie ein Selbstläufer“, befand der Wiener. „Ich muss mich jetzt selbst vielleicht auch ein bisschen hinterfragen: Was habe ich an diesem Tag vielleicht falsch gemacht? Aber es war heute auch einfach ein guter Tag von Josef. Er hat sehr gut gespielt und hat es sich verdient.“

Langmann hatte sich dafür immerhin im Doppel am Samstag mit Thomas Flax (VTV) mit einem 5:7, 6:1 und 10:4 im Match Tiebreak über Gerhard Schuster (STTV) und Riegler die Krone aufgesetzt. Und im Quad-Wettbewerb verteidigte Roman Zechmeister (WTV) heuer seinen Vorjahressieg, mit dem 6:1, 6:0 über Michaela Hauser (OÖTV). Dank Hauptsponsor win2day wurden erstmals in der österreichischen Tennisgeschichte auch Preisgelder in den Rollstuhltennisbewerben ausgezahlt, gestaffelt je nach Größe des Teilnehmerfeldes der jeweiligen Klasse.

Hocherfreuliches Resümee – mit nur einem Wermutstropfen

Zum bereits 15. Mal in Folge fanden die ÖTV-Staatsmeisterschaften der Geher heuer in Oberpullendorf statt – am Finaltag vor den Augen von Elisabeth Trummer (Abgeordnete zum Burgenländischen Landtag, in Vertretung von Sportlandesrat Mag. Heinrich Dorner), Elisabeth Altmann (Assistenz der Geschäftsleitung win2day), Dr. Mag. Stephan Sharma (Präsident Special Olympics Burgenland und CEO Burgenland Energie), seitens ÖTV von Präsident Martin Ohneberg, Vizepräsidentin Elke Romauch, Geschäftsführer Wirtschaft Thomas Schweda sowie Sportkoordinatorin und Billie-Jean-King-Cup-Kapitänin Marion Maruska. Und vor begeisterten Zuschauer:innen, die sich den Tennissport auf höchstem Niveau nicht entgehen ließen und, trotz zunehmender Hitze im Laufe der Turnierwoche, auch für eine erfreuliche Kulisse bei den Finalspielen der Rollstuhltennis-Asse sorgten.

Veranstalter Kurz, der in den letzten Tagen einmal mehr viel Lob für die herausragende Organisation der nationalen Titelkämpfe erhalten hatte, zog ein positives Resümee des Events: „Grundsätzlich bin ich heuer mit allem zufrieden. Die Leistungen waren gut, die Berichterstattung war gut, der Zuspruch aller Beteiligten ist sehr positiv ausgefallen – ob seitens der Spieler:innen, der Funktionär:innen, der Sponsoren, des ÖTV. Gemeinsam mit dem ÖTV haben wir das Turniererlebnis und die Atmosphäre rund ums Turnier heuer noch einmal deutlich verbessern und die nächsten Entwicklungsschritte setzen können. Und ich glaube, auch den Rollstuhltennis-Spieler:innen hat es sehr gut gefallen.“ Zudem freute den Gastgeber bzw. BTV-Präsident, dass beim Charity-Doppel am Freitag gesamt 6600,- Euro für einen guten Zweck gesammelt werden konnten, zu Gunsten von „DAFF – Dachverband Burgenländischer Frauen-, Mädchen- und Familienberatungsstellen“. Einen einzigen Wermutstropfen fand Kurz allerdings: die immer noch zu leeren Publikumsränge – „auch wenn die Stimmung jedes Jahr einen Deut besser wird.“ In den nächsten Jahren sei es wichtig, „dass uns die Sponsoren, Unterstützer und Partner gewogen bleiben. Und dass wir den Vertrag mit dem ORF, dem ich ebenfalls sehr danken möchte, verlängern.“

Mit allen Unterstützern und Partnern neue Meilensteine gesetzt

So wie Kurz dankte ÖTV-Präsident Ohneberg, bei seiner Ansprache bei der Siegerehrung, herzlich allen Beteiligten: „Wir haben wieder eine fantastische Veranstaltung erlebt. Ich möchte mich hiermit bei sämtlichen Unterstützern und Sponsoren, allen voran dem Land Burgenland, der Stadtgemeinde Oberpullendorf, Hauptsponsor win2day und Burgenland Energie, vielmals bedanken. Ohne diese und ohne Günter Kurz als ungemein engagiertem Veranstalter wäre ein derartiges Event nicht möglich.“ ÖTV-Geschäftsführer Wirtschaft Schweda freute sich, „dass wir wieder einen weiteren Meilenstein mit der Veranstaltung gesetzt haben – mit Rekordpreisgeld, LED-Spielstands- und -Geschwindigkeitsanzeigen, mit einem verstärkten Digitalisierungsangebot, durch eine erstmalige Übertragung vom Centercourt und den Courts 3, 4 und 5, vom ersten Ballwechsel in der Qualifikation weg, auf ÖTV TV. Und zudem hat ORF SPORT+ seit Donnerstag wiederum rund 30 Stunden live vor Ort berichtet, wofür wir uns herzlich bedanken wollen.“

ÖTV-Sportkoordinatorin und Billie-Jean-King-Cup-Kapitänin Maruska sah aus sportlicher Sicht „zwei würdige Sieger:innen. Mit Kraus hat die Topfavoritin der Damen im Endeffekt souverän gewonnen, auch wenn sie ein bisschen unzufrieden war, weil sie in Österreich daheim bei Staatsmeisterschaften natürlich ihr bestes Tennis zeigen wollte. Ebster hat mit ihrem überraschenden Finaleinzug aufgezeigt, auch im Finale gut dagegengehalten. Neumayer hat heute sehr gut und solide gespielt und keinen Zweifel aufkommen lassen, dass er der bessere Spieler auf dem Platz ist. Dass Aichhorn zuvor dank wirklich starker Leistungen Dennis Novak und Filip Misolic geschlagen hat, war sicherlich überraschend. Im Endspiel war bei ihm dann wohl etwas die Luft draußen. Es waren rundum gelungene ÖTV-Staatsmeisterschaften, ein super Event für die Spieler:innen.“ ÖTV-Vizepräsidentin Romauch zog ebenso „ein äußerst positives Fazit“: „Ein besonders großes Dankeschön, dass hier auch die ÖTV-Rollstuhltennis-Staatsmeisterschaften wieder so gut integriert worden sind, wie schon in den letzten beiden Jahren. Vor allem auch, dass der Finaltag gemeinsam mit den Gehern gestaltet werden kann, ist eine ganz besondere Aufwertung für und eine sehr schöne, gute Signalwirkung an das österreichische Rollstuhltennis und alle Athlet:innen, aber auch für das österreichische Tennis insgesamt und das Publikum, das hier vor Ort war und das genossen hat.“

| ÖTV
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Von links nach rechts: Thomas Schweda (ÖTV-Geschäftsführer Wirtschaft), Sinja Kraus (Damen-Einzelsiegerin), Lukas Neumayer (Herren-Einzelsieger), Martin Ohneberg (ÖTV-Präsident).
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Die Siegerehrung im Damendoppel, von links nach rechts: Marion Maruska (ÖTV-Sportkoordinatorin und -Billie-Jean-King-Cup-Kapitänin), 1. Veronika Bokor / Liel Marlies Rothensteiner, 2. Chiara Semmelmeyer / Anna-Lena Ebster.
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Die Siegerehrung im Rollstuhltennis.
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