Danube Upper Austria Open: Novak ringt Miedler nieder, auch Rodionov im Halbfinale
Fünf von sechs Österreichern im Hauptbewerb hatten das Achtelfinale erreicht, drei das Viertelfinale: Die Hausherren haben beim Danube Upper Austria Open vollauf überzeugt. Am Freitag hat sich das rot-weiß-rote Kontingent beim ATP-Sandplatz-Challenger in der Kategorie 100 in Mauthausen zwar weiter reduziert, dies war jedoch durch das nächste interne Duell bereits im Vorhinein festgestanden. Denn Dennis Novak musste nach dem Vortagessieg über Gerald Melzer durch dessen Aufgabe zum zweiten Mal in Folge gegen einen Landsmann ran – und konnte sich auch diesmal behaupten. Der achtgesetzte 28-Jährige (ATP 148) zwang in einem ungemein knappen, dramatischen Niederösterreicher-Vergleich den Qualifikanten Lucas Miedler (ATP 310) nach 2:26 Stunden Spielzeit mit 6:7 (6), 6:1, 7:6 (5) in die Knie. Novak spielt jetzt am Samstag gegen den zweitpositionierten Tschechen Jiri Lehecka (ATP 88) um einen Platz im Endspiel. Auch Jurij Rodionov hat die Chance noch gehabt – und sie genützt: Der ebenfalls in Niederösterreich wohnhafte 22-Jährige (ATP 157) profitierte im Anschluss bei seinem Viertelfinalmatch von der Aufgabe des Ungarn Attila Balazs (ATP 266) beim Stand von 6:4, 3:0. Auf ihn wartet im Halbfinale ein weiterer Ungar, Qualifikant Mate Valkusz (ATP 309), der den topgesetzten Australier John Millman (ATP 85) am Freitagabend mit 6:4, 1:6, 6:3 eliminierte.
Novak im Tennis-Thriller eine Spur stärker
Dreimal waren sich Novak und Miedler auf Challenger- und Future-Leistungsebene zuvor gegenübergestanden, stets hatte sich hierbei Ersterer durchgesetzt. Und der Schützling von Günter Bresnik sollte seine weiße Weste auch bei dem Heimturnier in Oberösterreich an der Donau behalten können, nach dem bis dato mit Abstand spannendsten Vergleich. Novak war dabei von Beginn an der viel aktivere Spieler, Miedler verließ sich weitgehend auf seine Defensiv- und Konterqualitäten. Das erste Break zum 2:1 musste Novak sofort wieder abgeben, nach je zwei weiteren Chancen auf beiden Seiten – er wehrte dabei gar einen Satzball bei 4:5 ab – ging es ins Tiebreak. Dort riskierte Novak dann (zu) viel, zielte mehrmals lediglich hauchdünn neben die Seitenlinien, kam bei 6:5 trotzdem ebenfalls zu einem Satzball, Miedler war letztlich aber der Glücklichere. Beim Tullner machten sich im zweiten Abschnitt dann die Strapazen der letzten Tage bemerkbar: Er hatte schon beim vorwöchigen ATP-Challenger in Ostrau je vier Einzel- und Doppelmatches bestritten, war am Samstag am Nachmittag mit dem Doppeltitel nach Mauthausen weitergereist, wo er ohne Pause ab Sonntag die Qualifikation bestritt und hier seitdem ebenfalls bereits vier Einzelmatches in die Beine bekam. Genau diese verließen ihn bei seinem fünften Auftritt im Einzel allmählich, er musste sich im zweiten Satz am Oberschenkel behandeln lassen. Dazu agierte Novak dann klüger, kam vermehrt mit merklich besser kontrolliertem Risiko zum Erfolg und erzwang mühelos einen Entscheidungssatz.
Auch da wirkte Novak spritziger, verteilte aber zeitweise zu viele Geschenke und Miedler mobilisierte nochmals alle Kräfte, versuchte wiederholt, selbst die Initiative zu ergreifen und die Ballwechsel – wo möglich – abzukürzen. So musste Novak das Break zum 3:2 so wie in Satz eins gleich wieder hergeben, mit einem kapitalen Smashfehler ins Netz, trotz völlig leerem Feld. Und auch ein gewonnenes Returngame zum 5:4 bedeutete noch nicht die Vorentscheidung: Miedler erkämpfte sich das Rebreak und in weiterer Folge auch ein alles entscheidendes Tiebreak. Dort verhalf ihm sein Gegner mit einigen leichten Fehlern zweimal zu einer Minibreak-Führung von 2:1 und 4:2, bis Novak mit drei Punkten in Serie zu kontern vermochte und, nach einem Reminibreak zum 5:5, bei 6:5 doch seinen ersten Matchball nützen konnte. „Es war ein sehr hartes und schwieriges Match“, sagte Novak daraufhin beim Interview mit ORF Sport+. „Ich bin einfach glücklich, dass ich jetzt durch bin. Ich habe mir das Leben mit zu vielen Eigenfehlern selbst schwer gemacht. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Als ich auf das Match serviert habe, war ich einfach zu passiv. Ich spiele zwischendurch unglaubliche Punkte und dann mache ich wieder so leichte Fehler. Das muss ich in den Griff bekommen. Luki (Miedler; Anmerkung) ist richtig gut drauf, das hat er in den letzten Wochen gezeigt. Wenn ich morgen wie in den letzten Tagen spiele, werde ich eine drüber kriegen. Jetzt heißt es gut regenerieren, damit ich morgen wieder frisch auf den Platz gehen kann“, erklärte Novak recht selbstkritisch.
Rodionov: „Genieße es, hier zu spielen“
„Wenn man 6:7 im dritten Satz verliert, war man nicht so viel schlechter als der Gegner. Aber Dennis (Novak; Anmerkung) hat heute gut gespielt und verdient gewonnen“, wollte Miedler im TV-Interview fair anerkennen und anmerken. „Im Endeffekt haben mir nur ein paar Punkte gefehlt. Ich war heute nicht mehr ganz frisch, hatte sehr viele Spiele in den Beinen. Jetzt heißt es noch volle Konzentration auf unser Doppelhalbfinale“, so der 25-Jährige. Auch Jürgen Melzer ließ sich diese spannende Begegnung in Mauthausen nicht entgehen, am Vorabend direkt vom ITF-Jugendturnier in Villach angekommen. Der ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän konnte anschließend noch ein weiteres rot-weiß-rotes Erfolgserlebnis live erleben: den Sieg von Rodionov, der die Veranstalter und Fans sogar weiterhin von einem Österreicher-Finale träumen lässt. Dabei erwischte der junge Matzener zunächst den schlechteren Start, kam aber von einem zweimaligen Rückstand mit Break (1:2 und 2:4) jeweils zurück und spielte gegen Ende groß auf. Er entschied den ersten Satz mit einem starken Lauf von 16:5 in Punkten noch für sich – und nachdem er auch im zweiten Durchgang nach einem 12:3 in Punkten sowie satzübergreifend sieben Games am Stück auf 3:0 davonzog, gab ein müde wirkender Balazs mit Krämpfen auf.
„Man möchte als Spieler nie, dass ein Match so endet – ich hätte es gerne ausgespielt“, so Rodionov beim TV-Interview mit ORF Sport+. „Ich wünsche Attila (Balazs; Anmerkung) gute Besserung und hoffe, dass er bald wieder fit ist. Am Anfang war ich heute richtig nervös und musste erst hineinfinden. Mein Gegner war richtig gut und hat es mir nicht leicht gemacht, gerade am Beginn. Je länger das Spiel gedauert hat, umso besser habe ich hineingefunden und die Big Points gemacht. Ich bin wirklich sehr gut in Form und genieße es, hier zu spielen. Es ist unglaublich professionell und wir Spieler fühlen uns unglaublich wohl. Die Situation wird morgen im Halbfinale nicht einfacher, aber ich habe sehr viel Selbstvertrauen getankt“, erläuterte die zweite heimische Finalhoffnung, die in 2022 zum dritten Mal in ein Challenger-Semifinale einzog. Nach dem Sieg gegen den Ex-Weltranglisten-76. Balazs trifft Rodionov auf Millman-Bezwinger Valkusz, der über ein ganz besonderes, persönliches Highlight jubelte: „Es war ein unglaubliches Spiel, auch wenn die Rahmenbedingungen heute echt schwer waren. John (Millman; Anmerkung) ist physisch richtig stark, das merkt man bei Regenwetter noch mehr. Aber ich fühle mich auf dem Platz richtig wohl, obwohl ich ein wenig mit meiner Schulter zu kämpfen hatte. Es war heute einer meiner größten Karriereerfolge, noch nie habe ich gegen einen Top-100-Spieler gewonnen – das bedeutet mir sehr viel. Mit meiner Perfomance bin ich sehr zufrieden gewesen, das war gut für meinen Kopf“, resümierte Valkusz.
Erler/Miedler verpassen trotz Matchball Doppelfinale
Im Doppelbewerb sind die rot-weiß-roten Titelträume indes jetzt endgültig ausgeträumt. Hier setzte es für Miedler im Semifinale eine weitere, ganz knappe Niederlage an diesem Tag. Der Niederösterreicher kassierte mit dem Tiroler Alexander Erler nach dem Triumph beim Ostrau-Challenger letzte Woche die erste Niederlage nach fünf Siegen in Folge: Die beiden zogen gegen das Alternates-Team Johannes Härteis (Deutschland) und Benjamin Hassan (Libanon) mit 2:6, 6:3 und 9:11 im Match Tiebreak den Kürzeren und ließen dabei gar einen Matchball aus. Erler/Miedler kämpften sich dabei im zweiten Satz mit Miedlers letzten Kräften toll ins Match zurück, holten anschließend im Match Tiebreak einen 3:7-Rückstand auf und hatten bei 9:8 den ersten Matchball, den sie jedoch durch einen bloß knapp zu lang geratenen Return vergaben. Die letzten drei Punkte der Partie gingen am Ende an Härteis/Hassan, die damit im Endspiel am Samstag ab 12:00 Uhr auf die beiden Niederländer Sander Arends und David Pel treffen. „Im Doppel ist es immer eng. Egal, ob man gegen die Nummer 500 oder 50 spielt. Heute war das Glück leider nicht auf unserer Seite“, befand Erler danach gemäß einer Presseaussendung des Turniers. „Wir hatten im ersten Satz schnell 15:40, konnten daraus aber kein Kapital schlagen und waren rasch im Rückstand. Im zweiten Satz ging es genau in die andere Richtung und wir konnten ausgleichen. Im Match Tiebreak ging es dann hin und her, es war richtig spannend. Wir haben bis zum Schluss gekämpft, konnten uns aber dann knapp nicht durchsetzen. So ist das oftmals im Doppel“, berichtete Erler tiefenttäuscht. Dennoch wird er sein Career High in der Doppelweltrangliste weiter verbessern und sich erstmalig unter die besten 90 schieben, Miedler sich noch dichter an die Top 100.