NÖ Open powered by EVN: Das Kommen und Gehen der Favoriten
Drei klare Angelegenheiten, zwei beinharte Fights und eine waschechte Überraschung lieferten die Freitag-Matches beim ATP-100-Challenger beim TC Tulln. Am Samstag folgen das Doppelfinale und die Halbfinals im Einzel.
Das Line-up fürs Viertelfinale der NÖ Open powered by EVN war einerseits bärenstark und andererseits nicht wirklich überraschend, sind mit den Herren Ramos-Vinolas, Marterer und Cobolli immerhin die Nummern eins, drei und vier der Setzliste am Werk gewesen. Und zu tun hatten sie es zum allergrößten Teil mit Gegnern, die ebenfalls zumindest einen ATP-Challenger-Titel auf dem Konto haben. Einzig der 22-jährige, deutsche Youngster Henri Squire war bislang erst auf der ITF-Tour erfolgreich und sicherte sich dort heuer zwei Turniersiege. Den Anfang machte sein Landmann Maximilian Marterer (ATP-Rang 130) gegen den Argentinier Santiago Rodriguez-Taverna (ATP 270). Auf dem Papier ein ungleiches Duell, stand der Deutsche doch bereits auf Platz 45 der Weltrangliste, während es der Mann aus Buenos Aires „erst“ bis auf Rang 157 schaffte. Aber wie immer lag die Wahrheit auch in Tulln auf dem Platz bzw. auf dem Centercourt. Und so legte der Argentinier einen großartigen Start hin, knackte das Marterer-Service in Satz eins gleich zweimal und ging mit 6:4 in Front. In Satz zwei gelang es dann Marterer, das Percentage seines Linkshänderaufschlags nach oben zu schrauben, 83 Prozent erste Aufschläge ins Feld zu knallen und damit auch zu 83 Prozent den Punkt zu machen. Ergo: 6:4 für den Mann aus Nürnberg. Völlig ausgeglichen dann Satz drei – bis Deutschlands Nummer sechs im finalen Tiebreak doch um eine Spur aktiver auftrat, nur einen einzigen Gegenpunkt zuließ und letztlich mit 4:6, 6:4 7:6 (1) als Erster ins Semifinale einzog. Ebendort musste sich zeitgleich das Tullner Einserdoppel, die französische Paarung Théo Arribagé / Luca Sanchez, gegen das polnisch-deutsche Duo Piotr Matuszewski / Kai Wehnelt denkbar knapp mit 6:7 (9), 7:6 (5) und 8:10 im Match Tiebreak geschlagen geben.
Kopriva und Cobolli im Eilzugstempo weiter
Deutlich eiliger hatte man es dann in den folgenden beide Einzelpartien. Und mit dem Tschechen Vit Kopriva (ATP 194) war es jener Mann, der schon die Nummer zwei der Setzliste, den Niederösterreicher Jurij Rodionov (ATP 100), im Achtelfinale in drei Sätzen verabschiedet hatte, und nun mit dem Bezwinger von Dennis Novak (ATP 186), dem Bulgaren Dimitar Kuzmanov (ATP 191), besonders kurzen Prozess machte. Dieser brachte ein 6:1, 6:1 in 1:09 Stunden und die erste fixe Semifinalpaarung für Samstag, an dem Kopriva auf Marterer treffen wird.
Noch heftiger aufs Tempo drückte dann der erst 21-jährige Flavio Cobolli, der nur drei Jahre nach seinem Einstieg in die Weltrangliste schon auf Platz 137 steht. Der Italiener scheuchte den aufschlagstarken, aber an diesem Freitag etwas schlaksig wirkenden Miedler-Bezwinger Henri Squire (ATP 278) aus Duisburg mit gefinkeltem Winkelspiel und wohldosierten Stoppbällen über den Centercourt. Für seinen 6:1,-6:2-Sieg brauchte der junge Mann aus Florenz gerade einmal 49 Minuten. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner heutigen Leistung. Es fühlt sich großartig an, wenn eine Taktik wirklich perfekt aufgeht“, so Cobolli gleich nach dem Match. Welche Strategie dann im Semifinale gefragt sein würde, konnte der von seinem Vater, dem Ex-Profi Stefano, betreute Cobolli unmittelbar im Anschluss ertüfteln.
Wiedergenesener Nagal nimmt Ramos-Vinolas raus
Im letzten Freitagseinzel bekam es nämlich der topgesetzte Spanier Albert Ramos-Vinolas (ATP 88) mit dem aktuell bestgereihten Inder Sumit Nagal (ATP 189) zu tun. Und der quirlige Rechtshänder zeigte von Beginn wann, welche Qualitäten ihn unter die letzten Acht der NÖ Open powered by EVN gebracht hatten: technisch solide Grundschläge und unbändiger Kampfgeist. Zwei Elemente, auf die aber halt auch Lefty Ramos-Vinolas seit Jahren baut und die diesen etwa 2017 bis auf Platz 17 der Weltrangliste gehievt hatten. Die für Tulln 2023 logische Folge war eine hochdramatische Partie mit spektakulären Ballwechseln, in denen in Satz eins letztlich Nagal im Tiebreak die Nase vorne hatte. Nicht wenige Fans auf den bestens gefüllten Tribünen erwarteten danach einen katalanischen Gegenschlag. Allein der Mann aus dem nordindischen Jhajjar ließ es voll konzentriert weiter krachen und nahm dem Spanier bei 1:1 den Aufschlag ab, bestätigte unmittelbar danach das Break und legte bei 5:3 ein weiteres zum doch überraschenden Sieg nach. 7:6 (6), 6:3 und ein Sumit Nagal, der nach dem Match so analysierte: „Der Schlüssel war, dass ich mich heute, nach meinen Magenproblemen von gestern, wieder topfit gefühlt habe. Nachdem ich mir Satz eins erkämpfen konnte, habe ich gespürt, wie mehr Selbstvertrauen gekommen ist. Ich bin wirklich happy und freue mich schon auf das Semifinale gegen Flavio Cobolli!“
Schon vor dem Matchball auf dem Centercourt „entledigte“ sich übrigens der auch noch im Doppel an der Seite seines Landsmannes Daniel Masur engagiert gewesene Marterer der Zweifachbelastung. Nach dem 3:6, 4:6 gegen das slowenisch-tschechische Paar Blaz Rola und Zdenek Kolar kann sich Marterer auf sein samstägliches Einzel gegen Kopriva konzentrieren. Und seine Bezwinger auf ihr Endspiel gegen Matuszewski/Wehnelt. Dieses macht um 11:00 Uhr den Anfang. Um nicht vor 13:00 Uhr folgt dann Marterer gegen Kopriva, anschließend Nagal gegen Cobolli.
Programmhinweise: ATP Challenger TV streamt täglich live von allen Plätzen. Sämtliche Matches auf dem Center Court sind seit Montag auch via www.oetv.tv zu sehen. Und seit 6. September ist ORF SPORT+ mit Co-Kommentator Alexander Peya auf Sendung.
Das Ticketing für die NÖ Open powered by EVN erfolgt online via www.oeticket.com, an den Vorverkaufsstellen bzw. an der Tageskasse. NÖ-Card-Besitzer:innen erhalten 25 Prozent Ermäßigung.