NÖ Open powered by EVN: Der Abschied des Last Action Heros
Das Viertelfinale des ATP-100-Challengers von Tulln ist komplett. Acht Akteure aus sieben verschiedenen Nationen spielen freitags um vier Semifinaltickets für den Einzelbewerb. Im Doppel geht’s bereits um den Finaleinzug.
Auch Spieltag 5 der NÖ Open powered by EVN brachte vom Spielbeginn weg das, was man am TC Tulln fast schon gewohnt ist: Spannung und Spitzentennis pur. Auf dem Centre Court gingen die beiden Deutschen, der an drei gesetzte Maximilian Marterer (ATP-Rang 130) und der ein Jahr jüngere Timo Stodder (ATP 273) in ein Tiebreak, welches Marterer knapp mit 11:9 für sich entscheiden konnte. Auf dem Grandstand gewann derweil die Nummer sechs der Tullner Setzliste, der Russe Ivan Gakhov (ATP 161) Durchgang eins gegen den Argentinier Santiago Rodriguez Taverna (ATP 270) ebenfalls mit 7:6. Aber während Marterer am Hauptplatz sein Viertelfinalticket letztlich im Eilzugtempo, nämlich gesamt mit 7:6, 6:1 löste, kostete man auf dem Nebenplatz die hervorragenden Bedingungen so richtig aus. Schnell hatte der Mann aus Buenos Aires nämlich den Verlust von Satz eins weggesteckt und mit 6:4 zurückgeschlagen. Der dritte Satz brachte dann vor bummvollen Rängen alles, was der Tennissport zu bieten hat: technische Feinheiten, mentale Achterbahnfahrten, Break und Rebreak und praktisch ausschließlich Games, die über gleich mehrere Einstände entschieden wurden. Das bessere Ende hatte letztlich Rodriguez Taverna für sich, der das finale Tiebreak zu seinen Gunsten zum 6:7 (4), 6:4, 7:6 (4) für sich entschied und freitags im Viertelfinale auf Marterer trifft.
Ramos-Vinolas „zu solide“ für Melzer
Schlag 14:00 Uhr betraten dann die Hauptdarsteller der, speziell für Österreich-Fans, vielleicht wichtigsten Partie des Tages den Centre Court. In dieser Achtelfinalbegegnung durfte der niederösterreichische Lokalmatador Gerald Melzer (ATP 616) als letzter ÖTV-Athlet im Einzelfeld gegen die Nummer eins der Setzliste von Tulln, den Spanier Albert Ramos-Vinolas (ATP 88), ran. Und von Anfang an war auch dieses Match zweier Linkshänder ein, zumindest an der Länge und Intensität der Ballwechsel gemessen, ausgeglichenes. Umso bitterer für den 33-jährigen Melzer, dass er gleich im ersten Game mehrere Breakchancen ungenutzt ließ, um dann postwendend sein erstes Aufschlagspiel zu verlieren. Ein Rückstand, der gegen den so erfahrenen, zwei Jahre älteren Mann aus Barcelona trotz großer Risikofreude zwar noch aufzuholen war, denn kurzzeitig führte Melzer nach 0:2-Rückstand dann sogar 3:2 mit Break, doch daraufhin war ihm im ersten Satz kein Spielgewinn mehr vergönnt. Satz zwei ging ebenfalls mit einem Break gegen den Deutsch-Wagramer los. Der Anfang vom Ende. Immer weiter musste der eine an und über sein aktuelles Limit und immer solider nutzte der andere die daraus resultierende Fehleranfälligkeit, um sein bekannt-bewährtes Percentage-Tennis aufzuziehen, welches Ramos-Vinolas schon bis auf Platz 17 der Weltrangliste gebracht hat.
Letztlich siegte der Katalane glatt mit 6:3, 6:2. Das trockene Fazit Melzers: „Man kennt Alberts Qualitäten, und für das, was ich heute auf den Platz gebracht habe, waren diese zu solide.“ Bitter, besonders für Melzer-Fans, war danach auch noch das 2:6,-2:6-Aus des heimischen „Last Action Heros“ im Doppel-Viertelfinale an der Seite des Deutschen Mats Moraing gegen Zdenek Kolar (Tschechien) und Blaz Rola (Slowenien). Der nächste Gegner für Ramos-Vinolas wurde dann im letzten Einzel am Donnerstag zwischen dem Inder Sumit Nagal (ATP 189) und dem Ukrainer Vitaliy Sachko (ATP 165) ermittelt. Und nach 2:46 Stunden stand Indiens aktuelle Nummer eins mit 7:6 (2), 6:3, 6:3 als Sieger fest. Die übrigen Viertelfinalmatches lauten Flavio Cobolli (ATP 137) aus Italien gegen Henri Squire (ATP 278) aus Deutschland sowie Dimitar Kuzmanov (ATP 191) aus Bulgarien gegen Vit Kopriva (ATP 194) aus Tschechien.
Beinahe zeitgleich mit dem Abschied des letzten Österreichers aus dem Einzelraster mussten auf dem Grandstand der Burgenländer Matthias Ujvary (19 Jahre) und der Tiroler Sandro Kopp (23 Jahre) leise „au revoir“ zu den NÖ Open powered by EVN sagen. Gegen die topgesetzten Franzosen Théo Arribagé und Luca Sanchez ging der auch von rot-weiß-roter Seite sehr beherzt gespielte erste Satz, nach 3:0-Führung und Spielball zum 4:0 sowie 5:3-Führung, doch mit 6:7 (5) verloren, im zweiten wirkte die Enttäuschung dann einen Tick zu lange nach, was in ein 3:6 mündete. Die Enttäuschung hielt sich nach dem Zweitrunden-Out trotzdem in Grenzen. Besonders Youngster Ujvary zog eine höchst positive Tulln-Bilanz: „Ich bin extrem dankbar für die Wildcards. Zusammen mit meinem Trainer haben wir meine Matches genau analysiert und sind auf einige Dinge gekommen, die ich künftig besser machen kann und werde. Super war natürlich auch, dass ich viele arriviertere Spieler beim Training studieren konnte. Das alles wird mir in meiner weiteren Karriere sicher weiterhelfen!“
„One-Shot-Challenge“ als „einzigartiges Erlebnis“
Möglicherweise den Höhepunkt ihrer bisherigen Karrieren bildete die vom SPORTLAND Niederösterreich initiierte „One-Shot-Challenge“ auf einem Original-Turniercourt der NÖ Open powered by EVN für jene 48 Spielerinnen und Spieler mit unterschiedlichem Leistungsniveau, die im K.o.-System gegeneinander antraten. Das Besondere an diesem Turnier im Turnier, bei dem ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer als Schirmherr fungierte: Pro Match wurde nur ein einziger Punkt gespielt. Ein Punktgewinn bedeutete also den Matchgewinn und den Aufstieg in die nächste Runde. Am Ende setzte sich Markus Kallinger aus Wiener Neustadt im Finale gegen Jürgen Tragschitz aus Kirchberg am Wagram durch. Den Siegespreis, zwei VIP-Tickets für den Finalsonntag des Tullner ATP-100-Challengers, übergab Sportlandesrat und LH-Stellvertreter Udo Landbauer, der sich mit beiden Tennisevents in der Gartenstadt hochzufrieden zeigte: „Die NÖ Open hier in Tulln sind ein absolutes Highlight im SPORTLAND Niederösterreich, welches auch sehr positiv zur Entwicklung des Tennissports in unserem Bundesland beiträgt. Dieses besondere Flair, im Rahmen eines ATP-Challengers zu spielen, wollten wir auch unseren heimischen Hobbyspielern und Nachwuchstalenten ermöglichen. Ich bin überzeugt, dass uns mit diesem Side-Event ein einzigartiges Erlebnis gelungen ist, dass das Tennisfest hier auf der Anlage des TC Tulln hervorragend ergänzt hat und allen Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben wird.“
Programmhinweise: ATP Challenger TV streamt täglich live von allen Plätzen. Sämtliche Matches auf dem Center Court sind seit Montag auch via www.oetv.tv zu sehen. Und seit 6. September ist ORF SPORT+ mit Co-Kommentator Alexander Peya auf Sendung.
Das Ticketing für die NÖ Open powered by EVN erfolgt online via www.oeticket.com, an den Vorverkaufsstellen bzw. an der Tageskasse. NÖ-Card-Besitzer:innen erhalten 25 Prozent Ermäßigung. Inhaber:innen einer NÖTV-Lizenzkarte erhalten in der Turnierwoche von Mittwoch bis Freitag beim Vorweisen an der Tageskasse 25 Prozent Ermäßigung.