Salzburg Open presented by mystaff.: Thiem feiert ersten Comeback-Sieg
Im achten Anlauf hat’s geklappt: Dominic Thiem hat ausgerechnet in der Heimat, beim Salzburg Open presented by mystaff., seinen ersten Sieg im Rahmen seines Comebacks gefeiert – nach gesamt zehn Niederlagen in Folge, drei davon bis zu seiner vor mehr als einem Jahr erlittenen Handgelenksverletzung. Der US-Open-Champion von 2020 hat bei dem ATP-125-Sandplatz-Challenger beim 1. STC im Salzburger Volksgarten zum Auftakt ein Österreicher-Duell gewonnen. Der Niederösterreicher (ATP 346) setzte sich Dienstag am Abend auf dem mit 1000 Zuschauern seit Tagen restlos ausverkauften Centercourt nach hartem Kampf gegen den Steirer Filip Misolic (ATP 210) in zwei Sätzen durch. Nach 2:08 Stunden Spielzeit hieß es 6:4, 7:5 für den 28-Jährigen, der dadurch im Achtelfinale am Donnerstag (erneut um nicht vor 18:00, live auf ORF SPORT+) auf den siebtgesetzten Facundo Bagnis (ATP 102) trifft. Der Linkshänder aus Argentinien ist der Titelverteidiger: Er hatte 2021, damals noch in Anif, die Erstausgabe des Turniers für sich entschieden.
Staatsmeister Neumayer bezwingt Ex-Weltranglistensechsten
Generell ist der zweite Hauptbewerbstag in Salzburg aus rot-weiß-roter Sicht in Summe erfreulich verlaufen. Immerhin drei der vier übrigen Österreicher sind eine Runde weiter: Qualifikant Maximilian Neuchrist, Dennis Novak und Lukas Neumayer sind beim 134.920-Euro-Turnier jeweils ins Achtelfinale eingezogen, einzig Lucas Miedler ist ausgeschieden. Der niederösterreichische Qualifikant (ATP 285) musste sich zu Tagesbeginn dem Lucky Loser Pol Martin Tiffon (ATP 289) aus Spanien, der für den aufgrund einer Verletzung am rechten Knöchel absagenden Slowaken Andrej Martin nachgerückt war, mit 4:6, 6:3, 0:6 geschlagen geben. Der Wiener Neuchrist (ATP 457), in der Vorwoche Halbfinalist bei den Burgenland Energie ÖTV-Staatsmeisterschaften in Oberpullendorf, lieferte mit einem 7:6 (5), 6:3 gegen den Tschechen Zdenek Kolar (ATP 119) eine Überraschung. Der 30-Jährige bekommt es damit am Donnerstag mit dem viertgesetzten, spanischen Sandplatzwühler Roberto Carballes Baena (ATP 87) zu tun.
Novak (ATP 153) konnte den russischen Qualifikanten Ivan Gakhov (ATP 361) mit 6:2, 7:5 eliminieren. Der 28-jährige Niederösterreicher hat am Mittwoch (nicht vor 17:00 Uhr) mit dem zweitgesetzten Serben Dusan Lajovic (ATP 64), immerhin Finalist des ATP-Masters-1000-Turniers von Monte Carlo 2019, eine schwierige Aufgabe vor sich. Neumayer nahm indes den Schwung seines ersten Staatsmeistertitels zu seinem Heimevent mit: Der erst 19-jährige Salzburger (ATP 439) feierte seinen ersten Challenger-Hauptbewerbssieg und bezwang mit dem französischen Routinier Gilles Simon (ATP 170) die ehemalige Nummer sechs der Welt mit 6:2, 6:4. Dass es dieser noch nicht verlernt hat, hatte er erst kürzlich mit dem Drittrundeneinzug bei den French Open in Paris demonstriert. So wie Thiem und Neuchrist spielt auch Neumayer im Einzel erst am Donnerstag weiter, da wartet auf ihn neuerlich eine französische Bewährungsprobe: der topgesetzte Arthur Rinderknech (ATP 62). Im Doppel schieden hingegen der Salzburger Benedikt Emesz und der Tiroler Sandro Kopp (1:6, 2:6 gegen die beiden Tschechen Jiri Lehecka und Dalibor Svrcina) sowie Jurij Rodionov (3:6, 4:6 mit dem Deutschen Kai Lemstra gegen den Bosnier Aldin Setkic und den Russen Alexander Shevchenko) jeweils zum Auftakt aus.
Thiem kann dritten Satz gerade noch verhindern
Das große Highlight an diesem Dienstag bekamen die geduldigen Zuschauer erst zur TV-Primetime vorgesetzt: mit dem Auftritt des mit einer Wildcard ausgerüsteten Thiem, der es mit einem formstarken, aber in den letzten Tagen sehr beanspruchten Landsmann zu tun bekam. Denn Misolic hatte seit letztem Donnerstag sechs Partien in den Beinen, war bei den Staatsmeisterschaften erst im Finale Neumayer unterlegen und noch am selben Tag, am Sonntagabend, zu seinem ersten Qualifikationsspiel in Salzburg angetreten. Der Grazer schien die Belastungen der vergangenen Tage zeitweise stärker zu spüren, nahm auch nach sieben Spielen ein Medical Timeout, bot aber eine sensationelle kämpferische Leistung und verlangte Thiem dadurch alles ab. Dieser plagte sich zudem wieder mal mit seiner Chancenauswertung, konnte erst seine zehnte Breakmöglichkeit zum den ersten Satz vorentscheidenden Break zum 5:4 verwerten. Nachdem der Ex-Weltranglistendritte gleich zum Beginn des zweiten Durchgangs erneut Misolics Aufschlag durchbrach, nahm er sich plötzlich eine Offensiv-Auszeit, ließ sich weit hinter die Grundlinie zurückdrängen und seinen Gegner das Spiel machen. Misolic nützte dies zu einer 4:1- bzw. 5:2-Führung (nach 0:40 bei seinem Aufschlag), hatte bei diesem Stand bereits einen Satzball und bei 5:3 und 40:15 zwei weitere Satzbälle.
Thiem konnte sich aber einen entscheidenden dritten Satz ersparen, wehrte alle gesamt drei Satzbälle ab, schaffte noch das Break sowie nach 30:0 für Misolic das nächste zum 6:5 und servierte im Anschluss zu null aus. Misolic sprach, beim Interview auf dem Court mit Turnierbotschafter Andreas Du-Rieux, trotzdem von einem „unglaublichen Match. Ich habe mein Bestes gegeben. Gratuliere dem Dominic, hoffe, dass er weiter gut ins Turnier startet. Es ist unglaublich, vor so einem Publikum zu spielen.“ Auch deshalb war er „sehr nervös. Es war eine Ehre, gegen Dominic zu spielen. Er hat mich aber leider immer unter Druck gesetzt. Ich habe versucht, immer mein bestes Tennis zu spielen. Im zweiten Satz hatte ich ein paar Chancen, sie leider aber nicht genützt.“ Thiem war eine Erleichterung hingegen anzusehen, wieder zu gewinnen sei „ein sehr schönes Gefühl. Ich habe es lang nicht gehabt, über 400 Tage (exakt 419 Tage; Anmerkung). Es ist ein sehr, sehr schöner Platz, den ich mir ausgesucht habe, für meinen ersten Sieg nach dem Comeback. Es war eine sensationelle Atmosphäre gegen den Filip, der uns hoffentlich noch sehr viel Freude bereiten wird. Wir brauchen ja auch richtig gute, junge Spieler, diese haben wir definitiv mit ihm und Lukas (Neumayer; Anmerkung), der davor auch sehr imponiert hat. Ich hoffe natürlich, dass ich die Riege noch einige Zeit anführen kann.“
„Habe gewusst, dass ich eine gute Leistung abrufen muss“
Leicht gefallen sei ihm der Sieg über Misolic nicht: „Es war generell schwierig, würde ich sagen. Ich habe gewusst, dass ich eine gute Leistung abrufen muss, wenn ich gewinnen will. Filip hat vor ein, zwei Monaten einen Challenger gewonnen – wenn man das macht, ist man ein richtig, richtig guter Spieler. Und das ist sowieso bei allen der Fall, die da im Hauptbewerb spielen. Von dem her habe ich also gewusst, ich muss eine sehr, sehr gute Leistung erbringen. Das habe ich größtenteils auch geschafft. Von dem her bin ich sehr zufrieden, aber das Wichtigste war auch, dass ich das mal über die Ziellinie bringe, dass ich den Sieg jetzt habe und ich mich hoffentlich jetzt von Match zu Match steigere.“ Das dürfte auch gegen Bagnis vonnöten sein, den er kenne, auch wenn er noch nie gegen ihn gespielt hat. „Ich glaube, dass Sand mit Abstand sein Lieblingsbelag ist. Ich werde mich konzentrieren, morgen ein gutes Training absolvieren – und dann voll drauf vorbereiten. Ich freue mich und freue mich natürlich auch riesig darauf, dass ich die Chance kriege, noch eine Partie da zu spielen.“