Wiener Tennisverband

1. Challenger-Halbfinale: Misolic pfeift in Zagreb auf den Aberglauben

Der Grazer spielt sich deutlich erstmals in die Top 300 der Welt. Und damit wohl auch in die Wimbledon-Qualifikation.
Verfasst von: Manuel Wachta, 12.05.2022
© GEPA pictures/ Matic Klansek
Filip Misolic

„Nein, abergläubisch bin ich nicht“, versicherte er gegenüber dem ÖTV lächelnd. Und das war und ist diese Woche wohl auch besser so: Denn Filip Misolic hat die Unglückszahl 13 bis dato definitiv kein Pech gebracht. Die österreichische Nachwuchshoffnung hat beim 13. ATP-Challenger-Turnierstart der Karriere mit schon fünf Siegen aus der Qualifikation heraus erstmals ein Halbfinale auf diesem Level erreicht. Der Steirer (ATP 301) schlug beim Sandplatzevent der Kategorie 80 in Zagreb, wo er auch zeitweise unter Betreuer Ante Andric trainiert, in seinem Viertelfinalmatch am Donnerstag den kroatischen Lokalmatador Duje Ajdukovic (ATP 239) mit 7:5, 6:2. Ob ihm die 13 tatsächlich so gut gesonnen ist, kann sich auch in der Vorschlussrunde zeigen. Da trifft der 20-Jährige am Freitag, dem 13. Mai, in der zweiten Partie nach 10:00 Uhr im Kampf um einen Platz im Finale auf den sechstgesetzten Australier Jason Kubler (ATP 174).

„Ich spiele jede Partie besser und besser“

Nachdem bei seinem Heim-Challenger in Mauthausen gegen den späteren Finalisten Jiri Lehecka im Achtelfinale Endstation gewesen war, läuft es für Misolic in der kroatischen Hauptstadt bisher wie am Schnürchen. In der Qualifikation musste er zuerst zwei harte Nüsse knacken: Gegen den Bulgaren Alexander Donski (ATP 525) setzte er sich mit 6:4, 1:6, 6:2 durch, gegen den neuntgereihten Chinesen Juncheng Shang (ATP 424) mit 6:2, 5:7, 7:6 (3), nach 2:45-stündigem Fight. Umso leichter ging es ihm danach von der Hand: Einem 6:4, 6:1 gegen den Ex-Weltranglisten-44. Lukas Lacko (ATP 255) aus der Slowakei folgte diesmal ein 6:2, 6:0 beim Wiedersehen mit Shang, der als Lucky Loser noch in den Hauptbewerb gerutscht war. Ein beeindruckend klares Resultat gegen den 17-Jährigen, der im Vorjahr die Nummer eins der Jugendweltrangliste war und aktuell immer noch die Nummer sieben ist, als Top-Talent gilt und daher zuletzt gar mehrfach Wildcards auf der ATP-Tour erhalten hatte. Dabei zeigte er mehrfach mit Satzgewinnen gegen gestandene Profis auf und meisterte beim ATP-Masters-1000-Event in Indian Wells die Qualifikation.

Misolic ließ dem noch den Sieg gegen Ajdukovic folgen, gegen den er zwei der drei Duelle bis dorthin verloren hatte. Dabei hatte er zunächst keinerlei Breakchancen, doch als ihm nach einem ersten Break für seinen Gegner zum 4:3 trotz dessen Spielball zum 5:3 doch noch das Rebreak gelang, drehte sich die Begegnung zu seinen Gunsten. „Ich spiele jede Partie besser und besser, steigere meine Form und fühle mich richtig gut“, sagte Misolic. Bereits gegen Lacko habe er „richtig gut und konstant das ganze Match über aggressiv gespielt, ihm wenig Zeit gegeben, sein Spiel aufzuziehen, ihn viel bewegt.“ Gegen Shang sei es in der Qualifikation zuvor schon „eines der schwierigeren Matches, die ich gehabt habe, gewesen. Er hat ein unglaubliches Gefühl und sehr gute Schläge. Ich war mit Satz und 5:2 vorne (zudem vergab Misolic bei 5:4 zwei Matchbälle; Anmerkung) und habe erst mit 7:6 im dritten Satz gewonnen, also das war auch mental ein sehr guter Sieg.“ Der – neben seiner schrittweisen Leistungssteigerung – gewiss half, Shang bei der Revanche im Hauptfeld diesmal keine Chance zu lassen.

Wimbledon „ein großer Traum für mich“

„Ich bin sehr glücklich darüber und freue mich darauf, dass ich morgen Halbfinale spiele. Ich werde wieder mein Bestes geben“, kündigte Misolic an. Dies wird gegen den früheren Weltranglisten-91. Kubler, der 2010 ebenso die Nummer eins im ITF-Jugendranking war, wohl auch vonnöten sein. „Ich weiß nicht viel über ihn, ich habe ihm die Woche nicht viel zugeschaut“, bekannte er. Er werde jedoch alles geben, um zu gewinnen. Aber selbst bei einer Niederlage rücken für ihn die Grand-Slam-Qualifikationen nun immer näher. Misolic wird sich im ATP-Ranking erstmals unter die Top 300 schieben und seine aktuelle, beste Platzierung von Rang 301 bis zu 40 Positionen verbessern. Eine Teilnahme in Wimbledon könnte sich für ihn damit ausgehen. „Ich bin glücklich darüber, dass die Chance besteht. Es wäre ein großer Traum für mich.“ Von den Major-Vorausscheidungen derzeit noch ein gutes Stück entfernt ist Max Neuchrist. Der 30-Jährige zeigte allerdings bei seinem erst zweiten Saisonturnier auf Sand nach der Qualifikation in Mauthausen durchaus auf: Der Wiener (ATP 498) erreichte mit einem 7:6 (1), 4:6, 6:3 über den zehntgesetzten Tunesier Moez Echargui (ATP 432) und einem 6:4, 6:0 über den zweitgesetzten Japaner Go Soeda (ATP 288), ehemals Nummer 47 der Welt, den Hauptbewerb. Hier kam gegen die Nummer acht des Turniers, den Italiener Federico Gaio (ATP 186), bloß hauchdünn mit 6:7 (2), 7:6 (3), 4:6 das Aus, nach über 3:10 Stunden Spielzeit. Im Doppel schied Neuchrist mit Lucas Miedler nach einem Auftakterfolg im Viertelfinale aus, mit 1:6, 4:6 gegen Adam Pavlasek (Tschechien) und Igor Zelenay (Slowakei).

Hier alle Ergebnisse vom ATP-Challenger in Zagreb.

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