Beste Erinnerungen: Zeitzeugin Maruska und der Traum von der neuerlichen Sensation
Am Samstag bricht das Alpstar Austria Billie Jean King Cup zu seiner nächsten Aufgabe auf – einer Mission, die schwerer kaum sein könnte. Am 14./15. April fordert Österreichs Damen-Nationalauswahl im Delray Beach Tennis Center die Rekordsiegerinnen des Billie Jean King Cups, die Ladies aus den USA. Wie hoch diese Hürde ist, das ist alleine schon damit gesagt, dass Österreich mit Julia Grabher aktuell bekanntlich eine WTA-Top-100-Spielerin besitzt, auf Position 89 – die Gastgeberinnen dahingegen stolze 15. Noch dazu wollen die USA in ihrer so ziemlich stärksten Formation antreten, mit den Nummern drei und sechs der Welt an der Spitze, Jessica Pegula und Coco Gauff, die darüber hinaus ein auch absolutes Weltklassedoppel bilden. Die zwei besten ÖTV-Damen, Grabher und Sinja Kraus, zeigten sich zuletzt jedoch in starker Form und möchten sich und ihr Land im US-Bundesstaat Florida jedenfalls gemeinsam teuer verkaufen. Die Länderkampfgeschichte der beiden Nationen sieht die USA deutlich mit 7:2 voran.
Ausschluss von Capriati: USA schnitten sich ins eigene Fleisch
Für Teamleaderin Marion Maruska werden in diesen Tagen indes Erinnerungen wach. Die 50-jährige Mödlingerin war schon vor knappen 32 Jahren, im Juli 1991 in Nottingham in Großbritannien, beim damals vierten Duell zwischen den USA und Österreich mit von der Partie gewesen. Stärker im Gedächtnis verankert sind aber die zwei letzten Vergleiche – „die haben wir nämlich beide gewonnen“, lächelte die ehemalige Nummer 50 der Welt. In diesen zwei Erfolgsjahren, 2002 und 2004, wurden die ÖTV-Ladies jeweils sensationell erst im Weltgruppen-Halbfinale gestoppt – eine enorm hoch einzuschätzende Leistung. Besonders herausragend war hierbei zweifelsohne der zweite derartige Lauf 2002. Dass dieser mit einem unglaublichen, komplett ungeahnten Coup seinen Ausgang genommen hatte, ist nunmehr gut 21 Jahre her, als man am 27./28. April die USA auswärts mit 3:2 eliminiert hatte. Dieser Erfolg kam dermaßen überraschend, dass nicht mal heimische Fotoagenturen die Reise zum Länderkampf nach Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina mitgemacht hatten, wie sich Zeitzeugin Maruska erinnern konnte – „so nach dem Motto: ‚Dort verlieren wir ohnehin.’ Auch die österreichische Presse hat uns damals überhaupt keine Chancen gegeben und uns im Vorhinein runtergemacht.“
Die heutige ÖTV-Sportkoordinatorin, -Jugendreferentin und -Billie-Jean-King-Cup-Kapitänin Maruska hatte im September 2001 damals bereits begonnen gehabt, für den Österreichischen Tennisverband zu arbeiten. „Die Profikarriere war eigentlich beendet, aber ich habe noch immer jeden Tag voll trainiert und bin deshalb gegen die USA noch einmal einberufen worden.“ Und so sah die Hinterbrühlerin aus der ersten Reihe fußfrei, wie Österreichs Fed-Cup-Damen die USA nicht nur besiegten, sondern sogar schon nach den ersten drei Partien längst alles klargemacht hatten. Das zwar auch mit Mithilfe der Gastgeberinnen, denn die damalige Weltranglisten-Zweite Jennifer Capriati, eine Woche zuvor noch Nummer eins in der Welt, war von US-Kapitänin Billie Jean King kurzerhand aus dem Team ausgeschlossen worden, da sie sich nämlich nicht am vorgeschriebenen Mannschaftstraining beteiligt hatte und mit ihrem Vater trainiert hatte. Daher endete das zweite Einzel gegen Evelyn Fauth, für das Capriati bereits aufgestellt worden war, mit einem w.o.-Sieg für Österreich – was die rot-weiß-roten Erfolgsaussichten freilich auch massiv erhöhte.
Überragende Schwartz ließ schwarz-weiße Vision Farbe bekommen
Zu verdanken war der Sensationserfolg in Übersee ganz besonders „einer überragenden Barbara Schwartz. Es war schlicht beeindruckend, was sie allgemein in diesem Jahr im Fed Cup geleistet hat“, befand Maruska. Am ersten Spieltag schlug Schwartz zuerst die Weltranglistensechste Monica Seles mit 7:6 (7), 6:2, am zweiten Tag sorgte sie mit dem beinhart erkämpften 4:6, 7:6 (7) und 9:7 gegen die danach statt Capriati aufgebotene Weltranglistenzwölfte Meghann Shaughnessy für die Entscheidung zu Gunsten der ÖTV-Ladies. „Es waren damals 3000 bis 4000 Zuschauer im Freien vor Ort, und immer wenn das Publikum wieder leise geworden war, haben wir Babsi angefeuert. Billie Jean King hat anfangs noch milde darüber gelächelt, mir mit dem Daumen nach oben zugerufen ‚I like that’ – im dritten Satz hat’s ihr wohl nicht mehr so gefallen“, schmunzelte Maruska.