Finale! Starker Schwärzler wahrt in Prerov die Chance auf den U16-EM-Titel
Tolle Erfolgsmeldung vom heimischen Tennisnachwuchs: Österreich hat bei den in dieser Woche stattfindenden Jugend-Europameisterschaften in den Alterskategorien U14, U16 und U18 erstmals seit zehn Jahren eine Einzelmedaille sicher. Denn Joel Schwärzler hat am Samstagvormittag bei den Unter-16-Jährigen in Prerov, in der tschechischen Region Mähren, nahe Olmütz, als erster rot-weiß-roter Vertreter seit Lucas Miedler, der 2012 in Moskau einst in derselben Altersklasse triumphiert hatte, ein EM-Einzelendspiel erreicht. Und das sogar ohne einen einzigen Satzverlust: Der fünftgesetzte Vorarlberger erledigte im Semifinale nunmehr auch seine fünfte Aufgabe nach zwei Sätzen und eliminierte den zweitgesetzten Italiener Federico Cina mit 6:2, 7:5. Ins Titelspiel geht Schwärzler jedoch als Außenseiter: Ihn erwartet am Sonntag um 10:00 Uhr der topgesetzte Spanier Martin Landaluce, der schon jetzt, mit 16 Jahren, in der U18-Weltrangliste an neunter Position aufscheint, dank alleine heuer drei ITF-J1- und zwei -J2-Turniersiegen. Schwärzler wird jedenfalls der erste heimische Jugend-EM-Medaillengewinner in allen drei Altersklassen seit dem Doppelerfolg für Michael Frank und Lukas Neumayer in Moskau 2018 (ebenfalls U16) und im Einzel eben seit Miedlers Coup in der russischen Hauptstadt 2012.
EM-Finale „schon etwas Besonderes“
Schwärzler hatte sich vor vier Monaten mit seinen 16 Jahren bereits das Double bei den ÖTV-Jugend-Hallenmeisterschaften U18 geschnappt und vor drei Wochen mit dem Coup beim ITF-J2-Event in Pilsen seinen größten internationalen Karriereerfolg gefeiert. Seine starken letzten Leistungen setzte der Harder nun in Tschechien fort. Gegen den erst 15-jährigen Cina beeindruckte er vor allem im ersten Satz, hatte meist die bessere Antwort parat. „Der erste Satz war sehr gut. Am Anfang des zweiten Satzes ist mein Niveau aber ein bisschen runtergegangen, mein Gegner ist darauf gleich besser geworden“, erzählte Schwärzler dem ÖTV. „Leider habe ich übers ganze Match hinweg sehr schlecht serviert, wenige erste Aufschläge ins Feld gebracht, sicherlich fünf Doppelfehler oder so serviert, was mir normal nicht passiert. Sonst waren’s nur Kleinigkeiten, die nicht gepasst haben. Von der Grundlinie war es sehr gut“, freute er sich über seine im Wesentlichen abermalig starke Vorstellung. Im Finale einer Jugend-EM zu stehen, sei „schon etwas Besonderes“ für ihn: „Als ich den Draw gesehen habe, wusste ich, dass das auf jeden Fall möglich ist. Ich war auch heute der Favorit, zumal ich gegen Cina schon in Pilsen im Viertelfinale mit 6:3, 6:4 gewonnen habe. Morgen ist Landaluce aber klarer Favorit“, befand er.
Das Titelspiel möchte Schwärzler „ohne Druck spielen. Hoffentlich klappt’s.“ In Ehrfurcht wolle er jedenfalls nicht erstarren: „Ich habe zwar sehr viel Respekt vor meinem Gegner, aber ich sehe meine Chancen. Ich habe ihm die Woche ein paar Mal zugeschaut. Er spielt auch nur Tennis, macht auch seine Fehler. Wenn ich gut spiele, habe ich immer Chancen – ich werde es auf jeden Fall probieren“, zeigte er sich von seinen Qualitäten überzeugt. „Seit meinem Turniersieg in Pilsen ist auch das Selbstvertrauen wieder da. Und ich habe jetzt auch das nötige Niveau, um meine Ziele zu erreichen.“ Davon zeigte sich beim ÖTV-Vertragsspieler auch Jürgen Melzer überzeugt, der Schwärzler in Prerov betreut: „Ich bin natürlich zufrieden mit ihm. Es waren zwar bisher schon fünf Matches, bei denen er sich auch selbst als Favorit gesehen hat. Aber es ist dennoch beeindruckend, wie er sich hier durchgespielt hat. Er hat das abgerufen, was er kann und gezeigt, dass er mit Druck gut umgehen kann“, urteilte der ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän. „Gegen Cina hat er einen sehr, sehr guten ersten Satz gespielt, alles ziemlich gut so umgesetzt, wie wir’s besprochen hatten. Im zweiten Satz war es ein Auf und Ab – da waren ein paar mentale Hänger drin. Die können in dem Alter noch vorkommen, aber das gilt es auszumerzen. Da werden wir in der Zukunft daran zu arbeiten haben.“
Melzer: „Es wird eine sehr gute Leistung von Joel brauchen“
Die mentalen Hänger kosteten Schwärzler fast den zweiten Satz. Den anfänglichen 0:2-Rückstand machte er zwar wett, nach einigen knappen, langen, teils verlorenen Spielen, in denen er die Chancen zur Vorentscheidung ausließ, musste er dann bei 4:5 aber sogar zwei Satzbälle abwehren. Das gelang – und ebenso kurz danach doch eine Entscheidung zu seinen Gunsten, wodurch er seine weiße Weste in Sätzen behielt. Wie Landaluce. „Der steht auf ITF-Rang neun, hat x Turniere gewonnen, ist eben auch noch ohne Satzverlust. Da ist Joel Außenseiter. Heute war’s bei Landaluce im Semifinale allerdings auch eng, er ist schon auch angreifbar“, befand Melzer, der der Partie sehr gespannt entgegenblickt: „Das ist mal ein Match, wo ich sehen will, wo er steht. Ich denke, Landaluce ist vom Kopf her ein bisschen weiter, verhält sich auf dem Platz erwachsener. Es wird eine sehr gute Leistung von Joel brauchen. Dann ist er da aber auch nicht chancenlos. Das sind genau jene Matches, für die man trainiert.“ Kein Grund zur frühzeitigen Zufriedenheit also: „Das Finale ist ein toller Erfolg. Aber jetzt gibt’s noch ein Match – und da muss er alles geben, um die Trophäe zu holen.“ Klar sei jedoch: „Sein Finaleinzug zeigt, dass die gemeinsame Arbeit Früchte trägt. Das freut mich nicht nur für ihn, sondern auch für unser gesamtes Coaching-Team, das dadurch auch was zurückkriegt, sieht, dass es gut gearbeitet hat.“