Generali Open Kitzbühel: Erler schreibt mit 3. Coup Turniergeschichte
Er hat es wieder geschafft! Alexander Erler hat zum nunmehr dritten Mal nach 2021 und 2023 – damals jeweils mit seinem heuer angeschlagen ausgefallenen Standardpartner Lucas Miedler – den Doppelbewerb beim Generali Open Kitzbühel gewonnen. Der Tiroler Lokalmatador (ATP-Doppel 45) entschied mit seinem deutschen Ersatzpartner Andreas Mies (ATP-Doppel 62) am Samstag zu Mittag das Endspiel des ATP-250-Turniers gegen dessen Landsmänner Constantin Frantzen (ATP-Doppel 49) und Hendrik Jebens (ATP-Doppel 48) nach 76 Minuten Spielzeit mit 6:3, 3:6, 10:6 für sich. Vor begeisterten Fans auf dem zum fünften Mal in Folge restlos ausverkauften Center Court setzten sich die beiden dadurch bei allen ihren vier Partien jeweils im Match Tiebreak durch. Mit seinem sensationellen Hattrick schrieb Erler gleichzeitig Turniergeschichte: Der 26-Jährige ist neben Fünffach-Triumphator Emilio Sánchez Vicario (Spanien) sowie Vierfach-Gewinner Sergio Casal Martínez (Spanien) nunmehr der einzige Spieler in der Open Era (seit 1968) des traditionsreichen Sandplatzklassikers mit zumindest drei Doppeltiteln. Zudem hatte bisher noch kein Österreicher bei einem ATP-Heimturnier im Doppel dreimal triumphiert. Insgesamt ist dies für ihn der sechste ATP-Doppelcoup seiner Karriere. Erler verteidigte hiermit die 250 ATP-Punkte aus dem Vorjahr und erhielt wie Mies 15.305 Euro Preisgeld. Frantzen/Jebens mussten sich mit je 150 Zählern und 8190 Euro trösten.
Stimmung auf „500er- bis Grand-Slam-Level“ peitscht Erler/Mies zum Sieg
Mit der erreichten Maximalkapazität von knapp 6000 Zuschauer:innen platzte das große Stadion des Kitzbüheler Tennisclubs am Finaltag neuerlich aus allen Nähten. Die Davis-Cup-Atmosphäre sollte Erler/Mies bei ihrem Erfolg dabei abermals behilflich sein. Gleich im ersten Spiel konnten die beiden die lange Zeit einzige Breakmöglichkeit abwehren. Im Finish des ersten Satzes schlugen sie dann selbst zu, nützten bei 4:3 ihre dritte Chance beim Entscheidungspunkt. Im zweiten Durchgang verabsäumten Erler/Mies dann bei 1:1 und 2:2 mit je einem vergebenen Breakball die mögliche Vorentscheidung, anschließend mussten sie beim Entscheidungspunkt selbst ihren Aufschlag zum 2:4 abgeben. Und das sehr unglücklich: Nachdem Erler einen ersten Smash nicht wegmachen konnte, standen sich er und Mies im zweiten Versuch gegenseitig im Wege. Wieder mussten sie ins Match Tiebreak – und wieder mit Happy End: Erler/Mies gelang ein 4:0-Traumstart, die Führung gaben sie nicht mehr her. Die diesjährigen Überraschungsviertelfinalisten in Wimbledon, Frantzen/Jebens, kamen einzig bei 4:2 und 7:5 für Erler/Mies nochmals auf zwei Punkte heran. Erler/Mies erspielten sich schließlich bei 9:6 dreimal Matchball – und verwerteten gleich den ersten, unter tosendem Applaus. Erleichtert ließ sich Erler in den Kitzbüheler Sand fallen, im Moment des Triumphes.
Bei der Siegerehrung fehlten Erler dann, vor lauter Nervosität, nahezu die Worte: „Danke für die ganze Woche – das war wirklich mega und hat richtig viel Spaß gemacht mit dir“, brachte er, an Partner Mies gerichtet, noch heraus. „Danke an die ganzen Leute. Es war wirklich super und ich freu mich schon aufs nächste Jahr.“ Mies wandte sich erst an die Finalisten, seine Landsmänner Frantzen/Jebens: „Riesenglückwunsch an euch für diese tolle Woche. Ihr seid echt ein geiles Team. Ihr habt jetzt dieses Jahr den Durchbruch auf die Tour geschafft, jetzt die Top 50 geknackt. Und das nächste Ziel, die Top 30, werden auch bald kommen, da bin ich mir sicher. Bleibt dran, der erste Titel wird bald folgen, da bin ich mir sicher.“ Der zweifache French-Open-Sieger bedankte sich anschließend nicht nur bei Partner Erler, sondern ebenso bei den Fans für die gewaltige Unterstützung: „Ich habe so etwas noch nie erlebt, außer im Davis Cup vielleicht. Aber ich glaube, es war die beste Stimmung, die ich je erlebt habe.“ Dazu hatte er viel Lob für die Veranstalter über, dafür „dass ihr solch ein supergeiles Turnier auf die Beine gestellt habt. Nächstes Jahr müsste es eigentlich ein 500er werden, wenn nicht ein Masters, von der Stimmung her.“ Bei der Pressekonferenz erhöhte Mies gar noch auf „wenn nicht Grand-Slam-Level. Auch vom ganzen Turnier her ist es absolut 500er-Level, wenn nicht Masters. Es ist hier alles gegeben für die Spieler. Wir fühlen uns die gesamte Woche pudelwohl, wir haben so viel Spaß gehabt. Von A bis Z ist alles organisiert, wir schlafen hier in den schönsten Hotels, essen tolles Essen, haben hier eigentlich die schönste Kulisse im Jahr, mit den Bergen. Es war eine absolute Ehre und Freude hier zu spielen, auch an Alex’ Seite.“
Erler als Rekordsieger in Kitz? „Vielleicht kommen ja noch ein paar Titel“
Vor dieser Woche hätten Erler/Mies, bei ihrem ersten gemeinsamen Start, noch gar nicht gewusst, was sie erwarten und herauskommen würde. „Dass es hier dann auf Anhieb so gut klappt, direkt mit einem Turniersieg, ist wirklich unglaublich“, befand Mies. „Da muss ich Alex auch nochmals ein Riesenkompliment machen, denn wir wussten am Anfang der Woche noch nicht einmal, wer auf der Vorteilsseite spielt, weil wir mit unseren Partnern eigentlich immer auf der Deuceseite spielen.“ Erler meldete sich schließlich freiwillig für die Vorteilsseite: „Er hat das sensationell gemacht – er hat in allen Matches, mit seinen knallharten Returns, auch irgendwie den Unterschied ausgemacht. Das ist einfach auch ein Qualitätsmerkmal“, wie Erler dieser Switch gelungen sei, beurteilte Mies. Erler selbst habe sich „vom ersten Match weg sehr, sehr gut auf dieser Seite gefühlt. Es ist mir jetzt nicht so schwergefallen.“ Dass er jetzt gar rot-weiß-roter Rekordchampion bei den ATP-Turnieren in Österreich sei, freute den Kufsteiner naturgemäß. Der Blick ging aber schon nach vorne, auf die fünf Kitz-Doppelerfolge von Sánchez Vicario sowie die vier von Casal Martínez: „So alt bin ich jetzt auch noch nicht – also vielleicht kommen ja noch ein paar Titel“, lächelte er. Ob es wieder mal zu einem gemeinsamen Auftritt kommen werde, das stand für beide zunächst noch in den Sternen und hielten sie sich offen. Mies ist derzeit ohne fixen Partner, Erlers Stammpartner Miedler falle „drei, vier Wochen aus. Wir wissen noch nicht, ob er für die nächsten Turniere fit wird.“ Einen Plan B habe er im Augenblick noch nicht. Wohl aber einen Partnerfavoriten, wenn Miedler mal nicht können sollte oder eine Woche freibliebe: „Das ist der Andi, das ist ganz klar.“