Sebastian Ofner im Interview: „Finaleinzug hat mich selbst ein bisschen überrascht“
Das Comeback von Sebastian Ofner nach siebenmonatiger Zwangspause läuft absolut hervorragend an. Nach einer Erstrundenniederlage in Murcia und einem Viertelfinale in Madrid steht der Schützling der ATC-Akademie von Wolfgang Thiem bei seinem dritten Turnierauftritt seit seiner Rückkehr in Prag bereits wieder in einem Finale auf der ATP-Challenger-Tour. Nach seinem Halbfinalsieg gegen den drittgesetzten Chun-hsin Tseng aus Taiwan spielt der 25-Jährige am Sonntag ab 11:00 Uhr MESZ gegen den 19 Jahre jungen Tschechen Dalibor Svrcina um den dritten ATP-Challenger-Titel seiner Karriere – auch zu seiner eigenen Überraschung zu diesem Zeitpunkt, wie der Steirer im Interview mit dem Österreichischen Tennisverband unumwunden zugab. Ein Erfolg, der im Moment allerdings mit Schmerzmitteln erkämpft wird. Hier das Interview mit Ofner, über seinen aktuellen Siegeszug in der tschechischen Hauptstadt und den zunächst so mühsamen Weg zurück auf den Tennisplatz nach seiner langwierigen Verletzungspause.
Gratulation zum Finaleinzug, Sebastian. Wie sehr überrascht es dich denn selbst, beim dritten Turnierstart deines Comebacks schon wieder in einem Finale zu stehen?
Ich bin natürlich selbst ein bisschen überrascht, weil sieben Monaten Pause doch eine lange Zeit ist. Und dass es gleich beim zweiten Turnier in Madrid ein Viertelfinale und jetzt ein Finaleinzug wird, das ist natürlich relativ schnell gekommen. Bei drei Turnieren, da hört man bei den anderen immer, wie schwierig das ist, nach einer so langen Pause wieder in den Matchrhythmus hineinzufinden. Aber ich habe gut trainiert, bin gut drauf, und von dem her passt es echt gut.
Mit Chun-hsin Tseng hast du im Halbfinale einen Spieler geschlagen, der heuer bereits zwei ATP-Challenger gewonnen hat und extrem stark in Form ist. Wie hoch schätzt du diesen Sieg daher ein?
Tseng ist ein richtig guter Spieler. Er ist erst 20 Jahre alt, hat sich jetzt bis auf Rang 127 gespielt, hat heuer schon Challenger gewonnen, Semifinale gespielt und ist ein sehr konstanter Spieler. Also der Sieg ist natürlich echt stark.
Was hast du gegen ihn offenbar richtig gemacht?
Ich habe gut gespielt, mein Spiel durchgezogen, habe ihn oft unter Druck setzen können, und deshalb hat er auch Probleme gehabt, glaube ich. Deswegen bin ich mit diesem Sieg megahappy, denn Tseng ist eben gut drauf – und ich sehe jetzt, dass ich auch gut drauf bin und in den letzten Monaten im Training doch einiges richtig gemacht habe.
Wie blickst du jetzt dem Finale entgegen und wie schätzt du deine Chancen gegen den erst 19-jährigen Prag-Vorjahressieger Dalibor Svrcina ein?
Das ist auch ein junger, guter Spieler. Von dem her: mal sehen. Aber ich glaube, wenn ich gut spiele und mein Spiel durchziehe, habe ich definitiv meine Chancen, dass ich mir den Turniersieg hole. Aber dazu muss ich eben wirklich wieder gut spielen, denn Svrcina wird mir nicht viel schenken.
Du hast wegen eines schmerzhaften Fersenkeils im linken Fuß sieben Monate lang kein Turnier spielen können, dich letzten Oktober in Wien auch operieren lassen müssen. Wie schwer ist dir diese Pause gefallen? Wie mühsam war das für dich?
Die Pause war relativ zach. Es hat doch lange, sehr lange gedauert. Ich hatte nach der Operation zuerst zwei Wochen Liegegips, danach sechs Wochen die Aircast Walker (eine Unterschenkel-Fuß-Orthese zur Immobilisierung in definierten, einstellbaren Positionen; Anmerkung), da sind wir schon bei gut zwei Monaten. Danach habe ich erst wieder mit normalem Gehen angefangen, mit dem Abrollen. Das war alles schon mühsam, vor allem weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass es gar so lange dauert. Aber auf der anderen Seite hat’s mir sicher geholfen, in der Hinsicht wie ich jetzt an die Sache herangehe, vor allem im Kopf, im mentalen Bereich.
Bist du jetzt wieder komplett schmerzfrei?
Nein, ich habe noch immer Schmerzen, immerzu während des Tags und beim Training. Wenn es warm ist, ist es schon echt gut, da tut es mir nur hin und wieder an manchen Tagen etwas mehr weh. Beim Match spielen bin ich jetzt mittlerweile wirklich fast schmerzfrei, die meiste Zeit zu 100 Prozent, hie und da zwickt es natürlich kurz mal wieder. Aber ich spiele halt seit voriger Woche mit Schmerzmitteln – beim Training nie, aber bei den Matches immer. Einfach nur, damit ich ein bisschen eine Sicherheit habe, dass ich es halt eventuell nicht spüre, wenn leichte Schmerzen da sein sollten.
Geht es dennoch in die richtige Richtung?
Ja, es geht definitiv bergauf. Die Tage, wo es schlechter ist und wieder mehr wehtut, werden weniger, und von dem her passt es. Der Arzt hat auch gemeint, dass da nichts passieren kann, ich ganz normal spielen kann und es einfach seine Zeit dauert, bis ich dann wieder komplett schmerzfrei bin.