ATP-Challenger Prag: Ofner krönt beeindruckendes Comeback mit Turniersieg
Sieben Monate hatte er nach seiner Operation vom Oktober wegen eines schmerzhaften Fersenkeils am linken Fuß pausieren müssen. Die meisten Spieler benötigen nach einer solch langen Zwangspause viel Zeit, um wieder aufs gewohnte Niveau zurückzukommen – nicht so hingegen Sebastian Ofner. Denn nach der Erstrundenniederlage in Murcia und dem Viertelfinale in Madrid hat der 25-Jährige beim ATP-Challenger in Prag bereits sein drittes Turnier im Zuge seines Comebacks gewonnen. Und zwar nach einem fulminanten Finalauftritt: Der Steirer (ATP 216) fertigte Sonntagnachmittag den erst 19 Jahre alten, tschechischen Titelverteidiger Dalibor Svrcina (ATP 246) in lediglich 48 Minuten Spielzeit sensationell glatt mit 6:0, 6:4 ab. Der beeindruckende Titelgewinn bei diesem Turnier der Kategorie 80 ist für Ofner erst sein dritter überhaupt auf Challenger-Ebene nach Astana 2018 und Puerto Vallarta 2019. Mit den dafür ausgelobten 80 ATP-Punkten schiebt sich der St. Mareiner auf Anhieb zurück unter die Top 200 auf einen Platz um 190.
Ofner hatte schon bis dahin im Turnierverlauf vollauf überzeugt, nur im Halbfinale gegen den drittgesetzten Chun-hsin Tseng (ATP 127) einen Satzverlust hinnehmen müssen. Im Endspiel lieferte der Schützling der ATC-Akademie von Wolfgang Thiem dann eine wahre Galavorstellung ab: Er nahm Svrcina im ersten Satz dreimal klar zu 15 den Aufschlag ab, musste selbst lediglich bei 1:0 eine Breakchance abwehren und ließ sich auch von einer Regenunterbrechung bei 4:0 und 0:15 bei Aufschlag Svrcina nicht aus der Ruhe bringen. Und auch nicht dadurch, dass das Match mit diesem Zeitpunkt in die Halle auf Hartplatz verlegt wurde. Dort nützte Ofner die einzige Breakmöglichkeit im zweiten Durchgang zur frühen 2:1-Führung und ließ sich diese bis zuletzt nicht mehr nehmen. Nach einem 0:30-Rückstand servierte er im letzten Game durch vier Punkte am Stück aus und durfte sich beim TK Sparta Praha über den Turniersieg freuen. Neben viel Selbstvertrauen und ATP-Punkten erhielt er zudem den Siegerscheck in der Höhe von 6190 Euro.
Heilfroher Ofner „ready für alles, was jetzt noch kommt“
„Es war echt gut, ein gutes Match von mir“, war Ofner gegenüber dem Österreichischen Tennisverband nach seinem Triumph erfreut. Auch der spontane Belagswechsel brachte ihn nicht aus dem Konzept: „Wir haben uns in der Regenpause zuerst gesagt, wir warten ab und schauen, wie das Wetter wird. Aber dann ist der Regen immer stärker geworden, hat nicht nachgelassen, und dann war klar: Heute gibt’s keine Chance mehr, dass wir es draußen fertigspielen können. Morgen wäre es dann vom Turnier her nicht gegangen, wir haben es also heute fertigspielen müssen, daher sind wir letztlich in die Halle gegangen, auf Hardcourt.“ Doch auch dort gab Ofner weiterhin den Ton an, ehe er den Siegespokal in die Höhe stemmen durfte. „Für den Kopf ist das natürlich super. Beim zweiten Turnier nach sieben Monaten Verletzungspause ein Viertelfinale, beim dritten ein Sieg – ich bin wirklich heilfroh. Ich spiele ein gutes Tennis und bin mental, glaube ich, um einiges reifer geworden. Ich bin ready für alles, was jetzt noch kommt.“
Kommen soll freilich noch einiges – auch heuer schon, in seiner Comeback-Saison. „Mein Ziel für 2022 wäre es, mich an die Top 100 heranzuarbeiten, damit ich im nächsten Jahr eventuell mit einem guten Ranking starten kann. Aber das Wichtigste ist jetzt mal, dass ich dieses Level aufrechterhalten und Woche für Woche abrufen kann, und dann werden wir eh sehen, wo ich am Ende des Jahres stehe“, will sich Ofner auch nicht selbst zu viel Druck machen. Fest steht jedoch, die Richtung stimmt momentan. Die nächsten Schritte in die richtige Richtung will er bei weiteren Turnieren in Tschechien machen: Zunächst in der kommenden Woche, bei einem neuerlichen Challenger der Kategorie 80 in Ostrau, wo er gegen den achtgereihten Dmitry Popko (ATP 171) eröffnen wird, einen für Kasachstan startenden gebürtigen Russen. Danach steht nochmal ein Challenger in Prag auf seinem Turnierplan.