Wimbledon: Novak meistert auch erste Aufgabe im Hauptbewerb
„Das Los muss man auf Rasen auf jeden Fall nehmen“, hatte Dennis Novak nach seiner erfolgreichen Qualifikation und der Auslosung des Hauptbewerbs gesagt. Und er behielt damit Recht: Der 28-Jährige hat in Wimbledon am späten Dienstagabend seinen bereits vierten Sieg nachgelegt und ist in die zweite Hauptrunde des Rasenklassikers in London eingezogen. Der Niederösterreicher (ATP 153) besiegte in Runde eins den argentinischen Linkshänder Facundo Bagnis (ATP 102) nach 2:48-stündigem Kampf mit 7:6 (7), 2:6, 6:4, 6:3. Um im All England Lawn Tennis Club so wie 2018 und auch zum gesamt zweiten Mal in seiner Karriere in die dritte Runde eines Grand-Slam-Turniers zu gelangen, müsste der Schützling von Günter Bresnik am Donnerstag in einem Qualifikanten-Duell Jason Kubler eliminieren. Der Australier (ATP 99) fertigte die an 28 gesetzte britische Hoffnung Daniel Evans (ATP 33) erstaunlich klar mit 6:1, 6:4, 6:3 ab.
Doppelte Freude nach „bisher durchwachsenem Jahr“
Novak hat außerhalb von Wimbledon bisher noch nicht die zweite Hauptrunde bei einem Grand Slam erreichen können, im Südwesten der englischen Hauptstadt gelang ihm dies nun aber schon zum zweiten Mal. Überhaupt steht er hier zum vierten Mal in Folge nach 2018 und 2019 (jeweils als Qualifikant) sowie 2021 (direkt qualifiziert) im Hauptbewerb. „Meine Freude ist natürlich sehr groß, in der zweiten Runde zu stehen. Vor allem freut es mich umso mehr, dass ich jetzt wieder eine gute Leistung gebracht habe und weiter bin, weil es heuer bisher ein sehr durchwachsenes Jahr war“, erklärte Novak gegenüber dem ÖTV. Im ersten Vergleich mit Bagnis bestätigte der rot-weiß-rote Davis-Cup-Spieler aber wieder mal seine Qualitäten auf Rasen. „Ich denke, dass heute einfach entschieden hat, dass ich der bessere Returnspieler war, auch wenn ich einige Breakbälle liegengelassen habe, was es unnötig spannend gemacht hat.“
In der Tat verspielte Novak im ersten Satz eine 3:1- und 4:2-Führung samt einer Chance auf das Doppelbreak zum 4:1, bei 4:4 ein 0:40 als Rückschläger bzw. im Tiebreak ein 6:4 und musste darauf bei 6:7 gar einen Satzball abwehren. Durch drei Punkte in Serie holte er sich den Eröffnungsdurchgang aber doch noch. Im zweiten Abschnitt gab er gleich zu Beginn nach 30:0 bzw. 40:30 den Aufschlag ab und nach sechs vergebenen Breakbällen in den nächsten drei Returngames ein weiteres Mal zum 2:5. Im dritten und vierten Satz reichte ihm jedoch jeweils ein glattes Break zu null zum 6:4 bzw. zu 15 zum 5:3, um eine Entscheidung zu seinen Gunsten zu bewirken. „Da war ich dann der klar bessere Spieler, vor allem im vierten Satz, das habe ich gespürt. Ich habe es verdient gewonnen.“ Gegen Kubler erwarte er nunmehr „sicher ein hartes Match. Wenn man Evans auf Rasen in drei Sätzen schlägt, dann muss man sehr gut spielen, sehr gut in Form sein.“
Erfolgslauf mit zwei Wermutstropfen
Einen kleinen psychologischen Vorteil sollte es für Novak darstellen, dass er beim bisher einzigen Duell mit Kubler, im Achtelfinale des Ilkley-Challengers 2019, mit 7:6 (5), 6:3 die Oberhand behalten hatte – gleichfalls auf Rasen. „Ich weiß also natürlich, wie ich gegen ihn spielen muss. Ich kenne ihn schon sehr lange aus der Jugend – er ist mein Jahrgang. Wir verstehen uns extrem gut, haben auch schon des Öfteren miteinander trainiert. Das wird sicher ein cooles Match, ich freue mich drauf. Schauen wir, was dabei rauskommt.“ Dass Novak just in Wimbledon wieder zurück auf die Erfolgsspur findet, bringt auch zwei Wermutstropfen mit sich: „Natürlich schade, dass es hier heuer keine ATP-Punkte gibt – aber das war mir von Anfang an bewusst. Das kann man nicht ändern, auch wenn es mir natürlich geholfen hätte.“ Zudem kann er nun seinen für Donnerstag geplant gewesenen ersten Antritt bei den Burgenland Energie ÖTV-Staatsmeisterschaften in Oberpullendorf nicht wahrnehmen: „Das tut mir natürlich unglaublich leid für (Veranstalter) Günter Kurz – den ich ja auch seit einer Ewigkeit kenne, seit 20 Jahren, glaube ich. Ich habe mit ihm aber auch schon geredet, und er versteht das. Es war im Vorhinein so ausgemacht, dass ich die Staatsmeisterschaften nicht spielen kann, wenn ich in Wimbledon weit komme.“
Diese Chance beim prestigeträchtigsten Turnier auf der Welt nimmt Novak freilich wahr. Er würde allein bei einem weiteren Sieg über Kubler seinen Preisgeldscheck auf 120.000 Britische Pfund (141.196 Euro) erhöhen – 78.000 Britische Pfund (91.778 Euro) sind ihm bereits jetzt sicher.
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