Wimbledon: Jürgen Melzer kehrt als Aktiver zurück
Zu Wimbledon pflegt Jürgen Melzer eine ganz besondere Beziehung. 1999 gewann er im All England Lawn Tennis Club einst den Juniorenbewerb des Rasen-Grand-Slam-Turniers im Südwesten Londons, 2010 den Herren-Doppeltitel, 2011 die Mixed-Doppelkonkurrenz. Seine Profikarriere hat der Niederösterreicher zwar bei den Erste Bank Open 500 in Wien am 27. Oktober 2021 im Doppel endgültig beendet, dennoch kehrt der ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän nun nochmals als Aktiver zu seinem Lieblingsturnier zurück: Der 41-Jährige wird an der Church Road heuer das Legendendoppel bestreiten. Sein Partner wird hierbei ebenso ein Linkshänder sein: der Luxemburger Gilles Muller, der vor knappen fünf Jahren mit Rang 21 die beste Weltranglistenklassierung erreicht hatte. Im Damen-Legendendoppel wird Österreich übrigens durch Barbara Schett-Eagle ebenso vertreten sein, die beste Spielerin aller Zeiten im Lande.
Melzer: „Kleiner Traum, der in Erfüllung geht“
Melzer war in Wimbledon zuletzt vor einem Jahr noch einmal im Herrendoppel im Einsatz gewesen. Dass er den „Heiligen Rasen“ auch 2022 betreten darf, hat er bereits vor mehr als zweieinhalb Monaten erfahren. „Ich habe am 22. März eine entsprechende E-Mail des All England Lawn Tennis and Croquet Clubs erhalten, in der gestanden ist, dass sie mich gerne dabei hätten, und ich wurde gefragt, ob ich bereit wäre.“ Lange überlegen musste der Deutsch-Wagramer dazu nicht: „Klar! Für mich ist es schon eine richtige Ehre und es hat mich extrem gefreut. Man weiß als ‚Past Champion’, dass man diese Chance besitzt, aber man muss erst eingeladen werden. Das ist für mich schon ein kleiner Traum, der da nach meiner Laufbahn in Erfüllung geht“, bekannte die frühere Nummer acht der Welt im Einzel und Nummer sechs im Doppel.
Melzer hatte im Frühjahr dadurch auch einen doppelten Ansporn: sich für die IMMOunited Bundesliga und eben Wimbledon in Form zu bringen, „für einen ganz nahtlosen Übergang von der Allgemeinen Klasse zu den Senioren“, grinste er. Für den Vorjahressieger ATV RE team future Irdning bestritt er in der IMMOunited Bundesliga vom 22. Mai bis zum 5. Juni alle vier Begegnungen in der Gruppenphase. Alle seine vier Einzel gingen dabei ins Match Tiebreak, seine letzten drei verlor er jeweils knapp gegen deutlich jüngere Konkurrenz. In den Doppelpartien hat er hingegen eine 3:1-Bilanz stehen und fühlt sich in einigermaßen brauchbarer Form für Wimbledon: „Es wird langsam. Natürlich wird’s besser, je mehr ich spiele – und auf Rasen fühle ich mich ja doch meistens wohl. Also hoffe ich einmal, dass ich das dort hinbringen werde, ohne dass ich mich blamiere“, lächelte er.
„Ob du gewinnst oder verlierst, war früher wichtiger“
Melzer dürfte in Großbritannien jedenfalls wohl mit mehr Spielpraxis ankommen als sein Partner: „Gilles Muller hat mir gesagt, dass er jetzt drei Jahre lang kaum Tennis gespielt hat. Also schauen wir mal, was wir da zusammenbringen.“ Prinzipiell zeigte sich die rot-weiß-rote Allzeitgröße mit der vom Veranstalter vorgenommenen Spielpartnerzuweisung zufrieden: „Gilles ist ein guter Rasenspieler. Wir sind sehr lange gemeinsam auf der Tour gewesen, sprechen auch dieselbe Sprache und verstehen uns gut. Das hilft alles schon.“ Doch die Ergebnisse stehen für Melzer diesmal nicht im Vordergrund: „Natürlich will man immer gewinnen. Aber ich glaube, das ist dort jetzt nicht unbedingt das Allerwichtigste. Sondern dass man wieder mal alte Bekannte trifft, dass man den Zusehern vielleicht ein ganz gutes Match bieten kann. Ob du jetzt gewinnst oder verlierst, war früher wichtiger als jetzt.“