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Riesentriumph in Japan: Schwärzler gewinnt den Osaka Mayor’s Cup

Es ist der größte rot-weiß-rote Jugenderfolg seit jenem von Dominic Thiem bei der Orange Bowl 2011.
Verfasst von: Manuel Wachta, 15.10.2023
© ÖTV
ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer (links) führte Joel Schwärzler (rechts) zum Coup in Osaka.

Er hat’s geschafft! Joel Schwärzler hat am Sonntagmorgen nach MESZ sensationell den traditionsreichen, seit 1993 ausgetragenen Osaka Mayor’s Cup für sich entschieden und damit eines der bedeutendsten Jugendturniere weltweit. Der zweitgereihte Vorarlberger (ITF 13) gewann das Finale des ITF-J500-Hartplatzturniers in der japanischen Metropole Osaka gegen den an vier gesetzten Norweger Nicolai Budkov Kjaer (ITF 23) nach hartem Kampf und 3:5-Rückstand im zweiten Satz mit 7:6 (6), 7:5. Die Veranstaltung ist von der Wertigkeit her lediglich unter den Jugend-Grand-Slams, Olympischen Jugendspielen und ITF Junior Finals einzuordnen. Letztere darf Schwärzler kommende Woche in Chengdu in China erstmalig bestreiten, er ist wegen der Absage des US-Amerikaners Darwin Blanch kurzfristig noch ins Starterfeld gerutscht. Der 17-Jährige wird jetzt auch erstmals unter die besten Zehn der ITF-Jugendweltrangliste einziehen, als erster Österreicher seit Jurij Rodionov 2017, und wird sich voraussichtlich auf Position sieben einreihen.

Rasante Weiterentwicklung unter ÖTV-Sportdirektor Melzer

Für mehrere ITF-Kategorie-1- und -2-Turniersiege hatten Barbara Haas, Lucas Miedler, Rodionov, Lukas Neumayer und Co. in den vergangenen Jahren in ihren Jugendkarrieren gesorgt. Doch der Coup von Schwärzler ist der größte Jugenderfolg eines Österreichers seit knapp zwölf Jahren – als Dominic Thiem sowohl die Eddie Herr International Junior Tennis Championships in Bradenton (prestigeträchtiges ITF-Kategorie-1-Event) als auch die Orange Bowl in Plantation (ITF-Kategorie A – exakt der heutigen Kategorie ITF J500, wie in Osaka, entsprechend) nacheinander gewonnen hatte. Der US-Open-Champion von 2020 hatte sich damals 2011 bei beiden Veranstaltungen im US-Bundesstaat Florida im Finale gegen Landsmann Patrick Ofner durchgesetzt.

Schwärzler trainiert seit ca. zwei Jahren im ÖTV-Leistungszentrum Südstadt unter ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer. Seither hat sich seine Entwicklung rasant weiter beschleunigt. Im Juli 2022 hatte sich der junge Harder im tschechischen Prerov den U16-Europameistertitel gesichert und im Juli 2023 Bronze bei der U18-EM in Klosters (Schweiz), dazu kamen ein Viertelfinale beim Jugendbewerb der French Open in Paris im Juni 2023 und letztlich im September 2023 das Double beim ITF-J300-Event in Repentigny (Kanada) und das Doppelfinale im Jugendbewerb der US Open in New York – und jetzt der bis dato größte Sieg in Japan. Welcher auch Melzer, der Schwärzler vor Ort höchstpersönlich betreut, „natürlich sehr stolz macht. Auch weil er besser spielen kann, als er das in dieser Woche gezeigt hat, nicht optimal gespielt hat und sich trotzdem zum Turniersieg gekämpft hat. Das ist ein Schritt vorwärts.“

In einem Atemzug mit Thiem: „Das bedeutet mir viel“

Auch Schwärzler zeigte sich auf seinen Coup „natürlich stolz“ und dass ihm dieser trotz doch einiger Anspannung gelungen ist: „Ich habe gewusst, wenn ich das Finale gewinne, stehe ich fix erstmalig in den Top Ten, das ist auf dem Spiel gestanden. Ein Endspiel bei so einem großen Turnier ist immer taff, vor allem wenn man den Gegner gut kennt – ich habe vor Osaka sicher viermal mit Kjaer trainiert. Es war heute auch ziemlich windig und schwer zu spielen.“ Das Leben habe er sich aber auch selbst schwer gemacht: „Ich habe meine Aufschlagspiele immer gut gehalten – und bei 5:4 gebe ich es dann zu null ab, mit Doppelfehler, Doppelfehler, Rückhand ins Netz, Doppelfehler.“ Doch auch diesmal behielt er, wie in den Partien zuvor, in den darauffolgenden, entscheidenden Augenblicken dann wieder die Nerven, vor einer locker vierstelligen Zahl an Zuschauer:innen: „Sowas erlebt man nicht so oft bei den Juniors. Es waren sogar noch mehr Leute da als bei den French Open in Paris, bei meinem Achtel- und Viertelfinale.“

Bemerkenswert an Schwärzlers Erfolg: Das beste Tennis vermochte er in Osaka diesmal nicht abzurufen. „Es war vor allem in den letzten zwei Runden nicht annähernd das, was ich kann. Ich habe sehr schlecht serviert, nicht gut returniert, aber mich stets irgendwie durchgekämpft.“ Dass er nun die Top Ten geknackt hat, das bedeute ihm „natürlich viel. Mich noch weiter vorzuspielen, wäre aber super und ein Ziel, um auch am Jahresende zu den Top Ten zu zählen.“ Denn diese erhalten dank des Accelerator-Programms der ATP und ITF im nächsten Jahr bis zu acht Hauptbewerbs-Startplätze bei ATP-50- bzw. ATP-75-Challengern und bis zu zwei Hauptfeld-Tickets für ITF-M25- bzw. -M15-Turniere, was den Übergang ins Herren-Profitennis um einiges erleichtern könnte. Jetzt auch in einem Satz mit dem letzten großen Jugendtitelträger Österreichs Thiem genannt zu werden, „bedeutet mir viel. Er ist zwar Grand-Slam-Sieger, das ist nochmal was ganz anderes. Aber natürlich freut’s mich, wenn man mich mit ihm vergleicht, und ich bin sehr happy, dass man so etwas über mich schreiben kann. Es ist zwar Druck, aber es war ja auch ein Erfolgserlebnis und etwas Positives.“

Schwärzler fliegt noch Sonntagmittag weiter zu den 2023 ITF World Tennis Junior Tour Finals nach Chengdu, dem Abschlussturnier der besten acht Spieler:innen des Jahres. Naturgemäß mit breiter Brust, „aber es sind nur gute Spieler dort. Es wird dort normal kein Match geben, dass man mal 6:2, 6:2 gewinnt, weil man einfach besser ist – außer einer hat mal einen schlechten Tag und man selbst einen guten. Es ist da vom Level her alles sehr eng beisammen.“ Das Ziel ist klar: „Ich würde das Turnier natürlich sehr gerne gewinnen, aber mein Ziel ist erst mal, die Gruppenphase zu überstehen, das wäre schön. Ich will versuchen, Match für Match zu nehmen und zu gewinnen.“ Der Turniersieg bringt in China einen Reisekostenzuschuss in Höhe von 17.000 US-Dollar, auch der Achte darf sich über 8500 US-Dollar freuen.

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Joel Schwärzler (links) mit Mädchensiegerin Emerson Jones (rechts).
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