Grabher erreicht in Rabat als 1. Österreicherin seit fast 10 Jahren WTA-Finale
Der Siegeslauf von Julia Grabher bei der Generalprobe zu den French Open in Paris geht munter weiter. Die 26-Jährige hat beim Grand Prix son Altesse Royale la Princesse Lalla Meryem in Rabat am Freitagnachmittag als erste ÖTV-Dame seit knapp zehn Jahren das Finale eines WTA-Turniers erreicht – damals hatte ihre Vorarlberger Vorgängerin Yvonne Meusburger am 21. Juli 2013 beim Heimevent in Bad Gastein in Salzburg triumphiert. Im Nordosten Afrikas ließ sich Grabher nun in der Vorschlussrunde auch von der WTA-Tour-Hauptfelddebütantin Julia Riera nicht aufhalten. Die Dornbirnerin (WTA 74) bezwang die Argentinierin (WTA 195) nach rund 2:19-stündigem Kampf mit 6:1, 3:6, 7:6 (6). Um einen ersten WTA-Titel spielt der Schützling von Österreichs Startrainer Günter Bresnik damit am Samstag um 13:00 Uhr MESZ gegen die Italienerin Lucia Bronzetti (WTA 102), die die zweitgereihte US-Weltklassespielerin Sloane Stephens (WTA 35) erstaunlich klar mit 6:1, 6:1 abfertigte. Es wird das zweite Duell der beiden – nach jenem im Finale des ITF-W60-Turniers in Bellinzona (Schweiz) im April 2021, das Grabher damals deutlich mit 6:2, 6:3 gewonnen hatte.
Nach einem Dreisatz-Sieg nach Satzrückstand, einem Zweisatz-Erfolg und der Aufgabe der topgesetzten Italienerin Martina Trevisan (WTA 26) im Viertelfinale vom Donnerstag benötigte Grabher gegen Riera starke Nerven. Obwohl Österreichs Spitzenspielerin noch bestens startete und einem souveränen Sieg entgegenzusteuern schien: Sie breakte die Südamerikanerin im ersten Satz zum 2:0 und 5:1 sowie im zweiten Durchgang zum 2:1 – und lag so bereits deutlich mit 6:1, 3:1 voran. Danach riss allerdings der Faden, Grabher verlor sechs Games in Folge und geriet auch im Entscheidungssatz mit 0:1 (samt dreier Spielbälle für Riera im nächsten Game) und 1:3 bzw. 2:4 mit Break ins Hintertreffen. Die Vorarlbergerin konnte jedoch zum 1:1 und zu null zum 4:4 ausgleichen, bei diesem Stand nochmal eine Breakchance abwehren und sich dadurch ins alles entscheidende Tiebreak retten. Dort machte sie einen 0:2- und 4:5-Minibreak-Rückstand jeweils wett und nützte letztlich ihren zweiten Matchball.
„Habe auch morgen nichts zu verlieren“
„Im ersten Satz habe ich alles auf den Platz gebracht, was ich mir vorgenommen habe, dann ist etwas die Leichtigkeit abhandengekommen“, schrieb Grabher danach auf ihrer offiziellen Fanseite auf facebook. „Ich habe das Momentum verloren, die Gegnerin mit zu vielen Eigenfehlern stark gemacht. Damit ist es eine richtig toughe und sehr enge Partie geworden. Entscheidend war, dass ich immer daran geglaubt und mental die Oberhand behalten habe“, befand sie. „Erstmals ein Finale auf der WTA-Tour bestreiten zu können, ist eine super Sache und tolle Belohnung, ich habe auch morgen nichts zu verlieren und freue mich auf die Challenge.“ 20.226 US-Dollar Preisgeld und 180 WTA-Punkte hat die heimische Nummer eins jetzt schon sicher. Mit Letzteren wird sie in der Weltrangliste ihr aktuelles Career High deutlich verbessern, nämlich um gleich 13 Ränge auf Position 61. Ein Finalerfolg brächte ihr 100 weitere Zähler und damit erstmals den Sprung unter die besten 60 der Welt, auf Platz 52 oder 53 (je nach Ausgang des Straßburg-Finales).