Wiener Tennisverband
Allgemeine Klasse Turniere

Misolic und Zimmer gewinnen erstmals Österreichische Hallenmeisterschaften

Der Herren-Topfavorit gewinnt in Bad Waltersdorf ein dramatisches, rein steirisches Endspiel.
Verfasst von: Manuel Wachta, 19.11.2023
© Josef Lederer
Von links nach rechts im Vordergrund: Markus Pingitzer (Turnierleiter), Sascha Freitag (Turnierorganisator), Jürgen Roth (ÖTV-Vizepräsident), Alexandra Zimmer, Filip Misolic, Barbara Muhr (STTV-Präsidentin), Josef Hauptmann (Bürgermeister von Bad Waltersdorf).

Mit den Premierensiegen von Filip Misolic und Alexandra Zimmer sind diesen Sonntag zu Mittag die vom 12. bis 19. November im Sportaktivpark Bad Waltersdorf ausgetragenen Österreichischen Hallenmeisterschaften 2023 zu Ende gegangen. Bei den Herren wurde damit der Topgesetzte seiner Favoritenrolle, als aktuelle Nummer 156 der Welt, gerecht und rang nach einem dramatischen, rein steirischen Finalspiel den Überraschungsmann Hans-Peter Kaufmann mit 6:2, 2:6, 7:5 nieder. Bei den Damen schafften dahingegen mit Wildcard-Empfängerin Zimmer und Qualifikantin Ava Schüller gleich zwei 17 Jahre junge Niederösterreicherinnen überraschend den Einzug ins Endspiel – mit dem besseren Ende für Erstere, die sich durch ein 6:2, 7:6 den Siegerinnenscheck in der Höhe von 1500 Euro sicherte. Finalist und Finalistin erhielten je 800 Euro Preisgeld. In allen Doppelbewerben waren die Entscheidungen bereits am Samstag gefallen. Bei Herren und Damen setzten sich mit Dominik Wirlend (OÖTV) / Christoph Lang (WTV) sowie der letztjährigen Double-Gewinnerin Veronika Bokor (NÖTV) und Liel Marlies Rothensteiner (NÖTV) jeweils die auf eins gesetzten Paarungen durch. Und auch im Mixed-Doppel lagen die Topgesetzten auf Erfolgskurs, ehe Gregor Ramskogler (OÖTV) und Chiara Semmelmeyer (NÖTV) zum Finale gegen die zweitgereihten Felix Steindl (NÖTV) und Marlies Szupper (NÖTV) aufgrund einer Verletzung von Ramskogler nicht antreten konnten.

Pechvogel Kaufmann überknöchelt bei Führung im 3. Satz

Der Herrenbewerb brachte, mit dem Heimvorteil im Rücken, regelrechte STTV-Festspiele: Alle vier Semifinalisten sind nämlich bei einem steirischen Club gemeldet, drei davon bei Bundesliga-Serienchampion ATV RE team future Irdning. Der einzige Nicht-Irdninger, das TSV-Hartberg-Tennis-Kraftpaket Kaufmann, fixierte durch ein 6:4, 3:6, 6:3 gegen den an zwei gereihten Wiener Thomas Statzberger, einst Nummer 433 in der ATP-Weltrangliste, seinen Finaleinzug. Misolic war seinerseits auch beim 6:4, 6:2 im Irdninger Duell mit Jan Kobierski weiter ohne Satzverlust geblieben, doch musste im Titelspiel schwer kämpfen. Kaufmann geriet dabei zum Pechvogel: Der 21-Jährige lag im dritten Satz schon 4:2 und 0:30 bei Aufschlag Misolic vorn, überknöchelte jedoch just bei diesem Stand im längsten Ballwechsel des Matches. „Er ist bei einer Vorhand hochgehüpft und auf der Außenkante des Schuhs gelandet“, schilderte ÖTV-Vizepräsident Jürgen Roth als Augenzeuge.

Titel hat für Misolic „einen großen Stellenwert“

„Kaufmann hat zwar nach einer Behandlungspause weitergespielt, aber stark humpelnd kaum mehr einen Schritt machen können und hat dann nur noch volles Rohr riskiert“, so Roth. Was letztlich nicht reichen sollte, um seinen Vorsprung ins Ziel zu bringen. „Es war sehr spannend. Ich habe es irgendwie geschafft, das noch zu drehen“, zeigte sich Sieger Misolic erleichtert. Die Verletzung bei Kaufmann habe er bestmöglich ausgeblendet: „Ich habe versucht, mein Spiel zu spielen, obwohl es in diesem Moment sehr schwer war, und immer das Beste daraus zu machen, nicht zu viel über anderes nachzudenken.“ Auch bei seinen vorangegangenen Partien hatte der 22-Jährige über weite Strecken zu kämpfen gehabt: „Ich spiele normalerweise nicht auf Teppich in der Halle und habe mich auch im Turnierverlauf nie richtig an den Belag gewöhnt und meinen Rhythmus gefunden.“ Umso größer war beim Sensationsfinalisten der Generali Open Kitzbühel 2022 die Freude über das Happy End: „Ich freue mich über den Titel. Er hat für mich einen großen Stellenwert, weil er mir noch gefehlt hat. Ich habe die Jugendmeisterschaften früher schon öfter mal gewonnen, aber es ist schön, es jetzt auch bei den Erwachsenen geschafft zu haben.“ 

Neo-Bresnik-Schützling Zimmer macht die Schlüsselpunkte

Die STTV-Dominanz bei den Herren legten bei den Damen die Niederösterreicherinnen an den Tag. Gleich sieben der acht Viertelfinalistinnen und alle vier Halbfinalistinnen haben NÖTV-Hintergrund. In der oberen Vorschlussrunde hatte Zimmer in einem BMTC-internen Vergleichskampf die sechstpositionierte Rothensteiner mit 6:3, 7:5 eliminiert und in der unteren Hälfte Schüller die viertgesetzte Semmelmeyer klar mit 6:2, 6:2. Zimmer konnte schließlich auch im Endspiel ihre weiße Weste behalten. „Der erste Satz war zum Beginn aber sehr eng“, meinte sie. „Ich habe die Schlüsselpunkte gemacht, bei 2:2 gebreakt und danach war ich lockerer, habe besser serviert und sie hat mehr Fehler gemacht. Aber im zweiten Satz hat Ava definitiv besser gespielt und die Fehlerquote reduziert.“ Einen 1:3-Rückstand konnte Zimmer jedoch ausgleichen und bei 5:4 und 6:5 zwar beide Male nicht ausservieren, „doch im Tiebreak war ich konstanter. Und sie hat mir drei, vier Geschenke gemacht.“ Der Titelgewinn habe für sie „schon einen hohen Stellenwert – zumal ich erst wenige nationale Damenturniere gespielt habe. Die Matches waren echt gut, speziell im Viertelfinale gegen Arabella Koller (die Topgesetzte und Nummer 974 des WTA-Rankings; Anmerkung) habe ich richtig gut gespielt.“ 2024 will sich Zimmer, aktuell 268. in der ITF-Rangliste, für die Jugend-Grand-Slams qualifizieren. Seit rund zwei Monaten trainiert sie dafür bei Österreichs Startrainer Günter Bresnik in der Südstadt.

„Sehr gelungenes Event“: Hallenmeisterschaften bis 2025 in Bad Waltersdorf

Seitens des Österreichischen Tennisverbands wurde eine höchst zufriedene Bilanz über das wichtigste nationale Hallenturnier gezogen. „Die Finalspiele waren gut besucht und es war für alle Zuseher:innen sehr spannend“, berichtete ÖTV-Vizepräsident Roth. „Das Verletzungspech von Kaufmann war natürlich sehr schade, es besteht bei ihm Verdacht auf einen Bänderriss im rechten Fuß. Wir wünschen ihm gute Besserung. Ansonsten war es ein sehr gelungenes Event.“ Dies sah auch der Turnierleiter, ÖTV-Turnier-, Wettspiel- und Ranglistenreferent Markus Pingitzer, so: „Die Veranstaltung war zum ersten Mal seit einigen Jahren wieder in Bad Waltersdorf und die Teilnehmer:innenzahlen sind dabei auf einem hohem Niveau geblieben. Erfreulich war, dass Misolic von sich aus gemeldet hatte und mitspielen wollte, ohne dass es dafür ein Startgeld gebraucht hätte. Es gab wirklich tolle, interessante und vor allem bei den Damen viele spannende Matches. Die Endspiele haben parallel stattgefunden, und es war schön zu sehen, dass dabei alle zur Verfügung gestellten Bänke voll und ca. 150 Leute auf der Anlage waren – die bis zur Siegerehrung auch dageblieben sind. Das haben wir uns alle so gewünscht und ist sehr erfreulich. Auf dem Land hat ein solches Event oft eben einen anderen Stellenwert.“ Dies bestätigt die Entscheidung des ÖTV, die Veranstaltung für gesamt drei Jahre an Bad Waltersdorf und das Team des Turnierorganisators Sascha Freitag vergeben zu haben. Womit also auch 2024/2025 nationales Spitzentennis in der Steiermark geboten wird.

| Josef Lederer
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