NÖ Open powered by EVN: Full House für Austro-Finalist Neumayer
Nach einem spektakulären Doppelfinale, welches einen Sieg der nominellem Außenseiter sah, zeigte Lukas Neumayer erneut seine Überform und zog als erster Österreicher ins Tulln-Finale ein. Dort wartet der Brite Jan Choinski.
Der Aufgalopp für den vorletzten Turniertag der NÖ Open powered by EVN 2024 hätte kaum kurzweiliger ausfallen können. Das Doppelendspiel zwischen den an Nummer zwei gesetzten Polen Karol Drzewiecki (28 Jahre; ATP-Doppel 128) und Piotr Matuszewski (26 Jahre; ATP-Doppel 105) gegen Vitaliy Sachko (27 Jahre; ATP-Doppel 320) und Milos Karol (21 Jahre; ATP-Doppel 260, zuletzt übrigens mit wechselnden Partnern Sieger bei den ITF-M15-Turnieren in Ollersbach, Arad in Rumänien und Wien) bot nämlich alles, womit der flotte Tennisvierer aufzuwarten hat. Taktische und einfach krachende Aufschläge, gefinkelte und brachiale Returns und einstudierte wie improvisierte Spielzüge auch am Netz. Am Ende war es dann das ukrainisch-slowakische Paar Sachko/Karol, das ja schon im Semifinale die Österreicher Gerald Melzer und Lukas Neumayer eliminiert hatte, die sich in ihrer Siegeransprache nach dem engen 6:4, 3:6, 11:9 durchaus nicht zu Unrecht als die Glücklicheren bezeichnen durften – und den ersten gemeinsamen Titel gebührend zu feiern verstanden.
Es war also angerichtet, und das praktisch vollzählig erschienene Publikum scharf auf den allerersten heimischen Semifinalisten in der Geschichte des ATP-100-Challengers am TC Tulln: Lukas Neumayer (22 Jahre; ATP 320). Und die ehemalige Nummer 206 der Tenniswelt startete gegen den nicht ganz zwei Jahre älteren Deutschen Rudolf Molleker (ATP 256), der es 2019 bereits auf Platz 146 der Weltrangliste geschafft hatte, genauso konsequent und präzise wie beim Viertelfinalsieg über den zweitgesetzten Jerome Kym (ATP 180). Die Aufschläge meist eher bestens platziert als unreturnierbar hart, die Returns mit viel Flugbahn und häufig unangenehm mittig angetragen – ein Mix, der auch beim im ukrainischen Severodonetsk geborenen Roger-Federer-Fan seine Wirkung tat. Allerdings folgte aufs erste Neumayer-Break zum 2:1 postwendend das Rebreak zum 2:2 – aber auch das nächste Break zum 3:2 für den Österreicher. Danach alles nach Plan und somit 6:4 für den Pongauer, dessen Mama samt Geschwistern für einen Tulln-Trip extra den Camping-Urlaub in Kroatien abgebrochen und dessen Papa die Seniorenmeisterschaft daheim in Salzburg sausen lassen hatte. Im zweiten Durchgang änderte sich an der kampfbetonten Gangart beider Akteure nur wenig. Allerdings gelangen Neumayer wieder zwei Breaks, Molleker hingegen keines. Ergo: 6:4, 6:3 nach nur 79 Minuten und das allererste rot-weiß-rote Tulln-Finalticket für Neumayer. Dessen relaxtes Fazit unmittelbar nach dem Matchball: „Es war eine extreme Partie. Extrem windig, extrem heiß, aber auch mit extrem coolem Support vom tollen Publikum! Ich bin sehr froh, dass ich auch heute wieder mein Spiel durchziehen konnte. Gegen wen ich im Finale spiele, ist mir eigentlich egal. Aber diesmal wird mir das Endresultat wahrscheinlich wichtiger sein als nur eine gute Leistung.“
Im Finale wird Deutsch gesprochen
Um das eine zu bekommen, wird das andere am Sonntag ab 12:00 Uhr mittags wohl zwingend nötig sein. Steht auf der anderen Seite doch einer, der im Laufe des Turniers stärker und stärker geworden ist. Der Brite Jan Choinski (28 Jahre; ATP 276) hatte in Runde eins den in Tulln topgesetzten, tschechischen Titelverteidiger Vit Kopriva (ATP 118) eliminiert, danach den deutschen Kampfgeist Marvin Möller (ATP 345) und dessen Landsmann Max Hans Rehberg (ATP 393), ehe er im am Freitag sein Semifinale gegen den hochveranlagten Tschechen Jakub Nikod (ATP 337) mit 6:4, 6:4 für sich entscheiden konnte. „Mit Sicherheit das von den Bedingungen her schwierigste Spiel der Woche für mich. Besonders gegen den Wind hat er mich extrem unter Druck gesetzt, und es war deshalb wichtig, keine langen Rallys zuzulassen. Das ist mir einigermaßen gut gelungen. Und jetzt freue ich mich sehr darauf, bei diesem großartigen Turnier vor hoffentlich vielen Fans gegen den Local Hero antreten zu dürfen“, meinte der im deutschen Koblenz geborene Choinski in seiner eigentlichen Muttersprache.
Sportlich getroffen haben sich die beiden Finalgegner der NÖ Open 2024 übrigens noch nie. Man kennt sich allerdings vom Sehen, da Choinski auch immer wieder – auch hier in Tulln – den fachlichen Rat von Neumayers Headcoach Günter Bresnik einholte. Vor hoffentlich wieder knapp über 400 Zuschauer:innen am Schlusstag wird dies aber wohl kaum den Unterschied ausmachen. Schon vor den Profis, ab 10:00 Uhr, dürfen übrigens bei den „NÖTV Kids Tie Breakers“ vier der besten zehnjährigen Tenniskinder des Landes auf dem Center Court ihr Können zeigen. Eine schöne Metapher, wenn man bereits vor dem finalen Match in die niederösterreichische Tenniszukunft blicken darf …
Das Finale der 4. NÖ Open powered by EVN startet um 12:00 Uhr und wird sowohl auf ORF SPORT+ wie auch auf ÖTV TV unter www.oetv.tv live übertragen.