NÖ Open powered by EVN: Neumayer weiter im Titelrennen
Der Mittwoch brachte einen Prachtauftakt, eine missglückte Verlängerung, so manchen Favoritensieg und wirklich erfreuliche Doppelresultate. Und spannende Donnerstagspartien …
Frage: Um wieviel besser hätte der bereits vierte Matchtag der NÖ Open powered by EVN noch beginnen können als der strahlend schöne Mittwoch am TC Tulln? Antwort: Nicht sehr viel besser, panierte doch der Salzburger Lukas Neumayer (ATP 320) den sechstgesetzten, britischen Ex-US-Amerikaner Oliver Crawford (ATP 225) mit einer beeindruckenden Leistung vor den Augen seines Headcoaches Günter Bresnik und jenen der bereits zahlreichen Zuschauer:innen glatt und schickte nach dem 6:4, 6:0 sein dankbares „Vergelt’s Gott“ in den blitzblauen Himmel. Die trockene Analyse des 23-jährigen Rechtshänders aus Eben im Pongau und ersten Viertelfinalisten der Turnierwoche: „Es ist mir weitgehend gelungen, meinen Matchplan durchzuziehen und in wirklich beinahe jeder Rallye aggressiv und aktiv zu bleiben. Meine Leistung war gut, was mir manchmal noch wichtiger ist als das pure Resultat.“
Schwärzler zeigt im Doppel mit Oberleitner auf
Und nun kurz zurück zur Eingangsfrage: Noch besser hätten es wohl speziell die vielen, auf den Tullner Centre Court gekommenen Fans von Österreichs großer, 18 Jahre junger Tennishoffnung Joel Schwärzler (ATP 375) gefunden, wenn dieser sich in der Verlängerung seines gestern vor Satz drei abgebrochenen Erstrundenauftritts durchsetzen hätte können. Allein, der 27-jährige, russische Qualifikant Ivan Gakhov (ATP 298) erwies sich als abgebrühter. Viel Licht, aber auch nicht wenig Schatten hingegen beim teils ungestüm agierenden Gegenüber, welches am Ende hinnehmen musste, dass man beim Tennis nicht zwingend immer den besseren Spieler als Sieger sieht. Die spektakulären Schwärzler-Punkte konnten beim 7:6 (2), 4:6, 3:6 letztlich nicht die einigermaßen zahlreichen Unforced Errors aufwiegen.
„Joel hat sich seinen durchaus angreifbaren Gegner oft genug sehr gut hergerichtet, aber dann im Abschluss wiederholt statt leichten Punkten leichte Fehler gemacht. Im Männertennis wird das bestraft“, so das Fazit des Headcoaches des Vorarlbergers, ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer. Um seinen Platz im Viertelfinale darf am Donnerstag nun jedenfalls Gakhov spielen – und das gegen den noch 20-jährigen, deutschen Qualifikanten Marko Topo (ATP 483), der bereits am Dienstagabend den viertgereihten Ungarn Zsombor Piros (ATP 212) mit 6:4, 7:6 (5) besiegt hatte. Wie zum Trost für seine Fans – und jene von Neil Oberleitner – leistete der regierende Juniorendoppel-Champion von Roland Garros, Schwärzler, dann im vorletzten Match auf dem Centre Court seinen gewichtigen Beitrag zu einem – zumindest gemäß Papierform – überraschenden Erfolg im Doppel. So schlugen Oberleitner/Schwärzler mit ihrem kraftvollen, aber dabei kreativen Spiel die topgesetzten Deutschen Jakob Schnaitter und Mark Wallner souverän mit 6:4, 6:3.
Auch Melzer/Neumayer und Kopp/Ujvary weiter
Apropos Routine: Drei Jahre älter und dementsprechend doch ein gutes Stück weiter in der Welt des Erwachsenentennis herumgekommen als Schwärzler ist der in Tulln an Nummer zwei gesetzte Schweizer Jerome Kym (ATP 180). Wieviel Routine sich auch in jungen Jahren bereits anhäufen lässt, bewies der Mann aus Rheinfelden in seinem Achtelfinale gegen den gleichaltrigen Tschechen Martin Krumich (ATP 314). Nach mit 6:4 gewonnenem erstem Satz musste der von Österreichs Ex-Davis-Cup-Spieler Markus Hipfl betreute Kym den zweiten Durchgang mit 4:6 abgeben. Dass er seinem Gegner danach postwendend wieder den Wind aus den Segeln nehmen konnte, sah der Eidgenosse auch als mentale Leistung: „Wichtig war, ihm gleich zu Beginn des Dritten deutlich zu zeigen, dass ich den Sieg mehr will als er. Sonst hätte das Match ohne Weiteres kippen können.“ Ist es aber nicht. 6:1 für Kym. Nächster Gegner ist Neumayer – am Freitag.
Zum Abschluss des Tages wurden auf dem Centre Court noch die Viertelfinalgegner für Oberleitner/Schwärzler ermittelt. Und tatsächlich gibt es am Donnerstag im dritten Spiel auf Court 1 ein rein österreichisches Duell zu sehen, setzten sich doch Gerald Melzer und Neumayer mit 7:5, 6:4 gegen das ägyptisch-slowenische Doppel Mohamed Safwat und Blaz Rola durch. Einen weiteren Erfolg in Rot-weiß-rot lieferten Sandro Kopp und Matthias Ujvary, die mit vereinten Kräften die russisch-deutsche Kombo aus Alexey Vatutin und Rudolf Molleker mit 7:6 (2), 7:6 (7) niederringen konnten und den Donnerstag mit ihrem Spiel gegen die zweitgesetzten Polen Karol Drzewiecki und Piotr Matuszewski beschließen werden. Im Einzel treffen auf dem Centre Court ab 11:00 Uhr zunächst der tschechische Oberleitner-Bezwinger Jakub Nicod (ATP 337) und der deutsche Dennis-Novak-Bezwinger Daniel Masur (ATP 294) aufeinander. Danach, um nicht vor 14:00 Uhr, der Brite Jan Choinski (ATP 276) und der Deutsche Marvin Möller (ATP 345). Und zum Tagesfinale auf dem Hauptplatz bekommt es der Kroate Luka Mikrut (ATP 391) mit dem brandgefährlichen Youngster Max Hans Rehberg aus Deutschland (ATP 393) zu tun.
Coole Szenen brachte der Mittwoch auch am Rande der Courts, wo drei „branchenfremde“ Sportstars speziell mit ihren Landsmännern auf den Plätzen mitfieberten. Dazwischen standen Weltklassekanutin Viktoria Wolffhardt, Louisa Altenhuber (Olympiazehnte im Rudern) und der vielfache Trampolin-Staatsmeister Benny Wizani im „Gartenstadt Tulln“-Talk bereitwillig und humorvoll Rede und Antwort.
Sämtliche Centre-Court-Matches am Donnerstag werden auf ORF SPORT+ bzw. auf ÖTV TV unter www.oetv.tv live zu sehen sein. Spielbeginn ist um 11:00 Uhr.