ATP Gstaad: Erstes Halbfinale beim Comeback – Thiem zurück unter den Top 200
Dominic Thiem hat am Freitag erstmals seit seinem Comeback nach seiner so schweren Handgelenksverletzung vor über einem Jahr ein Halbfinale auf der Tour erreicht. Der 28-Jährige hat beim EFG Swiss Open Gstaad im Viertelfinale einen sehr souveränen Auftritt hingelegt und sich seines Gegners nach diesmal rund 1:46 Stunden Spielzeit auch schon wieder entledigt. Der Niederösterreicher (ATP 274), der nur durch die Verwendung seines Protected Rankings im Hauptbewerb steht, besiegte den peruanischen Qualifikanten mit dem vollständigen, langen Namen Juan Pablo Varillas Patino-Samudio (ATP 115) mit 6:4, 6:3.
Thiem ist jetzt nur noch zwei Schritte davon entfernt, beim ATP-250-Sandplatzturnier in den Schweizer Bergen beim dritten Antritt seinen zweiten Pokal nach 2015 einzufahren. Er kämpft am Samstag zuerst um seine 29. Finalteilnahme auf der ATP-Tour, seine erste seit den Nitto ATP Finals im November 2020. Sein Gegner wird am morgigen Samstag ab 11:00 Uhr der zweitgesetzte Italiener Matteo Berrettini (ATP 15) sein. Schon jetzt kann von einer mehr als geglückten Generalprobe von Thiem für das nächstwöchige Heimspiel beim Generali Open Kitzbühel gesprochen werden, die schönen Erfolge in Gstaad bringen ihm immerhin 90 ATP-Punkte und ihn auch wieder knapp zurück unter die Top 200 der Welt. Ein weiterer Coup könnte ihm bis zu Platz 166 im ATP-Ranking einbringen, der Turniersieg bis zu Rang 127.
Nervosität nur beim Ausservieren
Thiem hatte in der letzten Woche mit dem Viertelfinaleinzug in Bastad (Schweden) seine wieder aufsteigende Tendenz gezeigt und hat diese in Gstaad jetzt weiter unterstrichen und das Vorwochenresultat bereits getoppt. Dabei hätte schon in Runde eins Endstation sein können: Gegen den siebtgesetzten Franzosen Hugo Gaston (ATP 59) musste er beim 1:6, 6:1, 7:6 (7) gar einen Matchball abwehren und im Achtelfinale am Donnerstag gegen den nächsten Linkshänder, den Argentinier Federico Delbonis (ATP 125), zwei Satzbälle. Nach dem Erfolg gegen den Südamerikaner sprach er vom „von den Schlägen her besten Match, seitdem ich das zweite Mal zurückgekommen bin“, also nach seinem bis inklusive der French Open mit einer Niederlagenserie erst noch misslungenen Comeback-Versuch.
Die Leistung gegen Varillas stand dieser allerdings nicht um viel nach. „Ich habe gestern gut gespielt und ich habe es heute geschafft, dran anzuschließen“, freute sich Thiem im Siegerinterview auf dem Court. „Was ich nicht geschafft habe, ist, auszuservieren.“ Und das gar in beiden Sätzen: Im ersten Satz zog er mit Breaks zum 2:1 und 5:2 zwar schnell davon, verlor dann aber neun Punkte in Folge und musste sogar einen Breakball zum 5:5 abwehren, ehe er seinen Aufschlag doch noch zur 1:0-Satzführung durchbringen konnte. Im zweiten Durchgang nahm er Varillas das Service nach jeweilig hartem Kampf zum 1:0 und 4:1 ab, führte bereits 5:1, doch wieder setzte es beim Ausservieren ein Break gegen ihn. Thiem schlug allerdings als Rückschläger postwendend zurück und fixierte dank des nächsten Breaks den Sieg.
Die kassierten Breaks beim Ausservieren führte er auf ein wenig Nervosität zurück, weil er lange in keinem Semifinale gestanden war – genauer gesagt seit Madrid im Mai 2021. „Der Druck ist relativ groß“, gab Thiem offen zu. „Ich brauche die Punkte, um im Ranking weiter raufzukommen.“ In sein nächstes Spiel wollte er aber wieder weit lockerer gehen, denn „als ich nach Bastad geflogen bin, habe ich nicht gedacht, dass ich da Viertelfinale und hier zumindest Halbfinale spiele. Ich bin mit der Entwicklung wirklich zufrieden.“ Für das Publikum hatte er einiges Lob übrig: „Normalerweise sind am Vormittag bei Matches nur wenige Zuschauer. Da ist schon früh ein voller Centercourt, das ist toll.“ Auch gegen Berrettini wird der Platz sicherlich randvoll sein, ist hier doch mit einem Tennisspektakel zu rechnen. Sein 26-jähriger Gegner stand heuer Ende Jänner bereits an sechster Stelle im ATP-Ranking, ehe er sich Ende März einer Handoperation unterziehen lassen musste, deshalb die Sandplatzsaison verpasste und in der Weltrangliste zurückfiel. Dem folgte in Wimbledon während des Turniers auch noch eine Coronaerkrankung. Thiem hat mit dem aufschlag- und vorhandstarken Italiener noch zwei Rechnungen offen: Er hat die letzten zwei Duelle mit ihm verloren und insgesamt eine negative 2:3-Bilanz.
Oswald im Doppelbewerb ebenfalls im Halbfinale
Auch in der Doppelkonkurrenz lebt indes weiterhin die rot-weiß-rote Titelchance. Philipp Oswald ist hier nämlich mit seinem Partner Robin Haase am Freitag am späten Abend in das Halbfinale eingezogen. Der Vorarlberger und der Niederländer traten nach ihrem 6:4, 6:4 über Hugo Nys (Monaco) und Jan Zielinski (Polen) diesmal noch souveräner auf. Denn die beiden fertigten die Spanier Pedro Martinez und Jaume Munar in bloß 61 Minuten mit 6:1, 6:3 ab. Haase/Oswald mussten lediglich nach einem sogleich zu Beginn geschafften Break zwei Breakbälle abwehren und ließen danach keine mehr gegen sich zu. Im ersten Satz glückten ihnen sogar drei Breaks, im zweiten vergaben sie fünf Chancen, ehe ihnen beim achten Game, nach 40:15 für Martinez/Munar, das vorentscheidende Break gelang. Danach servierten Haase/Oswald zu null aus. Im Kampf ums Endspiel treffen die beiden am Samstagnachmittag auf die Italiener Lorenzo Sonego und Andrea Vavassori.