Billie Jean King Cup: Diese Woche der ÖTV-Damen macht Österreich stolz
Mit dieser eindrucksvollen Leistung hat das heimische Damentennis wieder ein kräftiges Lebenszeichen von sich gegeben und ganz Tennis-Österreich begeistert. Die Mannschaft von ÖTV-Sportdirektorin und -Billie-Jean-King-Cup-Kapitänin Marion Maruska hat bei der stark besetzten Europa/Afrika-Gruppe I von 8. bis 13. April in Oeiras den hervorragenden zweiten Platz belegt. Nachdem sensationellerweise schon am zweiten Spieltag vorzeitig der erhoffte Wiederaufstieg ins Play-off zur Qualifikationsrunde für die Billie Jean King Cup Finals 2025 fixiert worden war, musste sich Österreichs Nationalteam am Samstag erst im Spiel um den Gesamtsieg der Niederlande knapp mit 1:2 geschlagen geben. Ende April soll die Auslosung fürs voraussichtlich wieder im November steigende Play-off über die Bühne gehen. Die genauen Termine will die ITF nächste Woche bekanntgeben.
Kein Grund zur Trauer: „Trotzdem eine Megawoche“
Nachdem die ÖTV-Damen (Julia Grabher, Sinja Kraus, Tamira Paszek, Tamara Kostic und Melanie Klaffner) am Freitag zum Auftakt der zweiten Gruppenphase im Play-off um die Plätze eins bis drei auch Serbien mit 3:0 geschlagen hatte, durfte man von der Krönung dieser erfolgreichen Länderkampfwoche in der Nähe von Portugals Hauptstadt Lissabon träumen. Auf Grabher, die sich mittwochs beim Einschlagen den Rücken verrissen hatte, wurde als Vorsichtsmaßnahme weiter verzichtet. Doch statt ihr sorgte ihre Vorarlberger Kollegin Paszek (WTA 337) durch ein 6:2, 6:3 gegen Anouk Koevermans (WTA 385) für die 1:0-Führung Österreichs. „Ich bin natürlich total happy mit dem Sieg und sehr zufrieden mit meiner Leistung, ich habe supersolide gespielt. Ich habe vor über einem Jahr schon mal gegen sie gespielt und genau gewusst, wie ich spielen muss.“ Somit konnte Paszek in dieser Woche alle ihre drei Einzelpartien gewinnen – und das auf ihrem schwächsten Untergrund, Sand: „Umso schöner natürlich. Wer weiß, vielleicht wird es noch zu meinem Lieblingsbelag in den letzten Jahren meiner Karriere?“, lächelte die 33-Jährige. Beim vor Ort nachfolgenden WTA-125-Challenger in Oeiras kann sie sich, bestens eingespielt und voller Selbstvertrauen, sogleich wieder auf der roten Asche beweisen. Es wird ihr erster WTA-Auftritt seit September 2016: „Das ist schon wunderschön und sehr emotional.“
Im zweiten Einzel traf Kraus (WTA 222) auf Suzan Lamens (WTA 164), an der sich alle in dieser Woche die Zähne ausgebissen hatten – so auch die Weltranglistenzehnte Jelena Ostapenko. Österreichs Nummer zwei im WTA-Ranking erging es dabei nicht anders: „Ich habe alles gegeben, war heute aber auch ein bisschen müde – sie hatten gestern einen Tag Pause, das hat man schon gemerkt, dass sie auf dem Platz auch relativ frisch war“, befand die Wienerin. „Ich bin eigentlich ganz gut ins Match hineingestartet, aber sie ist extrem gut drauf. Ich habe versucht, ein bisschen variabel zu spielen, habe dann jedoch meinen Rhythmus verloren, wodurch sie einfach auch die bessere Spielerin war. Ich bin mit der Woche trotzdem sehr zufrieden – ich habe die anderen Matches sonst echt gut gespielt.“ Auch die 22-Jährige will ihre gute Form in der kommenden Woche beim selben WTA-Challenger demonstrieren. Beim entscheidenden Doppel gelang ihr dies mit Paszek mit Abstrichen, Lamens erwies sich zusammen mit der Doppel-Weltklassespielerin Demi Schuurs (WTA-Doppel 10) beim 7:5, 6:3 aber erneut als zu stark. „Es war ein superenger erster Satz. Wir haben in beiden Sätzen mit Break geführt (jeweils 2:1; Anmerkung) und speziell im ersten Satz eine sehr gute Leistung gezeigt und gut zusammengespielt“, so Paszek. „Wirklich ganz, ganz viele enge Bälle auf die Linie“, aber auch viel Klasse gaben den Ausschlag für die Niederländerinnen. „Schade, aber trotzdem eine Megawoche. Wir sind natürlich alle total happy und stolz, dass wir das geschafft haben“, freute sie sich.
Freude und Stolz im ÖTV: „Brauchen uns vor niemandem verstecken!“
Auch Teamkapitänin Maruska sah trotz der 1:2-Gesamtniederlage viel Positives: „Tamira hat speziell im ersten Match gezeigt, wie gut sie spielen kann. Es war wirklich eine ganz tolle Leistung von ihr. Sinja hatte eine sehr taffe Gegnerin, die sehr gut serviert hat und auch eine gute Konterspielerin ist. Bis zum 3:3 im ersten Satz war’s sehr ausgeglichen“, dann kam Kraus etwas aus dem Konzept – zudem habe Lamens sehr stark gespielt. „Im Doppel haben Tamira und Sinja den ersten Satz sehr gut gespielt, es war alles sehr eng. Sie waren durchaus dabei, auch gegen die Doppelspezialistin Schuurs, die immer wieder ihr Können gezeigt und unglaubliche Bälle noch zurückgebracht hat. Gegen so jemanden zu spielen, ist natürlich schwierig.“ Maruskas Resümee fiel letztlich „natürlich sehr, sehr positiv aus. Der zweite Platz ist sehr gut, und wenn wir dies am Anfang gewusst hätten, dann hätten wir uns riesig gefreut – auch wenn heute ein bisschen Enttäuschung da ist. Ich freue mich riesig für die gesamte Mannschaft und bin wirklich stolz auf sie, weil das wirklich schwere Gegner waren.“ Das macht Lust aufs Play-off: „Wir haben einen richtig guten Teamspirit und brauchen uns mit dieser Mannschaft vor niemandem verstecken!“
Viel Freude herrschte auch bei ÖTV-Präsident Martin Ohneberg: „Wir sind stolz auf diese Leistung und auf den Wiederaufstieg von Österreichs Damen! Dem tut auch die heutige knappe Niederlage gegen die Niederlande keinen Abbruch mehr. Gratulation an unsere Teamchefin Marion Maruska und ihre Spielerinnen. Jetzt wünschen wir uns für Herbst ein gutes Los und ein Heimspiel.“ ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer zeigte sich vor Ort nicht minder zufrieden: „Einen zweiten Platz hätten wir am Anfang, als wir die Gruppenauslosung bekommen haben, definitiv unterschrieben. Den haben sich die Mädels am Ende fair and square erspielt – gegen Dänemark mit einem super Sieg, gegen Ungarn im Doppel die Nerven behalten. Auch die Leistung gestern gegen Serbien und heute war in Ordnung. Wir haben eine gute Truppe, die auch dann zusammenhält, wenn sie zusammenhalten muss und wo eine für die andere da ist.“
Billie Jean King Cup 2024, Europa/Afrika-Gruppe I in Oeiras (8. bis 13. April)
2. Gruppenphase
Play-off Plätze 1 bis 3
11. April: (3) Serbien – (4) Niederlande 1:2
12. April: (1) Österreich – (3) Serbien 3:0
13. April: (1) Österreich – (4) Niederlande 1:2
Tamira Paszek – Anouk Koevermans 6:2, 6:3
Sinja Kraus – Suzan Lamens 3:6, 1:6
Sinja Kraus / Tamira Paszek – Suzan Lamens / Demi Schuurs 5:7, 3:6
Play-off Plätze 4 bis 6
11. April: (2) Lettland – (9) Griechenland 0:3
12. April: (9) Griechenland – (12) Dänemark 1:2
13. April: (2) Lettland – (12) Dänemark 0:2
Play-off Plätze 7 bis 9
11. April: (6) Schweden – (7) Türkei 1:2
12. April: (5) Ungarn – (6) Schweden 3:0
13. April: (5) Ungarn – (7) Türkei 0:3
Play-off Plätze 10 bis 12
11. April: (10) Norwegen – (11) Portugal 1:2
12. April: (8) Bulgarien – (10) Norwegen 2:1
13. April: (8) Bulgarien – (11) Portugal 1:2