Auswärts gegen die Ukraine: Mammutaufgabe im Billie Jean King Cup
Gespannt waren die Blicke im Österreichischen Tennisverband am heutigen Dienstag in Richtung ITF-Headquarter in London gerichtet, wo um 13:00 Uhr MESZ die Auslosung für das Play-off des Billie Jean King Cups vorgenommen worden ist. Gebracht hat diese den ÖTV-Ladies eine absolute Mammutaufgabe: Zwar erhielt die ungesetzte Mannschaft von ÖTV-Billie-Jean-King-Cup-Kapitänin und Sportkoordinatorin Marion Maruska lediglich die Nummer sechs der acht gesetzten Nationen zugeteilt, aber eine der schwerstmöglichen Aufgaben. Denn Österreichs Damen-Nationalteam trifft im Kampf um einen Platz in der Qualifikationsrunde zu den Billie Jean King Cup Finals 2025 im Zeitraum vom 15. bis 17. November 2024 auswärts auf die Weltklassenation Ukraine. Weil sich diese bekanntlich seit über zwei Jahren in einem Krieg mit Russland befindet, ist davon auszugehen, dass die Begegnung auf neutralem Boden stattfinden wird. Seit Ausbruch des Krieges war die Ukraine bei Heimmatches 2022 in die USA, 2023 in die Türkei und am 12./13. April 2024 bei der 2:3-Niederlage gegen Rumänien neuerlich in die USA ausgewichen.
Ukraine mit 5 Spielerinnen aus den besten 41 der Welt
Die ÖTV-Damen hatten zuletzt vom 8. bis 13. April in Oeiras schon nach dem zweiten der sechs Spieltage der Europa/Afrika-Gruppe I sensationell den Wiederaufstieg ins Play-off fixiert und letztlich den hervorragenden zweiten Platz unter zwölf Nationen belegt. Doch mit der Ukraine wartet auf Julia Grabher (WTA 132), Sinja Kraus (WTA 213) und Co. jetzt freilich ein ganz anderes Kaliber. Denn die Auswahl von Ex-ATP-Profi Mikhail Filima kann aktuell mit Elina Svitolina (WTA 18), Marta Kostyuk (WTA 21), Anhelina Kalinina (WTA 32), Dayana Yastremska (WTA 34) und Lesia Tsurenko (WTA 41) gleich fünf Spielerinnen aus den besten 41 in der Weltrangliste vorweisen. „In sportlicher Hinsicht ist das natürlich eine der schwersten, möglich gewesenen Hürden und eine enorme Challenge für unser Nationalteam. Dennoch kann an einem einzelnen Wochenende immer viel passieren und haben unsere Damen gerade in letzter Zeit immer wieder bewiesen, in Länderkämpfen über sich hinauswachsen zu können. Wir freuen uns auf diese Aufgabe, und ich bin mir sicher, dass unsere Kapitänin Marion Maruska und ihr Team alles daran setzen werden, um im November vielleicht doch die große Sensation zu schaffen“, sagte ÖTV-Präsident Martin Ohneberg zum harten Los.
Maruska sieht „schwierige Auslosung“ mit längerer Ungewissheit
Die von Ohneberg angesprochene Maruska stimmte hierbei zu: „Die Ukraine ist sicherlich eine sehr schwierige Auslosung. Da hätte es sicher angenehmere Gegnerinnen gegeben. Sportlich gesehen wäre zum Beispiel Mexiko bestimmt besser gewesen – auch wenn wir da ebenfalls auswärts gespielt hätten. Die Ukraine hat ja fünf Top-50-Spielerinnen, also ein großes Aufgebot an Topspielerinnen, aus welchem sie schöpfen können, auch wenn bei ihnen natürlich nicht immer alle davon gespielt haben. Dementsprechend schwer ist diese Aufgabe, zumal wir auch noch nicht wissen, wo wir spielen werden. Das wird wohl auf neutralem Boden sein, und diesbezüglich sind wir jetzt sicher noch eine Zeit lang im Ungewissen.“ Zur Bekanntgabe des Austragungsorts und des Belags gibt es seitens der ITF eine Frist bis 1. Juli. Seitens des rot-weiß-roten Aufgebots hatte Maruska zuletzt in Oeiras von allen Spielerinnen positive Signale hinsichtlich der Bereitschaft, im November im Play-off anzutreten, wahrgenommen, „wir haben aber natürlich noch nicht so konkret drüber gesprochen, weil bis dahin noch viel Zeit ist. Und es kommt natürlich sehr darauf an, wo wir letztlich spielen werden – und gerade bei Julia Grabher auch darauf, wie sich ihr Comeback weiter gestaltet. Sie muss jetzt mal schauen, dass sie topfit wird und sie wieder mal Turniere spielt, aber grundsätzlich spielt sie immer gerne für Österreich.“
Melzer: „Einiges möglich, aber man muss die Kirche im Dorf lassen“
Der ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer sah in der Ukraine ebenso „definitiv ein sehr schwieriges Los, wenn man sich auch die Dichte bei ihren Spielerinnen anschaut. Mit fünf Spielerinnen unter den besten 41 der Welt, da braucht man sich nicht verstecken. Hiermit können sie auch sehr gut Spielerinnen ersetzen, wenn mal wer nicht kann oder verletzt sein sollte. Mit Svitolina besitzen sie auch eine absolute Topspielerin, die es nach ihrer Babypause bewiesen hat, wie schnell es gehen kann, dass man wieder zurück nach oben kommt. Dazu kommt noch, dass wir nicht wissen, wo wir spielen. Das werden sie sich erst einmal überlegen müssen – natürlich kann man nicht in der Ukraine spielen“, war dem Niederösterreicher klar. „Im Endeffekt geht es darum, gegen ein sehr starkes Team anzutreten, gegen das wir definitiv krasser Außenseiter sind. Wir werden sehen, wo die Ukraine spielen will, mit welcher Mannschaft sie dabei auftreten. Und wir werden unser Bestes geben, dass wir Paroli bieten. Klar ist es eine Herausforderung für unsere Mädels.“ Ganz chancenlos sei man nicht: „Wenn man bedenkt, dass eine Jelena Ostapenko, die eine Top-Ten-Spielerin ist, von unseren Damen auch an den Rande einer Niederlage gebracht worden ist, dann ist an so einem Wochenende einiges möglich. Aber nichtsdestotrotz muss man die Kirche im Dorf lassen, dass wir hier wirklich Außenseiter sind. Da braucht es schon richtig gute Tage von uns, damit wir da mithalten können.“
Billie Jean King Cup 2024, Play-offs (15./16. oder 16./17. November), Auslosung
(1) Schweiz – Serbien
(2) Kasachstan – Südkorea
Kolumbien – (3) Frankreich
(4) Slowenien – Niederlande
China – (5) Belgien
(6) Ukraine – Österreich
(7) Brasilien – Argentinien
Dänemark – (8) Mexiko