Wiener Tennisverband
Billie Jean King Cup

Billie Jean King Cup: Auch Ungarn besiegt – ÖTV-Damen fixieren Wiederaufstieg

Schon nach Tag zwei ist das große Ziel von Österreichs Damen-Nationalteam in Oeiras hiermit erreicht.
Verfasst von: Manuel Wachta, 09.04.2024
© GEPA pictures / Walter Luger
Große Freude im ÖTV-Team! Von links nach rechts: Julia Grabher, Jürgen Melzer (ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän), Marion Maruska (ÖTV-Sportkoordinatorin und -Billie-Jean-King-Cup-Kapitänin), Tamara Kostic, Tamira Paszek, Melanie Klaffner, Sinja Kraus, Tamara Schandl (ÖTV-Teammanagerin), Katrin Müllner (Physiotherapeutin), Felix Kubin (Masseur).

Die Mission Wiederaufstieg ist geschafft! Es ist erst der zweite der sechs Spieltage in der Europa/Afrika-Gruppe I des Billie Jean King Cups in Oeiras und den ÖTV-Damen ist der Sprung ins Play-off (im Herbst) zur Qualifikationsrunde für das Finalturnier 2025 schon jetzt nicht mehr zu nehmen. Denn nach dem überraschenden 2:1-Auftakterfolg gegen Dänemark vom Montag konnte die Mannschaft von ÖTV-Sportkoordinatorin und -Billie-Jean-King-Cup-Kapitänin Marion Maruska am späten Dienstagnachmittag auch Ungarn mit 2:1 besiegen. So wie am ersten Tag gegen die Däninnen legte Sinja Kraus vor, die Wienerin (WTA 222) konnte Adrienn Nagy (WTA 728) mit 6:4, 6:4 schlagen. Für Julia Grabher heißt es vorerst weiter warten auf ihr erstes Comeback-Erfolgserlebnis, die Vorarlbergerin (WTA 130) unterlag im zweiten Einzel Natália Szabanin (WTA 601) mit 3:6, 1:6.

Doch so wie tags zuvor machte Österreichs verlässliches Doppel Melanie Klaffner und Kraus alles klar: Die Oberösterreicherin und die Wienerin zwangen Nagy/Szabanin mit 1:6, 6:1 und 10:5 im Match Tiebreak in die Knie. Weil im Parallelspiel Dänemark gegen Bulgarien siegte, ist dem rot-weiß-roten Team der erste Platz im Pool A nicht mehr zu nehmen. Denn nur die Siegerinnen der Begegnung Dänemark gegen Ungarn am dritten und letzten Gruppenspieltag können so wie Österreich auf zwei Siegpunkte kommen – und gegen beide Nationen wurde das in dem Fall entscheidende direkte Duell bereits gewonnen. Die ÖTV-Ladies bestreiten jetzt am Mittwoch ab 12:00 Uhr MESZ noch ihre letzte Partie in der ersten Gruppenphase gegen Bulgarien. Nach einem spielfreien Tag am Donnerstag wartet ab Freitag dann eine Dreiergruppe der Gruppenersten aus Pool A, B und C um die Gesamtplätze eins bis drei in der Europa/Afrika-Gruppe I. Im Pool B stehen die Damen aus den Niederlanden indes gleichfalls als Gruppensiegerinnen und somit als Gegnerinnen Österreichs in der zweiten Gruppenphase fest.

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© GEPA pictures / Walter Luger
Sinja Kraus (links), Melanie Klaffner (rechts) und Co. dürfen jubeln. Erneut gewinnen die beiden das entscheidende Doppel zum 2:1-Erfolg.

Doppel gedreht: „Das hat wahrscheinlich keiner mehr geglaubt“

Kraus hatte am Montag sensationell die Ex-Weltranglistenerste und Australian-Open- Triumphatorin von 2018, Caroline Wozniacki, die bei 0:6, 0:1 aus deren Sicht aufgab, auf ihre Abschussliste gesetzt. Gegen Nagy war die Ausgangslage 24 Stunden später ganz anders: „Es war heute schwierig. Ich bin nicht so gut ins Match hineingestartet wie gestern, ich war auch sehr nervös. Es ist natürlich etwas anderes, wenn man als Favoritin auf den Platz geht, dann ist man einfach auch ein bisschen angespannter.“ Sie habe daher „nicht so gut gespielt. Aber ich habe gefightet und alles gegeben und versucht, mich irgendwie über die Ballwechsel ins Spiel reinzukämpfen.“ Danach habe es besser geklappt, ehe es nach klarer 5:2-Führung im zweiten Satz noch eng wurde, der fünfte Matchball saß schließlich doch. Grabher verlor im Anschluss im Einserduell gegen Szabanin allerdings auch ihr viertes Spiel seit ihrer Handgelenksverletzung mit nachfolgender Operation: „Ich bin natürlich sehr unzufrieden mit meiner Leistung. Es war ähnlich wie gestern: Zu unsicher, einfach zu viele Fehler auf unnötige Bälle – vor allem bei den Big Points. Und dann kommt so ein Ergebnis raus. Im Training geht es ja okay, nur die Umsetzung ins Match passt im Moment noch gar nicht“, haderte sie.

Grabher freute sich aber mit ihren Teamkolleginnen über den so frühzeitigen Aufstieg: „Umso erfreulicher, dass die Mädels das Doppel gewonnen haben.“ Dabei hatte es am Anfang nicht danach ausgesehen, als das bewährte Duo Klaffner/Kraus – trotz vieler enger Games – bereits 1:6, 0:1 und 0:30 bei Aufschlag Klaffner gegen Nagy/Szabanin zurücklag. „Dass wir das noch so drehen konnten, ist wirklich voll super, das hat nach dem ersten Satz wahrscheinlich keiner mehr geglaubt“, strahlte Klaffner. „Wir haben uns gesagt, wir spielen jetzt aktiver, aggressiver, gehen mehr durch, gehen ans Netz, spielen mehr Longline, weil wir jetzt nichts mehr zu verlieren haben. Das hat dann die Wende gebracht. Wir haben dann ein sehr, sehr gutes Match Tiebreak gespielt, waren voll präsent, haben uns immer gepusht und super harmoniert.“ Kraus ergänzte: „Wir sind unfassbar froh, dass wir unsere Leistung bringen, es noch drehen und gewinnen konnten. Wir freuen uns riesig, dass wir im November wieder im Play-off dabei sind.“ Für Klaffner wie Balsam auf die Wunden nach dem bitteren 2:3 im November 2023 in Schwechat, das den Abstieg in die Europa/Afrika-Gruppe I bedeutet hatte: „Da haben zwei Punkte entschieden. Ich freue mich für uns, fürs Team, für Marion, für alle, dass wir es bewiesen und aus eigener Kraft geschafft haben, wieder da hinzukommen. Ich bin selten stolz auf mich. Heute bin ich es ausnahmsweise auf mich und das Team.“

Die Harmonie im Team macht den Unterschied

Auch Teamkapitänin Maruska staunte auf ihrer Betreuerbank über den Turnaround im Entscheidungsdoppel: „Unsere Mädchen sind dann noch aktiver geworden und haben das Match richtig gut gedreht. Ich freue mich wirklich sehr für das gesamte Team und dass wir aufgestiegen sind. Das hätten wir uns alle nicht gedacht, dass wir schon am zweiten Tag den Aufstieg fixieren können. Wir hatten eine schwierige Auslosung.“ Die Niederösterreicherin zeigte sich „wirklich sehr, sehr stolz auf unser Team. Besonders hervorzuheben sind die vier Siegpunkte von Sinja, aber auch, dass wir Julia einsetzen konnten, hat uns sehr geholfen. Melanie hat auch zwei Siegpunkte geholt. Mit Tamira Paszek und Tamara Kostic haben wir ein perfektes Team, wo sie sich alle gegenseitig unterstützen und dazu beitragen, dass alle ihre Topleistungen bringen.“

Viel Lob gab es auch durch ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer vor Ort: „Absolut genial, dass die Mädels das geschafft haben. Ich freue mich extrem, dass es nun eigentlich nach zwei Begegnungen abgehakt ist, wir nach vorne schauen können. Eine coole Teamleistung. Es ist eine echt herrliche Stimmung da – das macht es einfach aus. Man sieht bei den anderen Teams, dass es nicht immer so ist. Unsere Mädels haben zusammengehalten, sich gegenseitig gepusht. Dann ist auch so etwas möglich.“ Dass die Harmonie für diesen Erfolg hauptverantwortlich ist, da waren sich alle einig. „Das Team war unfassbar. Im Tiebreak war so eine gute Stimmung auf dem Platz“, schilderte Kraus nach dem Doppel. Klaffner stimmte ein: „Die Bank und unser ganzes Team ist voll abgegangen. Es hat nie aufgehört, an uns zu glauben oder hätte gezweifelt und hat uns bei jedem Punkt voll gepusht.“

Billie Jean King Cup 2024, Europa/Afrika-Gruppe I in Oeiras (8. bis 13. April)

1. Gruppenphase, 2. Spieltag

Pool A

(1) Österreich – (5) Ungarn 2:1
Sinja Kraus – Adrienn Nagy 6:4, 6:4
Julia Grabher – Natália Szabanin 3:6, 1:6
Melanie Klaffner / Sinja Kraus – Adrienn Nagy / Natália Szabanin 1:6, 6:1, 10:5

(8) Bulgarien – (12) Dänemark 1:2

Pool B
(2) Lettland – (4) Niederlande 1:2
(7) Türkei – (11) Portugal 2:1

Pool C
(3) Serbien – (9) Griechenland 2:1
(6) Schweden – (10) Norwegen 2:1

Hier alle Ergebnisse der Europa/Afrika-Gruppe I im Billie Jean King Cup.

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