Billie Jean King Cup: Knappe Niederlage ohne Folgen gegen Bulgarien
Schon am zweiten der sechs Spieltage in der Europa/Afrika-Gruppe I des Billie Jean King Cups in Oeiras hatte Österreichs Damen-Nationalauswahl sensationell den Gruppensieg und den Wiederaufstieg ins Play-off (im Herbst) zur Qualifikationsrunde fürs Finalturnier 2025 fixiert. Der Erfolgshunger der Mannschaft von ÖTV-Sportkoordinatorin und -Billie-Jean-King-Cup-Kapitänin Marion Maruska war damit zwar noch nicht gestillt. Doch nach den 2:1-Erfolgen gegen Dänemark am Montag und gegen Ungarn am Dienstag haben die ÖTV-Ladies am Mittwoch die dritte Begegnung in der ersten Gruppenphase diesmal ganz knapp verloren, und zwar mit 1:2 gegen Bulgarien.
Im Eröffnungseinzel absolvierte zuerst Tamira Paszek ihren ersten Auftritt im Zuge der Länderkampfwoche in der Nähe von Portugals Hauptstadt Lissabon. Die Vorarlbergerin (WTA 337) setzte sich hierbei gegen Lia Karatancheva (WTA 505) nach 1:46-stündigem Kampf mit 7:5, 6:2 durch. Anschließend gab Österreichs Teamküken Tamara Kostic das Debüt im Billie Jean King Cup. Die Wienerin (WTA 672) unterlag Isabella Shinikova (WTA 266) nach 1:14-stündiger Gegenwehr mit 2:6, 4:6. So musste auch beim dritten Duell in den Gruppenspielen das Doppel entscheiden – diesmal zu Ungunsten der rot-weiß-roten Damen. Die Oberösterreicherin Melanie Klaffner und Paszek zogen gegen Karatancheva und Gergana Topalova knapp mit 7:6 (5), 1:6 und 6:10 im Match Tiebreak den Kürzeren.
Beim Parallelspiel schlug Dänemark auch Ungarn mit 2:1 und vermochte – im Gegensatz zu Österreichs Nachbarland – nach Siegpunkten zu den ÖTV-Damen aufzuschließen. Ob des gewonnenen direkten Duells gegen beide Nationen war Österreich der erste Platz im Pool A aber schon vor dem dritten Spieltag nicht mehr zu nehmen gewesen. Nun kommt die heimische Equipe in den Genuss eines spielfreien Donnerstags. Am Freitag wartet in der zweiten Gruppenphase im Pool der Erstplatzierten Serbien, Siegerinnen des Pools C, und am Samstag die Niederlande, Siegerinnen des Pools B – jeweils ab 12:00 Uhr MESZ. Dabei geht es noch um die Gesamtplätze eins bis drei und Punkte fürs Nationenranking.
„Aufstieg und die Freude darüber stehen im Vordergrund“
Für Paszek erwiesen sich mehrere aufgeholte Rückstände im ersten Satz als Wende. So etwa lag Karatancheva bereits 3:1 und 40:0 sowie 5:3 voran, als Paszek mit fünf Games in Serie die Partie drehte: „Ich habe mich dann super zurückgekämpft. Ich war eigentlich total happy, dass ich mein erstes Match auf Sand so gut hinbekommen habe und diesen Punkt fürs Team holen konnte.“ Eine Freude überwog freilich: „Ich bin megamegahappy – also in erster Linie, dass wir den Aufstieg geschafft haben. Nach der herzzerreißenden Niederlage mit 6:7 im dritten Satz im Doppel, die wir in Schwechat ja erlebt haben (beim Play-off 2023 gegen Mexiko; Anmerkung), muss ich sagen, dass es wohlverdient ist. Wir sind alle superhappy und megastolz, dass wir es jetzt schon geschafft haben“, strahlte die 33-Jährige und hob den tollen Teamgeist hervor.
Beim zweiten Einzel hätte eigentlich wieder Österreichs aktuelle Nummer eins einlaufen sollen, doch Julia Grabher verriss sich beim Einspielen den Rücken. So kam Kostic früher als gedacht zum Premierenauftritt, den sie vor allem im zweiten Abschnitt ausgeglichen gestalten konnte: „Es war ein unfassbares Erlebnis und eine tolle Erfahrung, zum ersten Mal für Österreich zu spielen“, freute sich das 18-jährige Nachwuchstalent. „Es war ein bisschen überraschend, weil Julia nicht spielen konnte und ich eigentlich für das Doppel eingeplant war. Dass ich so wenig Zeit hatte, um mich vorzubereiten, hat mich doch ein bisschen nervöser gemacht. Aber ich finde dafür, dass alles dann so spontan war, habe ich echt gut gespielt – gegen eine äußerst unangenehme Gegnerin, die einem gar keinen Rhythmus gibt“ und mehr Erfahrung habe. Als Erfolgsrezept sah Kostic neben dem tollen Zusammenhalt im gesamten Team die starken Einzelmatches von Kraus und deren nicht minder imposanten Doppeleinsätze mit Klaffner.
Diesmal bekam Kraus allerdings eine Erholungspause, und so bestritten Klaffner/Paszek die entscheidende Doppelpartie: „Wir haben schon ewig nicht zusammen gespielt, haben uns jedoch voll darauf gefreut“, verriet Klaffner. Das Duo legte „einen soliden Start“ hin, ehe es nach 5:3-Führung und Satzbällen nochmals eng wurde, „aber wir haben ein super Tiebreak gespielt.“ Im zweiten Satz verloren die beiden „nach zwei, drei knappen Games komplett den Faden. Wir haben uns da voll verunsichern lassen, sind viel fehleranfälliger geworden. Ein Match Tiebreak ist immer eng und da ist immer ein bisschen Glück dabei, und heute hat es halt nicht geklappt. Aber natürlich stehen der Aufstieg und die Freude darüber im Vordergrund“, schloss Klaffner.
So sah es auch Teamcaptain Maruska bei ihrem Resümee des Spieltags. „Tamira hat ein bisschen holprig angefangen, aber hat sich dann ganz gut einstellen können, besser und aktiver gespielt und war deutlich die bessere Spielerin.“ Die Niederösterreicherin musste nach Grabhers Verletzung („Sie dachte eigentlich, dass es geht und sie spielen kann, hat sich aber kurzfristig entschlossen, es zu lassen, da es einfach keinen Sinn macht“) dann spontan umstellen – und schickte Kostic auf den Court: „Sie hat sich tapfer geschlagen, und sich vor allem im zweiten Satz gut hineingekämpft.“ Im Doppel nahm Maruska einen „sehr starken, aktiven und aggressiven Start“ von Klaffner/Paszek wahr, die dann aber den Faden verloren und auch das Match Tiebreak nicht mehr drehen konnten. Doch kein Beinbruch – auch nicht, dass nun ein freier Tag ins Haus stehe, um sich zu erholen und das eine oder andere Wehwehchen auszukurieren. Um am Freitag gegen Serbien wieder mit ganzer Kraft zuzuschlagen.
Billie Jean King Cup 2024, Europa/Afrika-Gruppe I in Oeiras (8. bis 13. April)
1. Gruppenphase, 3. Spieltag
Pool A
(1) Österreich – (8) Bulgarien 1:2
Tamira Paszek – Lia Karatancheva 7:5, 6:2
Tamara Kostic – Isabella Shinikova 2:6, 4:6
Melanie Klaffner / Tamira Paszek – Lia Karatancheva / Gergana Topalova 7:6 (5), 1:6, 6:10
(5) Ungarn – (12) Dänemark 1:2
Pool B
(2) Lettland – (7) Türkei 2:1
(4) Niederlande – (11) Portugal 2:1
Pool C
(3) Serbien – (6) Schweden 3:0
(9) Griechenland – (10) Norwegen 3:0