US Open: Erfolgserlebnis für Thiem, Davis-Cup-Testlauf an Ofner
Optimaler Start für die ÖTV-Herren in den Hauptbewerb des letzten Grand-Slam-Turniers der Saison: Dominic Thiem und Sebastian Ofner haben am Eröffnungstag der US Open in New York am Montagabend nach MESZ im Hauptbewerb beide die zweite Runde erreicht. Der erstgenannte Niederösterreicher (ATP 81) eliminierte den an 25 gesetzten Kasachen Alexander Bublik (ATP 27) überraschend glatt mit 6:3, 6:2, 6:4 und feierte hiermit, an der Stätte seines bisher einzigen Major-Triumphs im Jahr 2020, seinen ersten Sieg bei einer der vier größten Veranstaltungen des Tenniszirkus seit Jänner 2021. Der letztgenannte Steirer (ATP 58) hatte mit Nuno Borges (ATP 79) zwar weitaus mehr Mühe, entschied den Testlauf fürs potenzielle erneute Aufeinandertreffen beim Davis Cup gegen Portugal (am 15./16. September im Multiversum Schwechat) aber mit 7:6 (5), 3:6, 7:6 (7), 6:4 für sich. Ihm glückte hierdurch bei seinem US-Open-Hauptfelddebüt gleich der erste Erfolg. Beide rot-weiß-roten Spitzenspieler bekommen es jetzt mit US-Lokalmatadoren zu tun: Thiem trifft in der zweiten Runde auf Youngster Ben Shelton (ATP 47), Ofner auf den auf zehn gesetzten Frances Tiafoe (ATP 10).
„Eine sehr lange Zeit“: Thiem beendet Negativserie
Seit dem Achtelfinaleinzug von den Australian Open 2021 hatte Thiem kein Grand-Slam-Match mehr gewonnen. Diese Negativserie vermochte der von Sommer 2021 bis Frühling 2022 wegen seiner Handgelenksverletzung ausgefallene ÖTV-Star nun zu beenden. „Das ist eine sehr lange Zeit. Ich hätte mir dafür keinen besseren Platz wünschen können, mit all den Erinnerungen, die ich hier habe. Dieser Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier ist mir sehr wichtig – das kann ich jetzt ein bisschen genießen“, freute sich der Lichtenwörther bei einer ersten Stellungnahme. Dabei hatte der 29-Jährige fürs letztwöchige ATP-250-Vorbereitungsturnier in Winston-Salem noch mit „einer Art Gastritis“, so sein Bruder und Manager Moritz Thiem, absagen müssen. Doch von einem weiter bestehenden Handicap war gegen Bublik dann glücklicherweise nichts zu merken. In nur 1:52 Stunden Spielzeit überwand er seine so unangenehme, ungemein unrhythmisch spielende Auftakthürde – dank einer starken Leistung, von der 26 Winner bei lediglich 21 unerzwungenen Fehlern zeugten. Und dank einer deutlich zu fehlerhaften Vorstellung seines Kontrahenten, dem speziell stolze 17 Doppelfehler (aufgrund seines häufig vollen Risikos auch beim zweiten Aufschlag, welches sich dieses Mal keineswegs bezahlt machen sollte) gleich mehrfach zum Verhängnis wurden.
Im zweiten Aufeinandertreffen mit Bublik nach dem 6:3, 6:7 (6), 6:3, 7:5 bei den French Open 2019 diktierte Thiem im ersten Match des Tages auf dem Grandstand schnell das Geschehen. Ein erstes Break zum 4:2 ließ er sich zwar postwendend wieder abnehmen. Ihm gelang aber gleich das nächste, nach Abwehr einer Rebreakmöglichkeit servierte er diesmal auch zur 1:0-Satzführung aus. Im zweiten Abschnitt stürmte der Schützling von Benjamin Ebrahimzadeh von 0:1 auf 5:1 davon, musste lediglich bei 2:1 die Chance aufs Rebreak zunichtemachen – und trieb Bublik besonders in dieser Phase zur Verzweiflung. Diese wurde freilich nicht geringer als dem diesjährigen Halle-Champion allein im dritten Durchgang acht Doppelfehler und Serviceverluste zum 1:0 und 5:2 für Thiem unterliefen. Im zweiten Anlauf bei eigenem Aufschlag machte Thiem letztlich den Sack zu, zu einem erstaunlich deutlichen Erfolg. Nun wartet am Mittwoch auch gegen Shelton das zweite Duell. Im April hatte sich Thiem heuer im Achtelfinale von Estoril gegen den 20-Jährigen glatt mit 6:2, 6:2 durchgesetzt, allerdings auf seinem Lieblingsbelag Sand.
Ofner nach „hartem Kampf“ dank 64 Winnern zum Premierensieg
Ofner war bei seinen bis dahin fünf Qualifikationsauftritten bei den US Open nie über die zweite Runde der Vorausscheidung hinausgekommen. Doch dank seiner so konstanten, starken Leistungen in diesem Jahr und seiner deutlichen Rankingverbesserung ersparte sich der 27-Jährige heuer den Gang über die Qualifikation und kam zu seinem US-Open-Hauptfelddebüt. Bei diesem glückte ihm nach einer schwer umkämpften, 2:55-stündigen Partie auch gleich das erste Erfolgserlebnis. Dabei waren ihm 19 Asse (bei lediglich fünf Doppelfehlern) und insgesamt stolze 64 Winner (bei 38 Eigenfehlern) äußerst behilflich – und ein gutes Nervenkostüm, besonders im dritten Satz. Anfangs gaben zunächst beide jeweils nach 40:30-Führung ihren Aufschlag ab, erst Ofner zum 0:1, danach Borges zum 1:1. Nach zweimaliger Minibreak-Führung im Tiebreak sicherte sich der St. Mareiner, mit einem weiteren Minibreak zum 6:5, in der Folge doch den Satzgewinn. Als er im zweiten Durchgang sogleich zu null breakte und sich einen 2:0- und 3:1-Vorsprung erspielte, lief es vermeintlich bereits in seine Richtung, ehe er plötzlich mit fünf verlorenen Games am Stück den Satzausgleich hinnehmen musste.
Als Ofner im dritten Satz aus einem 1:1 ein 4:1 samt einer Möglichkeit aufs Doppelbreak machte und sich kurz darauf bei 4:4 bzw. im Tiebreak bei 1:3 und 3:5 wiedersah, drohte schon ein Spiel der vergebenen Chancen. In der heiklen Phase behielt der Schützling von Wolfgang Thiem jedoch die Ruhe, wehrte bei 5:6 sogar einen Satzball ab und verwertete schließlich nach mehreren starken Punktgewinnen seinen eigenen zweiten Satzball. Das war die Vorentscheidung in der Partie: Im vierten Abschnitt zog Ofner mit den Breaks im ersten und fünften Game auf 5:1 davon, ehe Borges zwar nochmal herankam, doch beim zweiten Versuch servierte Österreichs derzeitiger Nummer-eins-Mann zum Sieg aus. „Es war ein harter Kampf und ich bin glücklich mit meiner Leistung“, freute sich Ofner über seinen ersten Hauptbewerbssieg in Flushing Meadows. Jetzt steht ihm am Mittwoch das ebenfalls erste Duell mit Tiafoe bevor, der am 19. Juni 2023 als Zehnter erstmalig in die Top Ten der Welt eingezogen war und diese Position seitdem behaupten konnte.