French Open: Sensationeller Misolic erkämpft sich Duell mit Djokovic

Bei seinem Hauptbewerbsdebüt bei einem der vier größten Turniere der Welt hatte er im Vorjahr auf Anhieb die zweite Runde der French Open in Paris erreicht. Heuer geht es für Filip Misolic mindestens einen Schritt weiter: Der 23-Jährige hat bei Roland Garros 2025 am späten Donnerstagabend sensationell erstmalig den Einzug in die dritte Runde eines Grand Slams geschafft. Der steirische Qualifikant (ATP 153) fightete den auf Position 27 gesetzten, kanadischen Linkshänder Denis Shapovalov (ATP 31) nach rund 4:15 Stunden Spielzeit mit 7:6 (5), 7:6 (6), 4:6, 4:6, 6:3 nieder. Hiermit winkt Misolic im Kampf um einen Platz im Achtelfinale ein Duell mit dem 24-fachen Major-Rekordgewinner Novak Djokovic (ATP 6). Mit dem auf sechs gereihten, 38 Jahre alten Serben verbinden ihn bereits einige gemeinsame Trainingseinheiten am Balkan. Das Match wird am Samstag über die Bühne gehen, mit Sicherheit auf einem der größten Plätze auf der Anlage am Bois de Boulogne. Schon jetzt sind „Miso“ aber 168.000 Euro Gesamtpreisgeld und 130 ATP-Punkte sicher, ein Plus von 50 Zählern gegenüber seinem letztjährigen Abschneiden. Er befindet sich in der Liveweltrangliste somit bereits auf Platz 140, bloß noch 14 Positionen hinter seinem Career High vom 24. April 2023 von Rang 126.
Misolic: „Ich kann es gar nicht verarbeiten“
Misolic startete ins erste Duell mit Shapovalov nicht nach Wunsch, musste gleich seinen Aufschlag abgeben. Der Grazer ließ sich jedoch von einem zweimaligen Breakrückstand, einem ausgelassenen Satzball bei 6:5 und zwei strittigen Schiedsrichterentscheidungen gegen sich im Tiebreak nicht aus der Ruhe bringen und holte sich mit starken Nerven die Satzführung. Im zweiten Durchgang hielt er zunächst mühelos seine Servicegames, bloß im Anschluss ans erste Break zum 4:3 nicht – nach dem Rebreak ging es abermals in die Kurzentscheidung. Diese geriet zu einem richtigen Hin und Her: Aus einem 4:2 für Misolic wurde ein 4:6, doch er wehrte beide Satzbälle ab und schnappte sich mit vier Punkten in Serie und viel Coolness auch sein schon viertes Tiebreak im Laufe des Turniers. Mit dem Rücken zur Wand nahm Shapovalov nun mehr Risiko und zog im dritten Satz auf 4:1 mit Doppelbreak davon. Misolic kam auf 4:3 und 0:30 beim Service seines Kontrahenten ran, das zweite Break konnte er aber nicht mehr aufholen. Im vierten Abschnitt vergab er bei 1:0 drei Breakchancen, was sich im Finish rächte. Im neunten Spiel kassierte er plötzlich ein Break, Shapovalov servierte nach Abwehr einer Breakgelegenheit zum Satzausgleich aus. Der fünfte Satz musste daher entscheiden.
Die Partie stand jetzt auf Messers Schneide. Als wichtig erwies sich freilich, dass Misolic gleich zu Beginn zwei Breakmöglichkeiten Shapovalovs vereiteln konnte. Im vierten Spiel schlug er darauf selbst zu, holte sich mit der dritten Chance die 3:1-Führung. Zwar blieb bei 4:1 die Gelegenheit zum Doppelbreak ungenützt, wodurch die Spannung auf dem bis zuletzt vollgepackten Court 6 bis zum letzten Punkt nicht abnahm. Doch nach zunächst wackligem Start ins finale Aufschlaggame servierte Misolic nach 15:40-Rückstand noch zum Sieg durch und verwertete dabei seinen zweiten Matchball. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll – es geht so viel durch den Kopf“, brachte der zutiefst erleichterte Schützling von Ante Andric im Interview mit Servus TV zunächst bloß heraus. „Ich kann es gar nicht verarbeiten, aber ich bin einfach glücklich.“ Nach seiner hergegebenen 2:0-Satzführung habe er sich „einfach gesagt: ‚Ich gebe noch mein Bestes – alles, was ich drinnen habe. Bleib’ positiv – ob es reicht oder nicht. Hauptsache, mit gutem Gefühl vom Platz gehen.’“ Woran er denn die so hauchdünne Entscheidung zu seinen Gunsten letztlich festmache? „Ich würde sagen wahrscheinlich viel im Kopf. Aber ich habe versucht, einfach näher zur Linie vorzurücken, was ich, glaube ich, im dritten und vierten Satz weniger gut gemacht habe. Aber ich bin stolz auf mich, dass ich das probiert habe, gut gemacht habe.“
„Einfach so glücklich“: Große Vorfreude auf Duell mit Djokovic
Die Vorfreude auf sein gleichfalls erstes Aufeinandertreffen mit Djokovic war bei Misolic merklich gewaltig: „Ich bin einfach so glücklich, dass ich die Möglichkeit habe, gegen ihn zu spielen“, strahlte er. „Hoffentlich im Chatrier drin“ – Court Philippe-Chatrier meinend, dem größten Platz der Anlage. Nun sei die Devise aber: „Mal erst mal versuchen, Energie zu holen und dann aufs Match vorbereiten.“ Ungeachtet des sensationellen Finaleinzugs beim Generali Open Kitzbühel 2022 wird es für „Miso“ gewiss der bis dato größte Auftritt in seiner Karriere, bei dem die Augen aus aller Welt auch auf ihn gerichtet sein werden.