Starker Schwärzler beschließt Jugendkarriere mit French-Open-Titel
Die French Open 2024 haben für Joel Schwärzler noch ein krönendes Ende bereitgehabt: Nach seiner Halbfinalniederlage im Einzel hat sich der 18-Jährige nun in seinem zweiten Jugend-Grand-Slam-Doppelfinale diesmal zum Champion gekürt. Der Vorarlberger (ITF 2) setzte sich am Samstagnachmittag beim Endspiel der topgesetzten Paarungen mit dem Norweger Nicolai Budkov Kjär (ITF 4) gegen die zweitgereihten Federico Cina aus Italien (ITF 9) und Rei Sakamoto aus Japan (ITF 1) nach 1:10 Stunden Spielzeit mit 6:4, 7:6 (3) durch. Schwärzler ist hiermit der vierte österreichische Jugend-Grand-Slam-Titelträger im Doppel nach seinem Trainer, dem ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer (Double in Wimbledon 1999), Nikolaus Moser (US Open 2008) und Lucas Miedler (Australian Open 2014). Womit die ÖTV-Nachwuchsasse nun bei jedem der vier größten Turniere der Welt jeweils einmal den Junioren-Doppelpokal abgestaubt haben. Einziger heimischer Sieger im Einzel ist weiterhin Melzer.
Besonderer Stellenwert: „Ich freue mich natürlich riesig“
Schwärzler hatte seine Doppelfinalpremiere auf diesem Niveau im September 2023 bei den US Open in New York nach zwei vergebenen Matchbällen noch unglücklich verloren. Diese Scharte vermochte er nunmehr auszuwetzen. Der Harder wehrte mit Budkov Kjär gleich bei 0:1 einen Breakball ab, im nächsten Game glückte den beiden selbst das den ersten Satz am Ende vorentscheidende Break. Je eine weitere Breakchance auf beiden Seiten blieb ungenützt. Als die beiden im zweiten Durchgang mit 0:5 und 30:40 deutlich ins Hintertreffen gerieten, rechneten wohl alle Beteiligten und Zuseher:innen schon mit einem alles entscheidenden Match Tiebreak um den Titel. Doch Schwärzler und Budkov Kjär machten, auf drei Games verteilt, insgesamt vier Satzbälle zunichte, retteten sich noch ins Tiebreak, wo sie rasch auf 4:0 und 6:1 davonzogen und ihren dritten Matchball verwerten konnten. Um sich anschließend von den vollen Publikumsrängen auf Court 13 der Anlage am Bois de Boulogne in Paris feiern zu lassen.
Schwärzler gratulierte bei der Siegerehrung fair den beiden Finalisten, bedankte sich bei seinem Doppelpartner Budkov Kjär und bei seinem Topteam im ÖTV-Leistungszentrum in der Südstadt, wo der heimische Youngster seit fast drei Jahren trainiert und sich bis zur Nummer eins in der Jugendweltrangliste aufgeschwungen hat. In seiner Stellungnahme für die Medien stellte der Teenager klar, dass dieser Coup für ihn doch einen besonderen Stellenwert in der Liste seiner bisherigen Errungenschaften einnehme: „Ich freue mich natürlich riesig. Nichtsdestotrotz war der Fokus immer auf dem Einzel und will ich auch eine Einzelkarriere, aber es ist schon etwas Schönes, ein Doppel bei einem Grand Slam zu gewinnen.“ Der Schlüssel zum Sieg und zum noch umgedrehten 0:5-Rückstand? „Ich glaube, dass wir in den wichtigen Momenten einfach besser als sie (Cina und Sakamoto; Anmerkung) gespielt haben. Bei 0:5 waren wir halt locker, dann sind wir noch ein bisserl herangekommen und dann haben wir richtig gut gespielt. Natürlich waren die dann auch noch ein bisschen nervös, und so ist es dann passiert.“
Auch bei ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Melzer, der Schwärzler die gesamte Turnierwoche vor Ort betreute, war die Freude über den Titelgewinn seines talentierten, vielversprechenden Schützlings sehr groß: „Das ist natürlich ein schöner Erfolg. Grand-Slam-Sieger wird man nicht jeden Tag, das ist richtig cool. Es war ein gutes Turnier von beiden, sie sind ihrer Favoritenrolle gerecht geworden. Somit kann sich Joel nun Grand-Slam-Champion nennen – zumindest bei den Junioren.“
Voller Fokus aufs Herrentennis
Schwärzler lobte auch die Chemie zwischen ihm und seinem Doppelpartner: „Ich glaube, dass wir beide gut servieren und unseren Job machen, wir einfach ein gutes Team sind. Wir verstehen uns gut und wir haben auch Spaß auf dem Platz.“ Weitere gemeinsame Auftritte wird es aber – zumindest bei den Junioren – nicht mehr geben. Denn zugleich erklärte Schwärzler, der erst vor zwei Wochen in Skopje (Nordmazedonien) sensationell bereits seinen ersten ATP-Challenger-Einzeltitel erobert hatte, seine Jugendkarriere für beendet: „Ich werde keine Juniorenturniere mehr spielen, das war das letzte“, verriet er. Weitere Einsätze in den Jugendbewerben von Wimbledon und bei den US Open werde es also nicht mehr geben. Der Fokus liegt ab sofort voll und ganz bei den Herren – wo er in der Weltrangliste in seinem so jungen Alter schon auf ATP-Position 387 aufscheint. Sein nächster großer Höhepunkt ist das Generali Open Kitzbühel (20. bis 27. Juli 2024), wo er für seine so starken Leistungen sogar eine Wildcard für den Hauptbewerb des ATP-250-Heimturniers erhielt und dadurch sein ATP-Hauptfelddebüt geben wird.