Trotz verpasster Premiere: Schwärzler „superhappy“ über 1. ITF-Finale in Antalya
Nach vier großteils beeindruckend klaren Siegen und einer tollen Turnierwoche war dann doch Schluss: Joel Schwärzler hat beim ITF-M15-Sandplatzturnier in Antalya sein erstes internationales Herrenendspiel verloren. Der erst 18 Jahre alte Vorarlberger (ATP 1061), der lediglich mittels Junior-Reserved-Platz im Hauptbewerb gestanden war, musste sich dem topgereihten Rumänen Filip Cristian Jianu (ATP 311) am Sonntagvormittag nach 76 Minuten Spielzeit mit 1:6, 2:6 geschlagen geben. Trotzdem wird sich die große heimische Zukunftshoffnung mit den acht ergatterten ATP-Punkten in der Weltrangliste am 1. April erstmals und deutlich unter die Top 1000 schieben, im Liveranking nimmt der Youngster aktuell Platz 938 ein. Der Premierentitel hätte den Schützling von ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer, der ihn in der Türkei diesmal persönlich betreute, mit weiteren sieben ATP-Zählern sogar rund 100 Ränge weiter nach vorne gebracht.
Im Finale lief es diesmal spätestens ab dem ersten Aufschlagverlust zum 1:3 nicht nach dem Geschmack Schwärzlers, seine einzige Breakmöglichkeit im Match vergab er bei 2:3 im zweiten Satz – eine Vorentscheidung zu Ungunsten des Jugendweltranglistenersten. Der trotzdem und mit Recht ein positives Resümee über diese Woche ziehen konnte: „Ich bin superhappy, dass ich das Finale erreicht habe. Auch damit, wie ich bis dahin gespielt habe und dass ich die Matches wirklich auf einem Level durchgespielt habe, was extrem wichtig ist und ein Ziel von mir und Jürgen (Melzer; Anmerkung) war“, erklärte der Harder gegenüber dem ÖTV. „Heute hatte ich leider einen schlechten Tag. Aber man muss auch sagen, dass Jianu richtig gut und genau richtig gespielt hat, wenig Fehler gemacht hat“, erkannte er die äußerst starke gegnerische Leistung an. „Ich hatte im zweiten Satz eine kleine Chance, als ich mir das Rebreak holen hätte können, diese habe ich nicht genützt, sonst hätte das vielleicht noch einmal ein Wendepunkt werden können. Er hat dann aber wie davor weitergespielt und es solide zugemacht.“ Dabei ist Jianu das Selbstvertrauen von mittlerweile stolzen 15 Siegen in Serie gewiss behilflich gewesen.
Schwärzler will mehr: „Eine gute Woche reicht natürlich nicht“
Schwärzler hätte in Antalya als erster 18-jähriger Österreicher seit niemand Geringerem als Dominic Thiem im Mai 2012 und als jüngster Österreicher seit Alexander Peya im Juli 1998 ein internationales Herrenturnier gewinnen können. Doch aufgeschoben sei für ihn nicht aufgehoben: „Das ist natürlich mein Ziel, solche Turniere regelmäßig zu gewinnen. Es fehlt an und für sich nicht so viel, einfach nur die Konstanz, die ich diese Woche aber gezeigt habe. Aber eine gute Woche reicht natürlich nicht, es muss mein klares Ziel sein, das am besten jede Woche zu schaffen.“ Seit seinem ersten und bisher einzigen Herren-Halbfinale vor einem Jahr und einer Woche, genauso in Antalya, sei seiner Meinung nach aber „schon viel weitergegangen. Bei manchen Sachen eben mehr, bei manchen Sachen weniger. Ich muss einfach konstanter werden, darum geht es. Im Allgemeinen ist bereits viel weitergegangen, ich fühle mich auch besser auf dem Platz.“
Dass er in Antalya erst die Nummer 503 der Welt besiegt und dann auch seinen zweiten Erfolg gegen einen ATP-Top-500-Spieler gefeiert hatte, gebe ihm einen weiteren Schub: „Ich wusste schon, dass ich den Level habe, um solche Spieler zu schlagen, aber bisher nur zwischendurch, wenn ich einen guten Tag habe. Zweimal nacheinander solche Leute zu schlagen, das ist schon gut und gibt mir in jedem Fall Selbstvertrauen.“ Dieses sollte ihm auch bei seinen nächsten Auftritten helfen, die auf höherer Ebene erfolgen: Er steht bei den drei ATP-75-Challengern in den USA in Sarasota, Tallahassee und Savannah auf grünem Sand jeweils über Junior-Accelerator-Plätze direkt im Hauptbewerb. Eine große Chance für Schwärzler, um kräftig Punkte und Erfahrung zu sammeln. Doch in Übersee wird die ihm gegenüberstehende Konkurrenz freilich noch stärker als in der Türkei sein.
Melzer sieht positive Woche: „Darauf kann man aufbauen“
Ein erfreuliches Fazit zog vor Ort auch Melzer: „Die ganze Woche war positiv, muss man sagen. Wenn man jetzt das Finale mal ausklammert, dann waren die restlichen Matches alle wirklich gut. Vor allem hat er sich hier Match für Match nichts zu Schulden kommen lassen, hat wirklich konstant gespielt und auf einem Level, auf dem er seine Matches so glatt gewinnt, wie er sie eben gewonnen hat, und da war ich sehr zufrieden. Es gibt nun mal meist ein schlechtes Match in der Woche. Dass das im Finale ist, ist natürlich bitter, und dass man es dort dann auch schwer gewinnt, ist halt auch logisch. Aber insgesamt kann man drauf aufbauen, auf dem ersten Finale, und ich hoffe, dass es so weitergeht.“ Im Endspiel sah der Ex-Weltklassespieler zudem eine starke Leistung Jianus: „Ich würde gar nicht sagen, dass er einen Lauf hatte, sondern er war solide – so wie er eben spielt: Der macht wenig Fehler, wenig Blödsinn, spielt richtig konstant. Joel hat heute einfach nicht die nötigen Mittel gefunden, dass er sich da wehren könnte, und deshalb geht das Ergebnis auch so glatt in Ordnung.“ Das Gute daran: „Da sieht man, woran man arbeiten muss, und das werden wir in den nächsten Wochen natürlich auch machen.“