Historische Errungenschaft: Schwärzler ist Nummer 1 der Jugendweltrangliste
Es ist wahrlich kein alljährliches Ereignis: Zum ersten Mal seit knappen 37 Jahren kann Tennis-Österreich wieder eine Nummer eins in der Jugendweltrangliste vorweisen. Seit Montagnachmittag und dem Erscheinen des neuen ITF-U18-Rankings lacht nämlich Joel Schwärzler von dessen Spitze. Obwohl der seit Samstag 18-Jährige auf seinen Start im Jugendbewerb der Australian Open in Melbourne zugunsten einer längeren Vorbereitung auf die neue Saison verzichtet hatte, konnte er den Brasilianer Joao Fonseca vom Thron verdrängen. Von den in Down Under teilnehmenden Konkurrenten hätte einzig Federico Cina dem Vorarlberger die Spitzenposition streitig machen können, der Italiener schied jedoch gleich in Runde eins aus.
So glückte Schwärzler der Sprung von zwei auf eins. „Das fühlt sich so umso besser an. Was gibt es Besseres als das zu schaffen, ohne irgendwas dafür zu machen?“, scherzte der Teenager beim Gespräch mit dem ÖTV augenzwinkernd. „Im Ernst: Ich habe am Ende des Jahres wirklich sehr gut gespielt. Ich bin wirklich sehr happy, dass ich zunächst das Ziel Top Ten erreicht habe und die Saison als Nummer drei abschließen konnte. Natürlich hätte ich bei den Jugend-Grand-Slams gerne viel besser gespielt. Aber letztlich habe ich das Ziel, das wir uns als Team gesetzt hatten, erreicht. Und ich freue mich extrem, dass ich jetzt die Nummer eins der Welt bin. Das ist ein Traum, den jeder Jugendliche hat“, so der freudestrahlende Teenager.
ÖTV-Präsident Ohneberg: „Bestätigung für die tolle Arbeit“
Seit rund zweieinhalb Jahren trainiert Schwärzler mittlerweile im ÖTV-Leistungszentrum in der Südstadt, dementsprechend groß ist auch die Begeisterung beim Verband: „Wir im Österreichischen Tennisverband freuen uns alle riesig, dass es Joel Schwärzler als ÖTV-Vertragsspieler am Montag zur Nummer eins der Jugendweltrangliste geschafft hat. Die Spitzenposition in einer Weltsportart zu bekleiden, ist eine enorm hoch einzuschätzende Leistung von Joel und gleichzeitig eine Bestätigung dafür, was für eine tolle Arbeit ÖTV- Sportdirektor Jürgen Melzer und sein Team im ÖTV-Leistungszentrum Südstadt Tag für Tag leisten und dass dieses die besten Voraussetzungen für eine Profikarriere bietet“, befand ÖTV-Präsident Martin Ohneberg. „Jetzt gilt es für Joel allerdings, weiter hart zu arbeiten, diese Leistungen zu bestätigen und dieses Niveau dann auch ins Herrentennis zu transferieren.“
Auch ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Melzer sah darin „einen schönen Erfolg für Joel, aber auch für unser ganzes Team und für den Österreichischen Tennisverband. Er ist in Vorarlberg super ausgebildet worden. Als wir begonnen haben, in der Südstadt mit ihm zu arbeiten, hatte er erst ganz, ganz wenige ITF-Punkte. Jetzt zu sehen, dass er wirklich ganz oben an der Spitze der Jugendweltrangliste steht, ist ein Riesenerfolg, auf dem man aufbauen kann. Das zeigt einfach, dass wir gute Arbeit geleistet haben. Schön wäre es, wenn er heuer noch einen Jugend-Grand-Slam gewinnen könnte“ – so wie auch Melzer selbst in Wimbledon 1999. „Das ist natürlich das Ziel“, erklärte der 42 Jahre alte Niederösterreicher, „aber das Hauptaugenmerk liegt definitiv schon beim Herrentennis.“
Dort will sich Schwärzler 2024 im ATP-Ranking „natürlich so weit wie möglich nach vorn spielen, bei den Futures wirklich gut spielen und dann auch bei den ATP-Challengern und einfach den Sprung ins Herrentennis nehmen. Und ich bin davon überzeugt, dass ich das schaffen kann und werde“, zeigte sich die aktuell größte heimische Nachwuchshoffnung selbstbewusst. Um sich bei den Profis heuer erstmals zu etablieren, hat Schwärzler eine ausgedehnte, achtwöchige Vorbereitungsphase fast schon hinter sich: „Es ist eigentlich alles dabei nach Plan gelaufen. Ich entwickle mich körperlich schon sehr gut weiter, das Level hat sich gesteigert, vor allem in der Stabilität“, berichtete er. Ab der Woche des 5. Februar will er seine erzielten Fortschritte auch auf Turnierebene ummünzen: Da erfolgt für ihn der Saisonstart bei einem ITF-M15-Hartplatzevent in Monastir, Tunesien.
In einem Atemzug mit Schaller und Muster
Als letzter Österreicher hatte übrigens Gilbert Schaller das Juniorenranking angeführt. „Im März, April 1986 war ich Nummer eins“, erinnerte sich der Steirer gegenüber dem ÖTV. Zuvor hatte auch Allzeitgröße Thomas Muster die Spitze des internationalen U18-Rankings erklommen – so wie bei Schaller aber zu einer Zeit, zu der keine historischen Ranglistendaten der ITF mehr vorhanden sind. „Das ist natürlich sehr positiv und schön, mit derartigen Spielern nun in einem Atemzug genannt zu werden, das freut mich sehr“, strahlte Schwärzler. Da stimmte Melzer ein: „Vor allem mit Tom verglichen zu werden – das muss man so nehmen. Wenn Joel mal die Karriere von ihm haben könnte, das würde ich jetzt unterschreiben“, lächelte Melzer.
Den Platz an der Sonne hat sich Schwärzler, wie auch seine rot-weiß-roten Vorgänger, trotz seiner Zuseherrolle bei den Australian Open, hart und redlich verdient. Nach dem Viertelfinale bei den French Open in Paris, dem dritten Platz bei der U18-EM in Klosters, dem Double beim ITF-J300-Turnier in Repentigny und dem Doppelfinale bei den US Open in New York hatte der Harder im Herbst nacheinander den Osaka Mayor’s Cup (ITF J500) und darauf auch sensationell die ITF World Tennis Tour Junior Finals in Chengdu für sich entschieden. Es waren die größten österreichischen Jugenderfolge seit dem Jahr 2011 durch Dominic Thiem, der letztlich allerdings „nur“ Rang zwei erreicht hatte.