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Generali Open Kitzbühel: Thiem im viertelfinalen Nervenkrimi ausgeschieden

Österreichs Weltklassespieler verpasst beim ATP-250-Heimturnier in Tirol den erhofften Sprung ins Halbfinale.
Verfasst von: Manuel Wachta, 28.07.2022
© GEPA pictures/ Patrick Steiner
Dominic Thiem

Was war das für ein dramatisches, erstes Österreicher-Viertelfinale beim Generali Open Kitzbühel? Ein Happy End hat’s aus rot-weiß-roter Sicht dabei allerdings nicht gegeben: Dominic Thiem ist beim ATP-250-Heimturnier in der Gamsstadt, nach einem unglaublich knappen Match, am Donnerstagabend ausgeschieden. Der Niederösterreicher (ATP 199), der nach seiner langen Handgelenksverletzungspause lediglich via Protected Ranking im Hauptfeld steht, unterlag dem Deutschen Yannick Hanfmann (ATP 140) – dem Finalisten von 2020, nach rund 2:28-stündigem Kampf mit 4:6, 6:3, 4:6. Dadurch ist der Traum des 28-Jährigen von seinem zweiten Titelgewinn in Kitzbühel nach 2019 für heuer vorbei. Im Kampf um einen Platz im Endspiel trifft Hanfmann am Freitag entweder auf den Serben Dusan Lajovic (ATP 80) oder Österreichs Wildcard-Überraschungsmann Filip Misolic (ATP 205), der bei seinem ATP-Debüt ja sensationell ins Viertelfinale gestürmt war. Deren für Donnerstagabend geplantes Match konnte wegen Regens und auch äußerst ungünstiger weiterer Wetterprognose nicht mehr ausgetragen werden. Diese Begegnung soll nun am Freitag um 11:00 Uhr nachgeholt werden. Im Anschluss folgen auf dem Center Court die beiden Semifinals. Das erste wird dabei zu einer rein spanischen Angelegenheit werden: Der fünftgesetzte Linkshänder Albert Ramos-Vinolas (ATP 52) fordert den drittgereihten Roberto Bautista Agut (ATP 20).

Thiem und Regen spannen die Fans auf die Folter

Vor etlicher Prominenz liefen Thiem und Hanfmann am Donnerstagnachmittag auf dem neuerlich prall gefüllten Center Court ein: Ex-ÖTV-Präsident und Finanzminister Magnus Brunner, ÖTV-Präsident Martin Ohneberg, ÖTV-Geschäftsführer Thomas Schweda, in der Box von Thiem ÖTV-Sportdirektor- und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer und der Tiroler Ex-Skisprung-Star Gregor Schlierenzauer, zudem die Ex-Fußballstars Krassimir Balakov und Klaus Augenthaler, die Ski- und Ex-Skistars Nicole Schmidhofer, Hans Knauß, Maria Höfl-Riesch, Ex-Skispringer Anton „Toni“ Innauer – sie alle und viele mehr waren vor Ort und gaben sich live im Stadion das große Highlight dieses Viertelfinaltags. Das aus rot-weiß-roter Sicht wenig aufbauend begann: Thiem verspielte bei 3:2 gleich seine ersten drei Breakmöglichkeiten, Hanfmann machte es im nächsten Game besser, nützte seine erste Chance zum 4:3 und servierte den ersten Satz aus.

Im Zweiten machte es Thiem dann weitaus besser: Mit einem imposanten Blitzstart von 15:3 in Punkten stellte er auf 3:0 sowie 0:40 als Rückschläger. Das Doppelbreak glückte ihm zwar nicht, bei eigenem Aufschlag ließ er aber nichts mehr anbrennen und erzwang so einen entscheidenden dritten Durchgang. Dieser wurde zu einem echten Nervenkrimi: Thiem wehrte bei 1:2 einen ersten Breakball und bei 3:4 noch einmal zwei Breakbälle ab, mit der vehementen, lautstarken Unterstützung der Zuschauer im Rücken. Diese trugen ihn im nächsten Spiel fast zur Vorentscheidung zu seinen Gunsten, doch auch er konnte bei 4:4 und 15:40 zwei Breakmöglichkeiten nicht verwerten. Ausgerechnet beim heiklen Spielstand von 4:5 im dritten Satz folgte eine rund 45-minütige Regenunterbrechung. In der Fortsetzung geriet Thiem nach einem Doppelfehler und einem Rückhand-Winner von Hanfmann gleich mit 0:30 in Rückstand, legte ein Ass nach, sah sich daraufhin aber mit zwei Matchbällen konfrontiert. Diese konnte Thiem noch nervenstark abwehren, doch es kam nach einem starken Return von Hanfmann gleich zum dritten Matchball. Bei diesem flog dann eine Vorhand Thiems unkontrolliert ins Aus – das Ende der Titelträume.

„Richtig, richtig bitter, das Match zu verlieren“

Thiem hatte in den letzten zwei Wochen in Bastad und Gstaad nacheinander sein erstes Viertel- und Halbfinale auf der ATP-Tour bei seinem Comeback erreicht. In Kitzbühel kam er zwar in sein drittes Viertelfinale in Folge, mit dem zweiten Semifinale am Stück sollte es jedoch nichts werden. „Es ist natürlich richtig, richtig bitter, das Match zu verlieren“, bekannte der Schützling von Nicolas Massu im Rahmen seiner Pressekonferenz nach der Niederlage. „Aber es ist für mich, wenn ich jetzt offen darüber nachdenke, auch normal. Es waren, für meine Verhältnisse, in den letzten Wochen viele Matches. Dann ist einfach das Spiel ein bisschen schwächer geworden, was ein normaler Prozess ist.“ Keineswegs ausreden wollte sich der US-Open-Gewinner von 2020 auf die Unterbrechung des Spiels: „Klar, die Regenpause war sicher ein bisserl zu einem schlechten Zeitpunkt, aber das ist für beide gleich, würde ich sagen. Es war einfach so, dass mein Spiel von Tag zu Tag ein bisserl passiver und schwächer geworden ist. Mir ist’s nicht ganz gelungen, dass ich die Handbremse löse.“

Mit der spiele er noch oft: „Ich löse sie oft erst spät im Turnier.“ Auch in den ersten zwei Matches in Kitzbühel habe er zwar richtig gut gefightet, doch: „Spielerisch waren sie ein bisserl mit angezogener Handbremse. Irgendwann muss ich’s lösen, damit ich die Spiele gewinne.“ Dies habe er erneut nicht gut genug geschafft: „Es wäre eh mir fast gelungen, dass ich das Match wieder über den Kampf gewinne. Aber irgendwann geht’s nicht mehr – und so war’s heute.“ Dennoch zeigte er sich in Summe absolut zuversichtlich: „Alles in allem ist alles auf einem sehr guten Weg – trotz der Riesenenttäuschung.“ Freilich habe sein Aus auch an der starken Leistung Hanfmanns gelegen: „Man muss sagen, ich hätte auch mit 3:5 in die Regenpause gehen können. Er hat im dritten Satz zuerst die Chancen gehabt, zu breaken. Er hat generell gut gespielt. Er ist viel auf die Bälle draufgegangen, hat relativ viel Aufschlag-Volley gespielt, mir auch teils mit den Stoppbällen wehgetan“ – und sei letztlich der verdiente Sieger gewesen.

Oswald siegt im Doppel mit Haase weiter

Im Doppel gab’s immerhin ein rot-weiß-rotes Erfolgserlebnis. Denn Philipp Oswald ist mit seinem Partner Robin Haase nach dem Finaleinzug in Gstaad nun beim Heimspiel bereits unter die letzten Vier eingezogen. Der Vorarlberger und der Niederländer eliminierten die Franzosen Sadio Doumbia und Fabien Reboul äußerst souverän mit 6:4, 6:3, ließen dabei keine einzige Breakchance gegen sich zu. Im ersten Satz nützten sie die einzige zum 2:1 und im zweiten schlugen sie neuerlich zum 2:1 sowie im letzten Game nach einem 40:15 für Doumbia/Reboul zu. Zu einem ÖTV-Semifinalduell kommt’s allerdings nicht: Die Reise von Neil Oberleitner und Jurij Rodionov ist zuvor, am Donnerstagnachmittag, unglücklich zu Ende gegangen. Der Wiener und der Niederösterreicher, die gemeinsam eine Wildcard des Veranstalters erhalten hatten, zogen gegen den Spanier Pedro Martínez Portero und den Italiener Lorenzo Sonego mit 6:4, 4:6 und 8:10 im Match Tiebreak den Kürzeren. Und das obwohl die beiden in ihrem ersten Doppel-Viertelfinale auf der ATP-Tour zweimal mit Satz und Break führten – ein 6:4, 3:1 und 40:30 sowie 4:2 und beim Entscheidungspunkt die Chance aufs 5:2 vergaben sie. Im Match Tiebreak lieferten Oberleitner/Rodionov vom 5:9 weg noch eine Aufholjagd, den vierten Matchball verwerteten ihre Gegner dann aber. Diese sind am Freitag nun zugleich die nächsten Kontrahenten von Haase/Oswald.

Hier alle Ergebnisse des ATP-Turniers in Kitzbühel.

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